Ski Aggu, Will Smith, Cro, Macklemore – und K.I.Z. Sie sind die Headliner beim Gurtenfestival. Eine Band, vier Solo-Acts. Auch bei anderen Festivals dominieren Einzelkünstlerinnen und -künstler. In der Hitparade ebenfalls. Und es waren Solo-Stars, die 2024 in der Schweiz am meisten gestreamt wurden: Taylor Swift, Billie Eilish und Eminem.

Die klassische Bandformation scheint aus der Mode. Solo-Acts geben seit Jahren den Ton an in der Musikbranche. Oft haben sie eine Band im Rücken, aber im Rampenlicht steht eine Person. Bis in die 1990er-Jahren machten Bands in Deutschland laut GfK Entertainment rund die Hälfte der Chartplatzierungen aus. Heute sind es sechs Prozent. In der Schweiz stammten 1980 sieben der zehn beliebtesten Songs von Bands. 2024 war Linkin Parks «The Emptiness Machine» der bestplatzierte Band-Song – auf Platz 39.
Streaming und Social Media befeuern Solo-Boom
Dass Solo-Acts boomen, liege vor allem an der Digitalisierung der Musikbranche, sagt Oliver Rosa von der Schweizer Musik- und Entertainmentagentur Gadget. «Als sich Streaming Anfang der 2010er verbreitete, war das Zielpublikum sehr jung. Und hörte vor allem elektronische Musik, Rap und Hiphop: Genres, in denen Solo-Acts stark sind.» Auch Social Media hilft: Die Geschichte einer Einzelperson lässt sich einfacher erzählen als die von fünf Bandmitgliedern.

Es hat aber auch finanzielle Gründe: Als Band muss man die – oft knappen – Einnahmen teilen. Und die Kosten für Tourneen und Produktion sind höher als bei einer Solo-Musikerin: «Eine Band braucht mehr Studiotage und eine aufwendige Mikrofonierung», sagt Rosa. Einzelkünstler, zum Beispiel im Hiphop, produzieren meist digitaler und günstiger. Ein Beat sei mit moderner Technik schnell gemacht – und um die Welt geschickt: «von einer Produzentin aus Südeuropa an einen Rapper aus den USA. Die Tonspuren werden dann einfach aufeinandergelegt».
Bands sind live stark
Auch wenn Solo-Acts die Single-Charts dominieren: Bei den Alben sieht es anders aus. In den Top 5 der meistgestreamten Alben 2024 in der Schweiz stehen gleich drei Band-Platten: von Züri West, Coldplay und Linkin Park – etablierte Gruppen mit treuen Fans. Oliver Rosa vermutet: «Langjährige Fans hören die Alben ihrer Lieblingsband oft komplett.»
Auch live sind Bands nach wie vor beliebt. Die Vorstellung einer ganzen Band auf der Bühne sei tief verwurzelt, meint Rosa. Allein schon durch Acts wie die Beatles. Ausserdem bieten Bands live ein besonderes Erlebnis: «Da ist eine eingespielte Truppe, die das live vorträgt, was sie zusammen entwickelt haben. Man spürt ihre Mission.»
Band-Hochburg Schweiz
Auf dem internationalen Markt haben Bands es schwer. Anders in der Schweiz: «Wir haben eine starke Band-Tradition, live und im Streaming.» Patent Ochsner und die Stubete Gäng gehören zu den meist gestreamten Schweizer Acts 2024. In der Hitparade sind Hecht, Megawatt und The Young Gods zurzeit vorne mit dabei. Erfolgreiche Schweizer Nachwuchsbands gebe es aber selten, so Rosa. Auch hier sei solo angesagt.
Trotzdem erkennt Rosa einen Gegentrend zum Solo-Boom. Rockmusik sei international wieder mehr nachgefragt – ein typisches Band-Genre. Die Band sei definitiv kein Auslaufmodell. «Ich bin überzeugt, dass die Band als Format mit ihrer handgemachten Musik in Zukunft wieder gefragter sein wird. Und dass junge Leute wieder stärker darauf setzen werden, als Musikerinnen und Konsumenten.»
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke