Erinnerungen sind nie rein objektiv. Nicht umsonst spricht man von der "guten alten Zeit". Auch die Film- und Serienbranche spielt nur allzu gerne mit der Nostalgie ihrer Zuschauerinnen und Zuschauer. Die neue Serie "Chabos" sorgt bei Millennials nicht nur für nostalgische, sondern sicher auch für den ein oder anderen Fremdscham-Moment.
Bereits im Juni feierte die Dramedy beim Seriencamp Premiere. Seit dem 22. August stehen alle acht Folgen im ZDF zum Streamen zur Verfügung. Am 24. August um 20:15 Uhr feiert die Dramedy Premiere auf ZDFneo mit den ersten drei Episoden Premiere. Weitere folgen am 31. August und 7. September. "Chabos" erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte auf zwei Zeitebenen und zeichnet dabei ein authentisches Bild vom Erwachsenwerden in den frühen 2000er Jahren.
Von Sommermärchen bis ICQ - zurück ins Jahr 2006
In "Chabos" erfährt der 36-jährige Peppi (Johannes Kienast), dass er nicht zum Klassentreffen eingeladen wurde und kann es gar nicht fassen. Das muss doch ein Fehler sein. Er reist nach Hause ins Ruhrgebiet und versucht herauszufinden, wer ihn von der Gästeliste gestrichen hat, und vor allem: warum? Er erinnert sich zurück an den Sommer 2006, den er mit seinen Freunden PD (Jonathan Kriener), Alba (Loran Alhasan) und Gollum (Arsseni Bultmann) verbrachte. Doch mit einer Anzeige wegen des illegalen Downloads von "Saw II" nahm das Unheil seinen Lauf. Die Clique musste irgendwie das geforderte Bußgeld auftreiben. Dem jungen Peppi (Nico Marischka) war dabei fast jedes Mittel recht.
Von den Kulissen über die Musik und die Kleidung bis hin zur Sprache - Mickey Paatzsch und Arkadij Khaet (beide 1991 geboren) haben an alles gedacht. Das Duo ist nicht nur verantwortlich für die Drehbücher, sondern hat in allen Folgen auch die Regie übernommen. Wenn die Kamera durch ein Jugendzimmer schweift, der 16-jährige Bill Kaulitz und Boyband Overground von den Postern an der Wand grinsen und der Radiosprecher im Hintergrund die Trennung der Band Bro'Sis verkündet, macht sich die Liebe zum Detail bemerkbar. Da hört es aber noch nicht auf: Im Fernsehen diskutiert Britt Hagedorn (53) mit ihren Gästen heikle Familienprobleme, auf dem dicken Röhrenbildschirm ist die Windows-XP-Oberfläche mit dem ICQ-Chatfenster zu sehen. Das charakteristische "Oh-oh" kündigt eine neue Nachricht an. Auch die Fußball-WM, das Sommermärchen 2006, trägt als wiederkehrendes Element durch die Handlung. All das lässt das Nostalgieherz höher schlagen - was war das nur für eine schöne Zeit?
"Unser Humor bestand aus Frauen, schwul und Ausländerwitzen"
Doch spätestens bei der Sprache sollte sich der Blick klären. Denn diese ist alles andere als das, was wir heute als politisch korrekt kennen. Der erwachsene Peppi bringt es in einer Folge auf den Punkt: "Unser Humor bestand aus Frauen, schwul und Ausländerwitzen." Das zeigt sich auch an vielen fragwürdigen Spitznamen, die die Chabos an ihre Freunde und Mitschülerinnen vergeben. Zu Beginn der ersten Folge wird auf "diskriminierende Sprache und Haltung" hingewiesen, die der Authentizität dienten. Eine Triggerwarnung, wie man sie aus der heutigen Zeit kennt.
"Chabos" erzählt aber vor allem eine nahbare Geschichte über Teenager, die in dieser Zeit mit greifbaren Problemen hadern. Der erwachsene Peppi nimmt die Rolle des Erzählers ein, wendet sich direkt an das TV-Publikum und durchbricht damit die sogenannte vierte Wand. Dabei steht er manchmal selbst in der Kulisse von 2006 und schaut seinem jüngeren Ich über die Schulter. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen macht sich auch im Look der Serie bemerkbar. Die Rückblicke sind im Design damaliger TV-Sendungen gehalten. Die Antwort auf die Frage, warum Peppi nicht zum Klassentreffen eingeladen wurde, hält bis zum Ende bei der Stange. Gerade in den letzten Folgen wechselt die Tonalität von Comedy zu Drama.
Das Serienmacher-Duo bezeichnet die Show in Pressematerial als "Nostalgie, die wehtut", was gelungen ist. Die Macher haben ein stimmiges, aber auch ehrliches Portrait der 2000er Jahre gezeichnet, lassen in Nostalgie schwelgen, aber konfrontieren auch mit schmerzlichen Erinnerungen. Letzteres lädt zum Reflektieren ein - über sich, die eigene Generation oder gar die Gesellschaft.
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