An dieser Stelle erscheint unsere monatliche Empfehlungsliste. Medienpartner sind „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten einer unabhängigen Jury küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im Juli lohnen sich:

1. Hans Joas:

Universalismus. Weltherrschaft und Menschheitsethos. Suhrkamp, 975 Seiten, 48 Euro*

Seit wann denken Menschen über ihre Gleichheit nach? Welche moralischen und religiösen, aber auch imperialen oder sogar totalitären Konzepte dafür gibt es? Zu diesen Fragen hat der Philosoph Hans Joas ein Opus Magnum verfasst, das wir auch noch in Jahrzehnten aufschlagen können.

2. Ira Peter:

Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen. Goldmann, 256 Seiten, 22 Euro*

Die Community der Russlanddeutschen ist mit vielen Klischees konfrontiert. Peter räumt auf mit der Vorstellung, dass man kollektiv von Putin ferngesteuert sei. Ein wichtiger Beitrag zur Emanzipation einer Volksgruppe.

3. Jan Röhnert:

Wildnisarbeit. Schreiben, Tun und Nature Writing. Arco, 160 Seiten, 18 Euro*

Wie kann man Natur erfahren und erzählen? Der Schriftsteller Jan Röhnert („Karstwärts“) plädiert schon länger dafür, konkrete Landschaften in Elementen wie Wasser oder Gestein zu studieren. Sein Band voller Expeditionen ist eine poetische Gebrauchsanweisung für die Natur. 

4. Veronica Strang:

Wasser. Eine Kultur- und Naturgeschichte. Übersetzt von Susanne Schmidt-Wussow. Haupt , 208 Seiten, 28 Euro*

Passend zur heißen und trockenen Jahreszeit macht sich dieses Buch Gedanken über eine Ressource, die uns allzu lange selbstverständlich schien.

5. Stefan Klein:

Aufbruch. Warum Veränderung so schwerfällt und wie sie gelingt. S. Fischer, 286 Seiten, 24 Euro*

Auf Neues reagieren wir widerwillig. Der erfolgreiche Wissenschaftsautor Klein erklärt, warum.

6. Philippe Sands:

Die Verschwundenen von Londres 38. Über Pinochet in England und einen Nazi in Patagonien. Übersetzt von Thomas Bertram und Henning Dedekind. S. Fischer, 623 Seiten, 29 Euro*

Der Brite Sands schreibt seit Jahren erfolgreich über Schurken der Zeitgeschichte („Die Rattenlinie“). Diesmal geht es um den einstigen SS-Offizier Walter Rauff, der 1949 nach Chile flüchtete und dort Karriere in der Militärdiktatur machte.

7. Stefanie Schüler-Springorum:

Unerwünscht. Die westdeutsche Demokratie und die Verfolgten des NS-Regimes. S. Fischer, 256 Seiten, 25 Euro*

„Wir leben noch immer in der gleichen Welt, in der das möglich war.“ Mit diesem Zitat von Imre Kertész und einem Blick auf anhaltende Ressentiments gegen Gruppen, die nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören, stellt die Historikerin infrage, wie nachhaltig die Aufarbeitung der NS-Taten wirkt.

8. Oliver Rathkolb:

Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2025. Zsolnay, 560 Seiten, 38 Euro*

80 Jahre Kriegsende, 70 Jahre Zweite Republik. In diesem Standardwerk kann man nachlesen, wie Österreich 1955 in die Selbstständigkeit entlassen wurde.

9. Matthias Politycki:

Mann gegen Mann. Von alten und neuen Tugenden. Hoffmann und Campe, 255 Seiten, 24 Euro*

Der Schriftsteller stellt Fragen nach alten und neuen Rollenbildern. Er sucht Antworten in literarischen Lektüren, aber auch in der eigenen Lebenserfahrung. Lesen Sie hier einen Auszug aus Polityckis Männer-Essay.

10. David A. Graham:

Der Masterplan der Trump-Regierung. Übersetzt von Stephanie Singh und einem Vorwort von Klaus Brinkbäumer. S. Fischer, 191 Seiten, 18 Euro*

Graham ist preisgekrönter Journalist beim „Atlantic“. Sein Buch fragt: Wer sind die Männer hinter den Kulissen der aktuellen Trump-Administration?

Die Extra-Empfehlung

Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine zusätzliche Empfehlung von einem Gast. Diesmal von Ursula Münch (Direktorin der Akademie für Politische Bildung). Sie empfiehlt:

József Debreczini: Kaltes Krematorium. Bericht aus dem Land namens Auschwitz. Übersetzt von Timea Tankó. S. Fischer, 272 Seiten, 25 Euro*

„Kein ‚schönes‘ Buch, aber eine fesselnde Lektüre von hoher literarischer Qualität. Der ungarische Journalist und Dichter József Debreczini (eigentlich József Brunner, 1905-1978) beschreibt seine zwölf langen Monate in verschiedenen Konzentrationslagern, und seziert, was der Kampf ums eigene Überleben mit Menschen macht. Sein Bericht von der Deportation und aus verschiedenen Lagern liest sich wie eine Reportage, in der er seine eigenen Erfahrungen sowie die seiner Mithäftlinge mit den aktuellen Geschehnissen des letzten Kriegsjahres verwebt. Auf Ungarisch erschien das Buch bereits 1950. In deutscher Übersetzung liegt es seit Ende 2024 vor. Eine berührende Anklage auch gegen Geschichtsvergessenheit und die Unfähigkeit zur Empathie.“ (Ursula Münch)

Die Jury der Sachbücher des Monats

Tobias Becker, Der Spiegel; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Dr. Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Unversität Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Dr. Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Dr. Wilhelm Krull, Hamburg; Marianna Lieder, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, Redaktion Das Wissen, SWR; Ger-linde Pölsler, Der Falter, Wien; Marc Reichwein, WELT; Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung; Prof. Dr. Sandra Richter, Deutsches Litera-turarchiv Marbach am Neckar; Wolfgang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer, krass-und-konkret, München; Norbert Seitz, Berlin; Mag. Anne-Catherine Simon, Die Presse, Wien; Prof. Dr. Philipp Theisohn, Universität Zürich; Dr. Andreas Wang, Berlin; Prof. Dr. Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Zürich.

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