Die Nachricht wird heftig diskutiert: Am 27. Juli wird Valery Gergiev im süditalienischen Königsschloss Reggia di Caserta das Symphonieorchester des Teatro Verdi in Salerno und Solisten des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg dirigieren. Musik von Verdi, Tschaikowski und Ravel.
Persona non grata
Eine tolle Nachricht für Musikfreunde – wäre da nicht das Embargo gegen Gergiev. Als im Februar 2022 Russland die Ukraine angegriffen hatte, sollte der Star-Dirigent am Mailänder Opernhaus La Scala dirigieren. Die Theaterleitung forderte den Russen auf, sich von dem Angriffskrieg zu distanzieren. Doch das tat Gergiev nicht. Die Folge: Sämtliche Termine mit ihm an der Scala wurden abgesagt.

Nicht nur die Scala sagte Termine ab. Bis heute gilt der enge Putin-Freund und -Berater in ganz Europa als Persona non grata. Ein Embargo, das jetzt gebrochen wird. Und zwar von einem der umstrittensten Politiker Italiens.
Vincenzo De Luca ist Sozialdemokrat und Präsident der süditalienischen Region Kampanien. De Luca ist ein bärbeissiger, rechthaberischer und eigenbrötlerischer Landeschef. Er hasst es, wenn ihm seine eigene Partei, die Sozialdemokraten, Vorschriften macht. Seit langem herrscht deshalb zwischen ihm und der Parteileitung dicke Luft. Dass die ihm jetzt dringend rät, das Konzert mit Gergiev abzusagen, passt ihm gar nicht.

Seine Region, so erklärte De Luca, sei immer solidarisch mit dem ukrainischen Volk gewesen. Man habe tausende von Flüchtlingen aufgenommen. Doch man müsse, meint der Politiker, auch die Verständigung mit dem politischen Gegner suchen, also mit dem Kriegshetzer Putin. Genau deshalb breche er eine Lanze und habe Gergiev zu einem Konzert eingeladen.
«Kulturrassisten»
Intellektuelle, zahlreiche Kunstschaffende, Musiker sowie Politikerinnen fast aller Parteien, auch Italiens Kulturminister, verurteilen diese Entscheidung scharf. Matteo Salvini frohlockt währenddessen. Der Chef der rechtsextremen und ausländerfeindlichen Partei Lega ist ein erklärter Fan von Putin. Salvini nannte die Kritiker des Konzerts mit Gergiev schlicht «Kulturrassisten».
Die Entscheidung für Gergiev im Königsschloss von Caserta ist peinlich für Giorgia Meloni. Italiens Regierungschefin steht ganz auf Seiten der Ukraine und gegen Putin. Deshalb steht sie im Dauerstreit mit ihrem Koalitionspartner Matteo Salvini. Dass der Regionalpräsident Kampaniens den Russen einlädt, reisst innerhalb der Regierungskoalition Wunden auf.
Konzert oder doch nicht?
Gergiev selbst schweigt. EU-Politiker aus Brüssel und Mitglieder der russischen Oppositionspartei des im vergangenen Jahr ermordeten Alexej Nawalny machen Druck auf Regionalpräsident Vincenzo De Luca. In der Hoffnung, dass das Konzert abgesagt wird.
Doch damit ist nicht zu rechnen. Vincenzo De Luca ist ein Hardliner, der sich von niemandem, vor allem nicht von seiner eigenen Partei, etwas vorschreiben lässt. Sehr zur Freude aller italienischen Putin-Freunde in den extrem rechten und extrem linken Parteien.
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