Schwebende Inseln, brennende Schlachtfelder, eisige Königreiche: In «World of Warcraft», einem der bekanntesten Computerspiele der letzten Jahrzehnte, tauchen Gamerinnen und Gamer ein in eine Fantasy-Welt und erleben epische Abenteuer – immer begleitet von kolossaler Musik. Eine, die diesen Sound mitgeprägt hat, ist Eímear Noone.
Die Komponistin und Dirigentin gilt als die «Irish Queen of Video Game Music» und ist selbst Gamerin. «Meine Söhne sagen, ich sei genauso mies im Zocken, wie in jeder anderen Sportart. Aber sie finden, ich habe den coolsten Job der Welt.» Er ist zumindest gefragt: 3.4 Milliarden Menschen weltweit spielen Computerspiele und hören der Musik in den Games dabei oft stundenlang zu.
Vom Dorf nach Hollywood
Aufgewachsen ist Noone im irischen Dorf Kilconnell – umgeben von traditioneller irischer Musik. «Mit 7 habe ich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gesehen und wusste: Ich werde Dirigentin.» Ihre Eltern sind überrascht. Daheim gibt es wenig Geld, keine Musikerfamilie, keine Kontakte.

Doch sie unterstützten sie, wo sie können: Noone pendelt jeden Samstag über 170 Kilometer zum Klavier- und Flötenunterricht nach Dublin, als Teenagerin dirigiert sie das Schulorchester und schreibt erste Kompositionen.
Geschichten erzählen – mit Musik
Später studiert die Irin Komposition und Orchesterleitung. Doch die akademische Musik erscheint ihr zu verkopft. Noone will Musik schreiben, die Geschichten erzählt – wie Filmmusik. Ende der 1990er-Jahre gibt es dafür noch keine etablierten Studiengänge. Eímear Noone lernt also «on the job», etwa beim Orchestrator Steven Scott Smalley, der unter anderem an Tim Burtons «Batman»-Filmen mitgearbeitet hatte.
«Ich wollte zwar keine Orchestratorin werden, dachte aber, das sei eine Möglichkeit Fuss zu fassen in dieser Branche», sagt Noone. Smalley bittet sie 2004, die Orchestrierung für ein Videogameprojekt mit kleinem Budget zu übernehmen. Das Projekt heisst «World of Warcraft» – und es wird ihr Durchbruch.
Für Gleichberechtigung
Seitdem komponiert Noone für Games und Filme. Sie dirigiert weltweit Orchester und gestaltet das Projekt «Callas in Concert», ein Hologramm-Konzert der Opernlegende Maria Callas, mit. 2020 steht sie als erste Frau in der Geschichte der Oscars am Dirigentenpult.
«Das war ein Highlight meiner Karriere. Aber es ging dabei nicht um mich, sondern um Sichtbarkeit.» Gleichberechtigung sei in der Filmmusik- und Videogamemusikbranche noch längst nicht erreicht, so die 47-Jährige. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Komponisten Craig Stuart Garfinkle, ein kostenloses Mentoring-Programm für Nachwuchskomponistinnen gegründet.
Eine neue Kunstform
Als eine der ersten überhaupt dirigierte Eímear Noone, Videospielmusik im klassischen Konzertsaal. Heute steht diese Musik öfter auf den Programmen grosser Orchester und etabliert sich als eigene Kunstform.

Doch um ein neues, jüngeres Publikum anzusprechen, müsse sich auch die Atmosphäre ändern, findet Noone. «Wenn du klatschen willst – klatsche. Zieh dich schick an, oder komm im Cosplay. Mein Konzertsaal soll ein Safe-Space sein, ein offener, fantasievoller Ort.» Denn Eímear Noone kommt aus einer Welt, in der das Publikum nicht nur zuhört, sondern mitspielt.
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