Alle sehen gleich aus: XXL-Wimpern, Botox, Blond. Die Promi-Kolumne in dieser Woche über einen Schockmoment in Berlin, warum junge Frauen aussehen wie ihr "Insta-Face" und was Sami Sheen zur neuen Busen-Botschafterin macht.
Lieber Leser, wir müssen reden! Dringend! Ich muss ein kleines Schock-Erlebnis verarbeiten und ich kann mir dafür niemanden Besseren vorstellen als Sie. Möglicherweise wissen Sie das alles aber auch schon längst und sagen mir: Verena, du lebst offensichtlich hinterm Mond, willkommen in der Realität.
Neulich war ich in einem Klamotten-Laden, weil ich zu einer Hochzeit eingeladen bin und da möchte man ja nicht unbedingt aus dem Rahmen fallen, indem man der illustren Gesellschaft eine beige Leinenhose und eine Bluse zumutet, an deren Rücken ein dicker fetter Bügeleisen-Abdruck prangt. Ich stand also in der Schlange dieses überbeleuchteten Lädchens und fühlte mich mit meinen ausgelatschten Schuhen und dem Vogelnest auf dem Kopf plötzlich wie in einem lebendig gewordenen Instagram-Filter. Es war regelrecht beängstigend und ich musste mich zusammenreißen, nicht mit offenem Mund dazustehen und zu starren.
Denn um mich herum standen junge (sehr junge!) Frauen, die alle gleich aussahen! Nicht ähnlich - gleich, nahezu wie Klone. Ich schaute auf überdimensionale Wimpern, aufgeblasene Lippen, bis zur Hüfte blondierte Haare mit Mittelscheitel und Make-ups wie aus dem Youtube-Tutorial "How to look like a Kardashian in 5 minutes". Diese Frauen sahen 1:1 aus wie diese Instagram-Filter und ich meine mich zu erinnern, irgendwo schon mal vom "Insta-Face-Trend" gehört zu haben. Hilfe, aber doch nicht in diesem Ausmaß!
Sami Sheen und die große Schönheitslüge
Auszusehen wie sein Filter-Gesicht, das scheint aber gar kein Trend, das scheint mittlerweile eine Norm zu sein. Die Frauen vor und hinter mir in der Schlange waren teils allerhöchstens 19 Jahre alt und hatten schon derart gemachte Gesichter, dass ich mich frage: Wie sehen die mit 40 aus? Die Lippen aufgespritzt, die Wangen geformt, die Stirnpartien starr. Das war kein Einzelfall, das war ein Massenphänomen! Weihnachtswunsch und Geburtstagswünsche 2025: Schönheits-OP. Vollkommen normal. Macht man heute so. Individuelle Entscheidung, jeder, wie er mag.
Und während ich noch versuchte, die Hochzeitsklamotte und die Realität auseinanderzuhalten, poppte mir in einem ntv-Artikel gleich eines der Symbole dieses Trends entgegen: Sami Sheen. Tochter der gefallenen Sitcom-Ikone Charlie Sheen und der Schauspielerin Denise Richards.
Sami ist 21 Jahre alt und zieht sich auf Onlyfans aus. Auch das ist mittlerweile kein Aufreger mehr. Warum auch? Ihr Körper, ihr Business. Aber Sami ist nicht einfach nur eine junge Frau, die ihre Sexualität vermarktet. Sie ist auch ein Paradebeispiel für das, was passiert, wenn Ruhm, Schönheitsideale und fehlende Bodenhaftung aufeinandertreffen. Ihre Mutter sagte einmal, sie und Charlie hätten die gemeinsamen Kinder "verkorkst". Applaus für diese absolut richtige Erkenntnis!
Die Brüste müssen wieder raus
Mit 18 ließ sich Sheens Tochter zum ersten Mal die Lippen aufspritzen. Es folgten Botox, eine doppelte Nasen-OP, eine Brustvergrößerung, Veneers und Stirnunterspritzungen. Der Grund? Sie hasse ihre echten Lippen. Ihre Nase war ihr "nicht perfekt genug". Ihre Brüste seien einfach "zu klein" gewesen.
Und heute? Klagt sie über Symptome wie Haarausfall, Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, Angstzustände und chronische Müdigkeit. Laut eigener Aussage sei die Ursache dafür eine Brustimplantat-Erkrankung. Ihre Follower bittet sie um Empfehlungen für Chirurgen. Denn die Brüste müssten nun halt leider wieder raus.
So weit, so tragisch. Aber dann kommt der Teil, bei dem es schwerfällt, nicht die Stirn zu runzeln, sofern man noch eine hat, die sich bewegen kann. Sami sieht sich plötzlich als Mahnerin, als Botschafterin für Frauen. Sie wolle "anderen Betroffenen Mut machen", schreibt sie. Und weiter: "Das ist euer Zeichen, eure Gesundheit immer an erste Stelle zu setzen!"
Ganz ehrlich? Ich kann dieses Mutmach-Gefasel nicht mehr hören! Okay, man könnte jetzt argumentieren, sie ist jung und weiß es nicht besser. Aber sie ist alt genug, um zum Chirurgen zu rennen und für Onlyfans blankzuziehen. Sie sollte wissen, dass man seine Gesundheit eben nicht an erste Stelle setzt, wenn man sich die Brüste machen, die Lippen aufspritzen und das Gesicht unterspritzen lässt.
Diese ganze "Botschafterin"-Nummer ist an Absurdität kaum zu überbieten! Wer freiwillig in eine solche Spirale aus OPs, Filtern und Selbstentfremdung geht, sollte vielleicht erst einmal mit sich selbst ins Reine kommen, bevor man sich zur Schutzpatronin anderer erklärt.
Erst operieren, dann moralisieren
Diese Reue im Nachhinein: Sie ist Teil des Spiels. Erst operieren, dann jammern, dann moralisieren. So funktioniert das neue Influencer-Marketing: Aus einem Implantat wird eine Message, aus der Krise neuer Clickbait.
Denn machen wir uns nichts vor: Der Schönheitswahn beginnt nicht bei Sami Sheen. Er beginnt bei uns. Bei der Gesellschaft, die (junge) Frauen nach Klicks, Körpermaßen und Konturen bewertet. Bei Plattformen, die "Body Positivity" propagieren und gleichzeitig Beautyfilter als Grundausstattung mitliefern. Sami ist nicht das Problem: Sie ist ein Symptom.
Was mich dabei am meisten stört: Diese verdrehte Selbstermächtigung, dieses "Ich mach das alles nur für mich". Nein. Niemand lässt sich mit 18 die Lippen aufspritzen, weil er seine innere Schönheit feiern will. Niemand legt sich mit 20 zum zweiten Mal unters Messer, weil er sich selbst so sehr liebt. Und niemand postet täglich halbnackte Selfies, weil es um Gesundheit geht. Wirklich mutig wäre es gewesen, zu sagen: Ich mach das nicht mit. Ich bin kein "Insta-Face". Denn ob man es glaubt oder nicht: Menschen haben Poren! Und Falten. Und Narben. Und eine eigene Identität.
Aber stattdessen läuft alles auf denselben Singsang hinaus: "Ich will anderen helfen. Ich hab daraus gelernt. Ich bin jetzt authentisch." Dabei ist genau das die neue Masche: Authentizität als Image. Selbstkritik als Marketing. Juhu, die Opferrolle ist die perfekte Eintrittskarte für Aufmerksamkeit.
Und währenddessen stehen (auch in Berlin) die nächsten 16-Jährigen in der Schlange und träumen von Lippen, die aussehen wie ihre Filter. Von großen Brüsten wie die von Mama. Von Gesichtern, die nichts mehr mit ihrem eigenen zu tun haben.
Natürlich sage ich nicht, dass jede OP falsch ist. Oder dass man sich nicht verändern darf. Aber ich frage mich, wo das alles hinführt? Vielleicht ist die eigentliche Botschaft für all die vielen Frauen ja viel einfacher: Du musst nicht aussehen wie ein Insta-Filter, um gesehen zu werden. Aber mit der Nummer setzt man halt keine Social-Media-Trends. Um es mit einem abgewandelten Zitat von Berlins ehemaligem Bürgermeister Wowereit zu sagen: "Und das ist auch gut so."
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