Am Donnerstagvormittag die Eilmeldung: Collien Fernandes und Christian Ulmen geben offiziell ihre Trennung bekannt. "Och nö", ruft eine Kollegin. Im Chat erscheint das erste gebrochene Herz-Emoji. Danach merkwürdige Betroffenheitsbekundungen: "Die mochte ich"; "Nix hält"; "Schon schade".
Das Beziehungsende von Menschen, die einem persönlich unbekannt sind, überhaupt irgendwie zu bewerten – seltsam voyeuristischer, boulevardesker Reflex. Zumal es ja auch nicht so ist, dass die Beziehung der beiden uns besonders beschäftigt hätte, als es sie noch gab. Keiner von uns hat sich sonntagmorgens die Frage gestellt, wie Collien und Christian wohl gerade ihre Frühstückseier zubereiten oder wo’s für die beiden dieses Jahr in den Urlaub hingeht. Wieso also jetzt das schwere Herz?
Die Schönheit der Liebe liegt manchmal in der Unklarheit
Vielleicht liegt es daran, dass die beiden mehr waren als nur ein prominentes Paar. Anfangs, vor 15 Jahren, wirkte ihre Liebe unvermittelt. Man wäre nicht auf den ersten Blick – und genau so oberflächlich ist es gewesen – darauf gekommen, dass die beiden viel gemein hätten. Der immer etwas verhüstelte, in seinen Kommentaren gleichzeitig bissige Ulmen und die als Viva-Moderatorin bekannt gewordene, eher quirlig wirkende Fernandes. Und da beginnt ja sofort die Schönheit der Liebe: in der Unklarheit für die Welt drumherum. Wenn keiner es checkt, stimmt es meist umso mehr. Die beiden, echt? Sehr echt sogar.

Heinz Rudolf Kunze "Man macht sich zum Affen, wenn man schwärmt und voller Sehnsucht ist"
Später dann sahen wir sie in Christian Ulmens Serie "Jerks", sich selbst spielend, aber schon als Getrennte. Wie schlau das war, die reale Beziehung in der Kunst als gescheiterte darzustellen. Vorwegnahme einer hoffentlich nie eintreffenden Realität. Und sie waren sogar das: ein irgendwie gutes Ex-Paar. Latent genervt, aber im Kern weich miteinander.
Vielleicht ist ihre Trennung deshalb auch mehr als nur das Zeugnis einer gescheiterten Liebe. Wir seufzen gar nicht so sehr aus Mitgefühl mit den beiden, sondern vor allem aus Mitleid mit uns. Weil Gewissheiten Mut machen. Wenn schon im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis ständig Lieben wegbrechen, ist jeder Fixstern des Gelingens wertvoll, egal wie weit entfernt er leuchtet.
Von Fernandes-Ulmen bis Pitt-Jolie: Paare auf der Metaebene
Es gibt derlei Meta-Beziehungen immer wieder. Die Auflösung von Brangelina, also der Beziehung von Brad Pitt und Angelina Jolie, war 2016 nicht nur eine Sensation in den Klatschspalten, sondern auch in einigen von uns, weil die beiden für eine moderne Form von Familie standen: Weltruhmfrau und Weltruhmmann bekommen drei Kinder, adoptieren drei weitere aus Kambodscha, Äthiopien und Vietnam, sind dauernd im Einsatz für die gute Sache, ständig unterwegs, fast immer zusammen.

Anwesen in Frankreich Wie Brad Pitt und Angelina Jolie zu Winzern wurden – und warum sie seit Jahren im Rosé-Krieg stecken
Dass Pitt seit Jahren alkoholabhängig war und Jolie nach der Trennung freiwillig Teil eines Krieges wurde, dem das Präfix "Rosen" noch schmeichelte – blöd, klar. Am Erstimpuls aber änderte das nichts. Man hätte sie einfach lieber weiterhin zusammen gesehen. Und zwar nicht nur aus dem Grund, den Boulevardmagazine in solchen Momenten gern heucheln ("wegen der Kinder"), sondern als lebendes Beispiel dafür, dass Berufstätigkeit, soziales Engagement und Weltenbummlertum durchaus zusammengehen. Im Moment ihrer Trennung, so fühlte es sich an, scheiterte nicht nur das Paar, sondern ein Lebenskonzept.
Man kennt das aus dem privaten Umfeld. Während man die Beziehungen der allermeisten anderen Menschen ja lieber nicht führen möchte, gibt es in fast jedem Freundeskreis dieses eine Paar, das alle insgeheim beneiden, und das, wenn es sich dann doch trennt, die Beziehungen der anderen ebenfalls kurz erschüttert. Wenn die es nicht mal schaffen, haben wir dann überhaupt eine Chance?

Deshalb waren Deutsch-Soul-Fans auch so erleichtert, als Joy Denalane und Max Herre 2010 nach mehrjähriger Beziehungspause wieder zueinanderfanden. Die Berlinerin mit südafrikanischem Vater und der Stuttgarter mit dem Flausenkopf wirken nicht nur als Duett-Paar wie eine organische Abwehrrakete gegen all die Nationalismustrottel, vor denen wir unser Weltbild und unsere Idee von Freiheit auch damals schon behaupten mussten. Die Liebesgeschichte der beiden verkörpert ein Deutschland, nach dem sich viele von uns sehnen, verbunden mit der romantischen Idee, dass es Bande gibt, die trotz Krisen niemals endgültig reißen. In einer Welt, in der Herre und Denalane ein Paar sind, summt es immer irgendwo leise "Mit dir".
In Wahrheit sind all diese Paare ein Werkzeug, eine Projektionsfläche unserer Weltanschauungen. Trotzdem wäre es vermutlich zu viel verlangt, Collien Ulmen-Fernandez und Christian Ulmen vorzuwerfen, sie hätten eine gesellschaftliche Verantwortung gehabt, zusammenzubleiben.

Schluss mit Schluss, bitte!
Ein Trend sollte die Trennung solcher Projektionspaare bitte trotzdem nicht werden. Wie ernüchternd wäre es, wenn Emmanuel Macron seine 24 Jahre ältere Frau Brigitte doch für eine Jüngere verlassen würde? Wie schal das Gefühl, das zurückbliebe, wenn Michelle und Barack Obama, das Paar, das sich Hand in Hand an die Spitze eines Landes gekämpft hat, ihre Scheidung bekannt gäben? Man hört derlei Gerüchte derzeit ja immer wieder, aber da empfiehlt es sich, einen bewährten Trick von Zweijährigen anzuwenden: einfach die Ohren zuhalten.
An all diese Paare, die natürlich jederzeit das Recht dazu hätten, getrennte Wege zu gehen: Jetzt ist aber mal Schluss mit dem Schlussmachen! Ihr seid mehr als eure Gefühle. Gebt euch bitte Mühe miteinander.
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