Der legendäre Journalist, Fernsehfilmer und Autor Georg Stefan Troller ist tot. Er ist am frühen Samstagmorgen, den 27. September, im Alter von 103 Jahren in Paris gestorben. Das erfuhr die „Literarische Welt“, für die Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, aus dem engsten Familienkreis.
Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Sein Vater war Pelzhändler. Nach dem Anschluss Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland im 1938 floh Troller über Prag und Paris nach New York. 1943 wurde er in den USA zum Kriegsdienst eingezogen, 1945 kam er als amerikanischer Soldat nach Europa zurück, nahm an der Einnahme Münchens teil und begleitete die US-Armee als Dolmetscher bei der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und bei der Vernehmung von Kriegsgefangenen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien kehrte Troller 1946 in die USA zurück und studierte dort unter anderem Theaterwissenschaft in New York. 1949 gelangte er mit einem Fulbright-Stipendium an die Pariser Sorbonne. Paris wurde und blieb seine Wahlheimat fürs Leben. Später arbeitete er als Autor von Dokumentarfilmen fürs Fernsehen. Von 1962 bis 1971 produzierte er für den WDR sein „Pariser Journal“, das in der ARD ausgestrahlt wurde – ein Korrespondentenformat, das für seine feuilletonistischen Qualitäten gerühmt wurde. Von 1972 bis 1993 porträtierte Troller für die ZDF-Reihe „Personenbeschreibung“ unzählige Prominente.
Als „Jahrhundertjournalisten“ hat man ihn schon lange tituliert. Nicht nur wegen der mehr als tausend Kultur-Persönlichkeiten, die er porträtiert und interviewt hat, darunter Alain Delon, Édith Piaf, Marlon Brando, Orson Welles, Audrey Hepburn, Romy Schneider, Woody Allen. Auf die Frage, wer ihm ihn seiner Sammlung fehle, antwortete Troller einmal: „Eigentlich nur Picasso. Der ist mir immer entschlüpft“.
1988 veröffentlichte er seine erste Autobiografie. 2021, zu seinem 100. Geburtstag, kam Ruth Riesers Dokumentarfilm „Auslegung der Wirklichkeit“ in die Kinos.
Seit 2021 war Troller der „Literarischen Welt“, der Literaturbeilage der WELT AM SONNTAG, als Kolumnist verbunden. Dort schrieb er bis zuletzt seine monatliche Kolumne über Begegnungen mit Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Die „Literarische Welt“ trauert um einen Jahrhundertzeugen.
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