Bundeskanzler Merz hat sich zuletzt eng mit Frankreichs Präsident Macron abgestimmt. Doch der steckt nun innenpolitisch in der Krise. Was bedeutet das für die deutsch-französischen Beziehungen - und für Europa?

Es ist noch keine zwei Wochen her, da hat Friedrich Merz beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron an der Côte d'Azur stolz seinen Französisch-Wortschatz präsentiert. Da sprach der Kanzler von großer Ehre, dankte für die Gastfreundschaft.

Neben dem Französisch-Vokabular holte Merz auch noch ein viel benutztes Bild aus der Schublade: "Der französische Motor ist also wieder angesprungen und dafür danke ich dir persönlich sehr herzlich, lieber Emmanuel."

Eine Krise für die EU

Doch der "liebe Emmanuel" hat seit dieser Woche ein Problem. Seine Regierung in Paris ist zerbrochen. Die Sorgen deshalb schwappen nach Berlin - das wird klar, als Unionsfraktionschef Jens Spahn die größten Probleme zum Start nach der Sommerpause beschreibt: "Die französische Regierung, unser engster Partner in Europa, ist in einer Krise."

Es ist eine Krise, die nicht nur das deutsch-französische Verhältnis belastet, macht Außenminister Johann Wadephul klar: "Wenn Paris und Berlin nicht klappt, dann ist vieles gehemmt in der Europäischen Union."

Gehemmt sind damit gemeinsame Pläne, die Merz und Macron noch vorletzte Woche beschworen haben - beim Ministertreffen beider Regierungen in Südfrankreich. Da hatte Kanzler Merz darauf gesetzt, dass Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen - in der Industrie-, Handels- und Energiepolitik. Und dass man gemeinsam Druck macht für Reformen in der Europäischen Union. Was daraus nun wird, ist unklar.

Sorge über die Finanzlage

Dazu kommt in Berlin die Sorge über die Finanzlage in Frankreich. Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet warnt, dass Frankreichs Kreditwürdigkeit bald herabgestuft werden könnte - mit möglichen Folgen für andere Länder, die den Euro haben: "Deshalb muss man jetzt alles tun, dass der Euro-Raum stabilisiert wird und kann Frankreich eigentlich nur wünschen, dass sie sehr bald eine handlungsfähige Regierung wieder haben."

Frankreichs Präsident Macron steht wegen der innenpolitischen Krise jetzt also enorm unter Druck. Einige wichtige Dinge kann er aber weiter entscheiden, erklärt die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay im ZDF: "Das ist die Sicherheit, das ist die Verteidigung, Krieg und Frieden, das sind die internationalen Themen. Und ausgerechnet diese Themen sind die Themen des französischen Präsidenten."

Und der ist - trotz der innenpolitische Krise - weiter im Amt. Selbst wenn der deutsch-französische Motor also nicht mehr rund läuft: Zumindest in den wichtigen Fragen der Sicherheit und Verteidigung behält Bundeskanzler Merz seinen wichtigsten Ansprechpartner, den "lieben Emmanuel", den französischen Präsidenten Macron.

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