König Ludwig II. von Bayern war wohl mehr an Theater und Literatur als an seinen monarchischen Pflichten interessiert. Das zeigt seine Faszination an Friedrich Schillers Wilhelm Tell-Sage, die ihn 1865 erstmals in die Schweiz führte. Vor allem die Zentralschweiz rund um den Vierwaldstättersee und das Rütli hatten es ihm angetan.

Auf den Spuren von Tell führte ihn diese Begeisterung zu wahnwitzigen Ideen, wie Historiker Michael van Orsouw sagt: «König Ludwig II. von Bayern war so fasziniert vom Rütli, vom Schweizer Nationalheiligtum, dass er es 1865 kaufen wollte. Ja, er wollte es kaufen, damit er dort eines seiner Märchenschlösser erstellen könnte.»
In der Ausstellung ist neben einem grossen Ölgemälde Ludwigs des Zweiten auch eine Fotomontage jener Zeit zu sehen, auf der die Rütliwiese von einem Schloss im Stile Neuschwansteins geschmückt ist.
Urlaub, Asyl und Waffen
Solche und andere Geschichten königlicher Besuche in der Schweiz hat Kurator Michael van Orsouw für die Ausstellung «Royals zu Besuch» zusammengetragen.
So verschieden wie diese Royals waren, so verschieden waren auch ihre Motive, sagt van Orsouw: «Die einen kamen her, um Urlaub zu machen, um sich zu erholen. Sie fanden die Schweizer Alpen interessant. Andere kamen aus politischen Gründen, weil sie zum Beispiel in der Schweiz um Asyl baten oder weil sie auf der Flucht waren. Wieder andere kamen hierher, um Einkäufe zu tätigen: zum Beispiel, um Schweizer Waffen zu kaufen.» Wie der Kaiser von Abessinien (heute Äthiopien) Haile Selassie. 1954 besuchte er die Schweiz, um ein Geschäft mit dem Waffenhändler Emil Bührle abzuschliessen.

Und auch Queen Elizabeth stattete der Schweiz einen Besuch ab. 1980 pflanzte sie an der Grün 80, der 2. Schweizerischen Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau in Basel einen Baum. Doch nicht alle waren über ihren Besuch erfreut. Sie bekam von einem Störversuch etwa 200 militanter Linker mit Transparenten, Farbbeuteln und Eiern nichts mit, war gut abgeschirmt. In der Ausstellung zeugt ein grossflächiges Foto einer Wandschmiererei von den Protesten. Da steht: «God Kill the Queen, susch mach’s ich!»
Schweizer Kaiserin?
Die Ausstellung dokumentiert auch eindrücklich die vielen Schweiz-Besuche von Kaiserin Sissi. Reitkostüme, Kleider und Schmuck sind in Vitrinen zu sehen.

Sissi wurde die Liebe zur Schweiz schliesslich zum Verhängnis: 1898 nutzte ein Anarchist bei ihrem Aufenthalt in Genf die Gelegenheit und brachte die Kaiserin um. Ihr Sarg fuhr dann mit der Eisenbahn von Genf nach Wien.
«In der Schweiz wurde dieser Zug an jedem Kantonshauptort angehalten, damit die lokale Elite sich von der Kaiserin verabschieden konnte. Man würde also fast den Eindruck gewinnen, es sei eine Schweizer Kaiserin gewesen. Aber es war die Kaiserin von Österreich», sagt Historiker Michael van Orsouw.

Ein Highlight in der Ausstellung ist ein Ölgemälde, das Sissi majestätisch posierend zeigt. Es ist bis heute im Besitz des Klosters Einsiedeln, das der Kaiserin immer wieder in schwierigen Zeiten beistand. Das Gemälde war ein Geschenk des Kaisers Franz Joseph persönlich.
So zeigt die Ausstellung «Royals zu Besuch», wie die Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert – umgeben von Monarchien – immer wieder ein wichtiger Ausweichort für die «Blaublüter» war.
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