Schon Arsène Lupin wusste, wie man in den Louvre einbricht. Aber er gab sich nicht mit ein paar Klunkern zufrieden, sondern nahm das Wertvollste, das dort zu finden ist: In seinem Geheimversteck hängt die Mona Lisa. Dort könnten die Ermittler vielleicht auch nach den in dieser Woche aus dem Pariser Museum gestohlenen napoleonischen Juwelen suchen.

Jedes französische Kind weiß, dass Lupins Versteck in der Aiguille d’Étretat liegt, einer Felsnadel vor der Alabasterküste in der Normandie. Und jeder echte Franzose hat beim Louvre-Raub sofort an den Meisterdieb gedacht, dessen geniale Coups der Schriftsteller Maurice Leblanc zwischen 1905 und 1935 in 20 Romanen, zwei Theaterstücken und etlichen Kurzgeschichten beschrieben hat.

Die erste Verfilmung zeugt davon, wie populär die Figur europaweit innerhalb weniger Jahre wurde. 1910/11 drehte der deutsche Regisseur Viggo Larsen eine Serie von fünf Kurzfilmen, in denen man jedes Mal Sherlock Holmes gegen Lupin zu Hilfe ruft. Zwar entlarven Holmes und Watson den Verbrecher immer, aber es gelingt ihm auch jedes Mal die Flucht. Erst im letzten Teil stürzt Lupin bei einem Kampf im Gebirge zu Tode. In der vorerst letzten Version spielte Omar Sy seit 2021 einen senegalesischen Einwanderer, der inspiriert von den Lupin-Romanen seines Vaters zum Meisterdieb wird.

Lupin, den man sich mit Zylinder, Frack und elegantem Umhangmantel vorstellen muss, wird in den Romanen als echter Gentleman-Verbrecher der Belle Époque geschildert. 1874 geboren, hat er Medizin und Jura studiert, beherrscht neben Latein, Griechisch und Englisch noch mehrere weitere moderne Sprachen. Gewalt verabscheut er. Er tötet nur in Notwehr. Und Frauen erweist er größten Respekt.

Die Figur und ihre Popularität zeugen von einer großen Sehnsucht, die sich bis heute gehalten hat. Wenn es schon Verbrechen gibt, dann soll wenigstens manchmal ein kriminelles Genie dahinterstecken. Der Gedanke, dass Verbrecher im Grunde dumm und vor allem gemein sind, ist allzu trostlos. Vor allem besonders spektakuläre Verbrechen fachen solche Fantasien an.

Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn sich die vermeintlichen Meisterdiebe nach ihrer Verhaftung als banale Prolls entpuppen, die einfach auch ein bisschen Glück gehabt haben. In der Wirklichkeit wurde die Mona Lisa 1911 einmal von einem ungenialen italienischen Glaser gestohlen, der sich nach im Louvre verrichteten Handwerksarbeiten dort nachts hatte einschließen lassen.

Genial mussten die heutigen Louvre-Knacker wohl auch nicht sein. Die 2019 angeschafften neuen Vitrinen für den Schmuck halfen ihnen. Das hat die Zeitschrift „Canard Enchaîné“ enthüllt. Die alten Vitrinen waren aus speziellem Panzerglas und hatten eine Vorrichtung, die den Schmuck bei einer Attacke in einen Tresor darunter fallen gelassen hätte. Diese Aufgabe hätte Arsène Lupin vielleicht gereizt, aber ein Einbruch in den Louvre von heute wäre ihm wohl zu einfach gewesen.

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