Ist Künstliche Intelligenz (KI) für die Filmwelt Fluch oder Segen? Filmschaffende weltweit diskutieren das heftig. Einer, der sich bereits eine Meinung gebildet hat, ist "Frankenstein"-Regisseur Guillermo del Toro.

Haben Filme noch eine Seele, wenn sie mit Künstlicher Intelligenz (KI) erschaffen wurden? Was wird aus den Menschen, die an den Filmprojekten beteiligt sind? Wie wirkt sich der Einsatz von KI auf die Kunst aus? Diese und viele weitere Fragen stellt man sich bereits seit geraumer Zeit in der Traumfabrik. Kurz gesagt: Die Nutzung von KI ist auch in Hollywood umstritten.

Für "Frankenstein"-Regisseur Guillermo del Toro ist die Sache allerdings schon jetzt ausdiskutiert: KI wird es in seinen Filmen nicht geben. Im Gespräch mit "National Public Radio" (NPR) positionierte sich der 61-Jährige, der mit fantastischen Erzählungen wie "The Shape of Water" oder "Pans Labyrinth" berühmt wurde, klar gegen Künstliche Intelligenz.

Dabei gehe es ihm weniger um KI an sich als vielmehr um "natürliche Dummheit", wie er NPR erklärte. Er sei insbesondere an generativer KI "nicht interessiert und werde es auch nie sein", sagt er. "Ich bin 61 und hoffe, dass ich kein Interesse daran habe, sie zu benutzen, bis ich den Löffel abgebe." Entsprechend deutliche Worte habe er auch gefunden, als ihm jemand neulich per Mail die Frage gestellt habe: "Wie stehen Sie zu KI?" "Meine Antwort war sehr kurz. Ich sagte: 'Ich würde lieber sterben'", erinnert sich del Toro.

James Cameron warnt vor dem "Flaschengeist"

Sein Blockbuster-Regiekollege James Cameron warnte mit dem ersten "Terminator" schon in den 1980ern äußerst anschaulich vor den Gefahren möglicher kommender Technologien. Laut "Screen Daily" ist er sich sicher, dass generative KI "die nächste große Welle an Kino-Technologie" ist. Im August bezeichnete er KI als befreiten "Flaschengeist" - eine mythische Figur, die oft in Darstellungen Wünsche erfüllen kann. Meist besitzt die Erfüllung jener jedoch eine Kehrseite, Wünsche werden nicht so wie erwartet umgesetzt oder führen gar ins Verderben.

"Wir haben noch nicht gelernt, sie zu kontrollieren", sagte Cameron. Er könne sich derzeit kein "größeres und wichtigeres" Problem vorstellen, dem man sich widmen müsse: "Es ist entscheidend, dass wir sie beherrschen und kontrollieren, damit sie ein künstlerisches Werkzeug bleibt und Künstler nicht ersetzt. Die Vorstellung, dass diese Technologie möglicherweise Schauspieler und die einzigartige Sicht, die jeder Künstler mitbringt, ersetzen könnte, ist erschreckend." KI könne ihm zufolge "großen Schaden" anrichten. Er habe aber nie Angst vor Neuem gehabt, so der "Titanic"-Regisseur: "Ich möchte es lernen, ich möchte es selbst meistern und dann nach bestem Ermessen darüber entscheiden, wie ich es in meiner persönlichen Kunst anwende."

Als ein Hilfsmittel betrachtete der für Leinwand-Spektakel wie "Independence Day" oder "The Day After Tomorrow" bekannte Roland Emmerich die Künstliche Intelligenz im vergangenen Jahr. "Ich denke, es ist ein Werkzeug. Das ist es. Es macht die Arbeit als Regisseur einfacher", erklärte Emmerich "Variety" zufolge. Es sei "nicht so, als ob diese KI alles für dich erledigt. Du musst immer noch den richtigen Schauspieler auswählen, die richtigen Szenen drehen, das Richtige tun. Und dann kann dir KI dabei wirklich helfen."

"Mein Gott, wir sind am Arsch!"

James Camerons Befürchtung, dass KI auch Menschen ersetzen könne, ist allerdings nicht unberechtigt. Schließlich machte neulich erst Tilly Norwood Schlagzeilen - Hollywoods erste künstlich erzeugte Schauspielerin. Die täuschend menschlich aussehende Norwood sorgte bei echten Stars wie Emily Blunt für blankes Entsetzen. "Das ist eine KI? Mein Gott, wir sind am Arsch!", hatte die Schauspielerin kürzlich unverhohlen im Rahmen eines Podcasts des Branchenmagazins "Variety" beim Anblick ihrer KI-Kollegin erklärt. Diese Entwicklung sei "wirklich, wirklich beängstigend", fand Blunt. Ihr eindringlicher Appell lautete: "Bitte hört auf, uns unsere menschliche Verbindung zu nehmen."

Die US-Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA bezeichnete Norwood Ende September in einem Statement als "künstliche Darstellerin". Norwood sei "eine Figur, die von einem Computerprogramm generiert wurde, das auf der Arbeit unzähliger professioneller Darsteller trainiert wurde - ohne Erlaubnis oder Vergütung." Sie besitze weder Lebenserfahrung noch Emotionen, auf die sie sich stützen könne.

Zur selben Zeit schrieb Eline Van der Velden, Gründerin des Unternehmens, dass Tilly Norwood entwickelt hat, dass die KI-Darstellerin "kein Ersatz für ein menschliches Wesen" sei, vielmehr "ein Kunstwerk". Van der Velden sei selbst Schauspielerin und der Ansicht, dass "nichts - auch bestimmt kein KI-Charakter - das Handwerk oder die Freude menschlicher Darstellung ersetzen" kann.

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