Prien ist die erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln seit Gründung der Bundesrepublik. Jetzt sagt sie in einem Podcast: Deutschland gelinge es nicht, Juden wirksam zu schützen. Bei einer AfD-Regierung würde sie auswandern.
Die Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) würde das Land verlassen, wenn die AfD an die Macht käme. Das sagte sie im Funke-Podcast "Meine schwerste Entscheidung". Eine der schwersten Entscheidungen ihres Lebens sei es gewesen, sich im Jahr 2016 öffentlich zu ihren jüdischen Wurzeln zu bekennen.
Priens Großväter waren Juden. Ein Teil ihrer Familie wurde im Konzentrationslager ermordet. Prien ist die erste Ministerin mit jüdischen Wurzeln seit Gründung der Bundesrepublik vor 75 Jahren.
Im Podcast wird Prien gefragt, ob sie sich vorstellen könne, dass sie Deutschland wegen ihrer jüdischen Wurzeln irgendwann verlassen muss - etwa, wenn die AfD den Bundeskanzler stellen würde. "Wenn die AfD den Bundeskanzler stellt, dann werde ich sicherlich vorher Deutschland verlassen," antwortete Prien auf diese Frage. "Das wäre nicht mehr mein Land." Sie mache sich aber schon jetzt Gedanken über eine Auswanderung.
Prien: Juden werden diskriminiert, angespuckt und angegriffen
In Deutschland gelinge es dem Staat bereits heute nicht mehr, "Jüdinnen und Juden wirklich wirksam vor Angriffen auf der Straße zu schützen," kritisierte sie. "Und es gelingt auch nicht, sie davor zu bewahren, dass sie eben sich im öffentlichen Raum kaum noch als Juden zeigen können." Sie selbst verstecke ihren Davidstern immer häufiger. "Juden, die als Juden gelesen werden, also die durch Kippa, durch das Tragen eines Davidsterns erkennbar sind, werden auf offener Straße diskriminiert, werden angespuckt, werden angegriffen."
So ist es Prien wichtig, dass ihre Kinder Berufe haben, mit denen sie nicht nur in Deutschland arbeiten können. Einer ihrer Söhne werde Koch - "das kann man tatsächlich überall in der Welt machen."
Zudem diskutiere sie bereits mit Juden in ihrem Umfeld über die Eventualität des Auswanderns: Zum Beispiel darüber, ob sie sich ein finanzielles Polster dafür anlegen müssten. Sie würde nach eigener Aussage am ehesten nach Israel auswandern, obwohl dort Krieg herrscht. Das Land sei immer noch der beste Zufluchtsort für Juden, erklärte Prien.
Antisemitische Straftaten nehmen stark zu
Seit dem Krieg im Gazastreifen ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland gestiegen. 2022 wurden noch 2.641 solcher Straftaten registriert, im Jahr 2024 mehr als 6000. Ein Großteil dieser Taten kommt aus dem rechten Spektrum, einige aber auch von Linksextremisten oder radikalen Islamisten, teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei mit.
"Alle Parteien der Mitte" würden nach wie vor die deutsche Staatsräson respektieren, Israel und die Juden in Deutschland zu schützen, sagte Prien. "Das gilt für die Bundesregierung, das gilt für die Landesregierung, das gilt auch für die Gerichte und den Gesetzgeber," beschreibt sie die aktuelle Situation aus ihrer Sicht. Man müsse die Entwicklung aber "genau beobachten".
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