Am 21. Januar 2021 lädt Sean "Diddy" Combs ein Foto auf Facebook hoch. Darauf ist eine dunkelhaarige Frau zu sehen, die breit in die Kamera lacht. "Lernt Kristina Khorram kennen, die Stabschefin bei Combs Enterprises" schreibt er in der Bildunterschrift. Und weiter: "Kristina, auch bekannt als KK, sorgt dafür, dass in meinem Leben und meinem Unternehmen alles reibungslos läuft. Seit acht Jahren ist sie meine rechte Hand und hat immer wieder bewiesen, dass sie Dinge umsetzen und erledigen kann. Ich weiß nicht, wie ich ohne sie zurechtkommen würde."
Heute, 1601 Tage später, ist der Beitrag immer noch online zu finden. Sucht man aber nach Kristina Khorram in den sozialen Medien, wirkt sie wie vom Erdboden verschluckt – ihr LinkedIn-Profil ist mittlerweile gelöscht, auch auf Instagram stößt man lediglich auf die Meldung "Person nicht gefunden". Kommentarspalten von Beiträgen, in denen Khorram erwähnt wird, sind überfüllt von Beleidigungen und schweren Vorwürfen. Sie soll Diddys mutmaßlichen Missbrauch seiner zahlreichen Opfer erst möglich gemacht haben. Viele User appellieren, sie solle endlich im Prozess aussagen. Vergleiche zwischen ihr und Ghislaine Maxwell, die eine zentrale Rolle beim systematischen Missbrauchs Minderjähriger durch Jeffrey Epstein gespielt hat, fallen zuhauf. Wer ist die Person aus dem engsten Kreis P. Diddys, die nicht mehr gefunden werden will? Und welche Rolle könnte sie im MeToo Prozess spielen, wenn sie als Zeugin geladen wird?

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Wer ist P. Diddys "rechte Hand"?
Kristina Khorram arbeitete mehr als ein Jahrzehnt lang für Sean Combs. Zuvor schloss sie ihr Studium mit einem Bachelor in Betriebswirtschaft und Französisch von der North Carolina State University ab und arbeitete unter anderem für Burberry und Paramount Pictures. Ihr Werdegang bei Combs begann 2013 als leitende Angestellte, sie stieg schnell in der Unternehmenshierarchie auf. Im Laufe der Zeit wechselte sie in die Rolle der "Day-to-Day-Managerin" für Combs. 2020 wurde Khorram schließlich zur Stabschefin von Combs Enterprises ernannt, einer Position, in der sie sämtliche Personalentscheidungen verantwortete. Sean Combs drückte seine Wertschätzung für Khorram laut Berichten auch an ihrem Geburtstag im Jahr 2020 aus, als er eine herzliche Nachricht auf Instagram zusammen mit einem Foto der beiden veröffentlichte. Der Beitrag wurde zwar inzwischen aus seinem Profil entfernt, aber er soll Khorrams Rolle als seine Vertraute und rechte Hand hervorgehoben haben, die für sein Wohlergehen sorge und ihn unerschütterlich unterstütze.
Khorram taucht in Klagen als "Mittäterin" auf
Obwohl Khorram selbst bislang nicht angeklagt wurde, taucht ihr Name in verschiedenen Klagen als mögliche Mittäterin auf oder zumindest als zentrale Figur, die ein "Sexhandelsnetzwerk" mitorganisiert und ermöglicht haben soll. Die schwerwiegendsten Vorwürfe stammen unter anderem von Rodney "Lil Rod" Jones, einem Musiker, der Combs wegen sexueller Belästigung verklagt. Auch Jones bezeichnete Khorram als die "Ghislaine Maxwell zu Sean Combs' Jeffrey Epstein". Er behauptet, Khorram habe nicht nur sexuelle Übergriffe von Combs verharmlost, sondern auch Sexarbeiterinnen organisiert und den Konsum illegaler Drogen innerhalb des Unternehmens überwacht. Khorram soll von ihren Angestellten verlangt haben, jederzeit Drogen wie Kokain, GHB, Ecstasy bei sich zu tragen.

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Auch Phil Pines, ein ehemaliger Assistent von Combs, wirft Khorram Einschüchterung vor. Pines berichtet, er sei angewiesen worden, über einen Vorfall zu schweigen, bei dem Combs eine Frau zu Boden getreten haben soll. Zudem soll Khorram die "Wild King Nights" organisiert haben – exzessive Partys, bei denen sie Hotelzimmer für P. Diddy ausstattete.
Am Montag wurde im Prozess explizit ihr Name erwähnt. Eine Ex-Partnerin von Combs, anonymisiert unter dem Namen "Jane" aussagend, berichtete von erlebter sexueller Gewalt während ihrer Beziehung mit P. Diddy. Der Rapper habe demnach Videoaufnahmen von ihr und Sexarbeitern anfertigen lassen und damit gedroht, die Videos zu veröffentlichen. In ihrer Verzweiflung habe sie sich an Diddys damalige Assistentin Kristina Khorram gewandt und sie gebeten, ihn zur Vernunft zu bringen, berichtete Jane. Khorram habe ihr versichert, dass nichts passieren werde.
Khorrams einzige öffentliche Stellungnahme
Im März 2025 veröffentlichte Khorram im "Rolling Stone" erstmals eine Erklärung, in der sie alle Vorwürfe zurückwies: "Ich habe niemals sexuelle Übergriffe gegen irgendjemanden geduldet oder unterstützt. Ich habe auch noch nie jemanden unter Drogen gesetzt." Sie bezeichnete die Anschuldigungen als "falsch" und betonte, dass diese ihr persönliches und familiäres Leben erheblich beschädigten. "Die Vorstellung, dass ich eine Rolle bei der Vergewaltigung von jemandem gespielt habe – oder auch nur dabei zugesehen habe – ist mehr als beunruhigend und undenkbar", erklärte Khorram weiter. Gleichzeitig bekundete sie Mitgefühl mit den Opfern sexueller Gewalt und zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Anschuldigungen gegen sie als unwahr erweisen werden.
Warum könnte Kristina Khorram eine wichtige Zeugin sein?
Laut der Staatsanwaltschaft ist Khorram eine zentrale Figur, die als potenzielle "Agentin und Mittäterin" betrachtet wird. Es wird angenommen, dass sie durch ihre langjährige enge Zusammenarbeit und ihre leitende Position in Diddys Unternehmen umfassende Einblicke in sein Privatleben und die mutmaßlichen kriminellen Machenschaften bekommen hat.
So sieht die Gerichtszeichnerin den Prozess gegen P. Diddy

In dieser Prozesswoche deuteten Staatsanwälte erstmals an, dass Khorram womöglich eine Vereinbarung mit der Anklagebehörde getroffen hat und als Zeugin aussagen könnte. Sollte sie vor Gericht auftreten, wäre sie die engste Person aus Combs' Arbeitsumfeld, die detaillierte Informationen zu den Vorwürfen liefern könnte. Es ist davon auszugehen, dass die Aussagen von Khorram die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen Combs untermauern und insbesondere das Bild eines umfangreichen Systems aus Einschüchterung, Manipulation und sexueller Ausbeutung bestätigen könnten.
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