Vor dreißig Jahren waren sie die größte Band der Welt, in Cardiff feiern sie am Freitagabend das Comeback des Jahres. Sie sind wieder da: Oasis reisen noch mal, 16 Jahre nach ihrem Zerwürfnis, um die Welt, zunächst durch Großbritannien und Irland. Cardiff, die Hauptstadt von Wales, ist im Ausnahmezustand. Es gibt eine „Wonderwall“, ein Wandbild der Brüder Liam und Noel Gallagher aus schwarzen und weißen Anglerhüten. Vor dem Principality Stadium campieren seit dem Vortag Fans zu Hunderten. Warum in Cardiff? „Because Cardiff is the bullox“, twitterte Liam Gallagher, der Sänger: „Cardiff ist völliger Unsinn.“
73.000 Fans hatten das Glück und das nötige Geld für die Ticketlotterie um das Comeback und den Tourneeauftakt. Um Schlag 20.15 Uhr, Ortszeit, fängt es an mit dem instrumentalen „Fuckin’ in the Bushes“ aus dem Jahr 2000: „We put this festival on you bastards/ With a lotta love/ We worked for one year for you pigs“, bellt eine Stimme aus dem Lautsprecher. Auf Deutsch: „Wir haben dieses Festival mit viel Liebe für euch organisiert. Ein Jahr lang haben wir für euch geschuftet.“ Danach singt Liam Gallagher „Hello“ von 1995, die Eröffnungshymne, eines ihrer größten Lieder.
Er sieht aus wie immer in seinem Kapuzenparka, an seinem zu hoch gestellten Mikrofon. Noel ist der Gelassene und Reifere im Oberhemd. Nach „Morning Glory“ singen sie gemeinsam „Some Might Say“. Liam Gallagher hält seine Ansprache: „Hello beautiful people, I want you to do us a favour. I don’t ask much, I want you to turn around and put your arms around each other and jump up and fucking down.“ Er bittet alle um einen Gefallen, keinen großartigen, nur, dass sich die mehr als 70.000 einmal umdrehen, die Arme umeinander legen und so auf und nieder hüpfen. Viele kommen seinem Wunsch nach, alle nicht. Während Oasis „Fade Away“ und „Supersonic“ spielen.
Zwischen den Brüdern liegt ein angemessener Sicherheitsabstand. Angeblich reisen sie für ihre Tour getrennt und treffen sich nur auf der Bühne. Es gab allerdings auch Bilder, die sie beim Bummeln durch Cardiff zeigten. Auf der Bühne wiederum würdigen sie sich kaum eines brüderlichen Blickes. Als sie „Roll With It“ spielen, ruft Liam fröhlich: „How you getting all then, alright?“ Man weiß nicht, wen er meint. Fragt er Noel, wie es ihm geht und ob alles in Ordnung ist?
Dann ist Noel an der Reihe, er singt „Talk Tonight“ und „Little by Little“, bevor Liam wieder übernimmt, „D’You Know What I Mean“ röhrt und sich anschließend erkundigt: „What’s happening? Everyone having a good time, yeah? Is it worth the 4000 you paid for a ticket?“ Ob sich alle amüsierten und es die 4000 Pfund wert sei für eine Eintrittskarte. Nordenglischer Witz: Die Ticket- und die Schwarzmarktpreise waren der große und bisher einzige Skandal ihres Comebacks.
15 Jahre lang, zwischen ihrem Debütalbum von 1994, „Definitely Maybe“, und ihrer Trennung galten sie als größte Band der Welt – von Großbritannien aus gesehen. Am 22. August 2009 kam es im ewigen Bruderkrieg zwischen Liam und Noel Gallagher zum Bruch. Liam, heute 52 Jahre alt, warf Noel, heute 58, eine Pflaume an den Kopf und griff ihn mit einer Gitarre an. Noel stieg in den Bandshuttle und fuhr davon. Am nächsten Tag erklärte er, der Songwriter und Sänger von Hymnen wie „Wonderwall“, die Band für aufgelöst.
Die Brüder stritten weiter miteinander über die sozialen Medien. Während Liam ein Comeback nie ausschloss, wurde Noel erst weicher, als ihm „Eimer voller Geld“, wie er selbst sagte, für eine Wiedervereinigung in Aussicht standen. Er lobte sogar die Stimme seines kleinen Bruders: „Meine ist wie ein halbes Guinness an einem Dienstag. Liams ist wie zehn Tequilas in einer verdammten Freitagnacht.“
Weitere 15 Jahre nach ihrem Zerwürfnis posteten Oasis im August 2024: „Die Kanonen sind verstummt. Die Sterne stehen günstig. Alles Warten hat ein Ende.“ Kurz darauf begann der Ansturm auf die Tickets für ihre Tournee. Nun, ein Jahr nach der frohen Botschaft, geht es wieder los. 50 Millionen Pfund soll jeder der zwei Gallaghers dabei verdienen. Manche sagen sogar: Hunderte Millionen.
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