Das plötzliche Aus für Stephen Colberts "Late Show" sorgt für Wirbel. Während Gerüchte über politische Einflussnahme die Runde machen, rechnet der Moderator in seiner Sendung scharf mit US-Präsident Trump und dem Sender CBS ab.
Am vergangenen Donnerstag hat der US-Sender CBS überraschend das Ende von "The Late Show with Stephen Colbert" bekannt gegeben. Nun hofften viele Fans darauf, dass der Moderator in seiner ersten Sendung nach der Ankündigung "unhinged" - also hemmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste - gegen CBS, das darüberstehende Medienunternehmen Paramount, dessen möglichen Käufer Skydance und US-Präsident Donald Trump austeilen würde. Und Colbert lieferte.
Bereits zu Beginn seiner Sendung am Montag, die auf der Straße von Protesten gegen die Trump-Regierung begleitet wurde, ging der 61-Jährige in die Vollen: Er reagierte auf einen Truth-Social-Post von Trump, in dem dieser gejubelt hatte: "Ich liebe es, dass Colbert gefeuert wurde. Sein Talent war sogar noch schlechter als seine Quoten." Der Comedian entgegnete mit gespielter Empörung: "Wie können Sie es wagen, Sir? Würde ein talentloser Mann zu folgender satirischer Wortgewandtheit fähig sein?" Dann schaltete die Regie auf die sogenannte "Eloquenz-Kamera" - Colbert blickte direkt in die Linse und sagte: "Fick dich." Das Publikum tobte.
Trump sind die meist liberalen Late-Night-Hosts schon lange ein Dorn im Auge, da sie ihn und seine zunehmend autokratische Politik auf dem Kieker haben. Auf eine Andeutung des US-Präsidenten in einem weiteren Post, Moderator Jimmy Kimmel könne als Nächstes gefeuert werden, erwiderte Colbert: "Nein, nein, absolut nicht. Kimmel, ich bin der Märtyrer. Es ist nur Platz für einen am Kreuz. Und die Aussicht von hier oben ist fantastisch. Ich kann dein Haus sehen!" Seine Berufskollegen und Freunde, darunter "Last Week Tonight"-Moderator John Oliver, "Daily Show"-Host Jon Stewart, Jimmy Kimmel, "Late Night"-Gesicht Seth Meyers, "Watch What Happens Live"-Star Andy Cohen und Journalist Anderson Cooper, waren am Montag ebenfalls in der "Late Show" zu sehen, um Stephen Colbert zu unterstützen.
"Cancel Culture ist zu weit gegangen"
Gleich zu Beginn der Sendung hatte Colbert erklärt: "Ich sag's einfach: Cancel Culture ist zu weit gegangen." Und weiter: "Am Wochenende wurde mir klar, dass sie unsere Show absetzen. Aber sie haben einen Fehler gemacht: Sie haben mich am Leben gelassen." Für die verbleibenden zehn Monate auf Sendung gelte daher: "Jetzt sind die Handschuhe ausgezogen. Ich kann endlich die unverblümte Wahrheit sagen über Donald Trump - und zwar jetzt." Was folgte, war eine bewusst lahme Kritik: "Ich mag ihn nicht. Er hat nicht die nötigen Fähigkeiten für das Präsidentenamt. Er passt nicht so gut, das ist alles."
Colbert hatte die "Late Show" 2015 nach dem Rücktritt von David Letterman übernommen und gehört seitdem zu den politisch schärfsten Stimmen im US-Fernsehen. Gleichwohl lobte Colbert den Sender CBS erneut als "großartigen Partner". Dennoch hinterfragte er die offizielle Begründung der Absetzung: "Wie kann das eine rein wirtschaftliche Entscheidung sein, wenn 'The Late Show' die Nummer 1 in den Quoten ist?" Einem anonymen Leak an die "New York Post" zufolge verliert die Show angeblich jährlich zwischen 40 und 50 Millionen US-Dollar. Colbert konterte süffisant: "Ich kann sehen, wie wir 24 Millionen verlieren - aber wo zur Hölle hat Paramount die anderen 16 Millionen ausgegeben? Ach ja …"
Damit spielte Colbert auf eine heikle Entwicklung an, die für die meisten Beobachter kein Zufall ist: Anfang Juli wurde bekannt, dass Paramount bereit ist, Donald Trump 16 Millionen US-Dollar zu zahlen, um eine Klage beizulegen. Trump hatte das Medienunternehmen verklagt, weil ein Interview der Sendung "60 Minutes" mit der Demokratin Kamala Harris seiner Meinung nach manipulativ geschnitten worden sei. Der US-Präsident hatte Paramount auf zehn Milliarden Dollar verklagt. Die außergerichtliche Einigung kam just zu einem Zeitpunkt, an dem Paramount dringend grünes Licht für eine geplante Fusion mit Skydance Media benötigt - und die liegt ausgerechnet in der Zuständigkeit der Bundeskommunikationskommission FCC, deren Vorgesetzter der Trump-Fan Brendan Carr ist.
CBS bestreitet jede Verbindung
Colbert hatte daraus am Donnerstag, als das Ende seiner Show im Mai 2026 bekannt wurde, keinen Hehl gemacht: "Ich glaube, diese Art von kompliziertem finanziellen Entgegenkommen gegenüber einem amtierenden Regierungsbeamten hat in juristischen Kreisen einen Fachbegriff. Man nennt es: eine 'fette Bestechung'." Der 61-Jährige fügte hinzu: "Denn das alles passiert genau in dem Moment, in dem die Eigentümer von Paramount versuchen, die Zustimmung der Trump-Administration zur Übernahme unseres Netzwerks durch Skydance zu bekommen."
Die geplante Übernahme von Paramount Global durch Skydance Media im Wert von acht Milliarden Dollar steht derzeit noch unter behördlicher Prüfung - insbesondere durch die FCC, die zwar eigentlich unabhängig sein sollte, aber deren Mitglieder teils von Trump eingesetzt wurden. Insider vermuten, dass die Einigung mit Trump helfen sollte, potenzielle regulatorische Hürden für den Deal abzubauen. CBS selbst bestreitet jede Verbindung zwischen der Vergleichszahlung und den Fusionsgesprächen.
Ein namentlich nicht genannter CBS-Mitarbeiter hatte sich Ende der Woche gegenüber "Fox News" dennoch kritisch geäußert: "Ich habe das Interesse an extremen politischen Positionen verloren, aber das hier fühlt sich wie ein Angriff auf die Meinungsfreiheit an. Das Timing sendet ein klares Signal: Das ist Ursache und Wirkung." Und weiter: "CBS hätte das anders verpacken können - aber man hat sich bewusst dagegen entschieden."
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