Der weiträumige Stromausfall in Berlin hält an - die Reparaturen könnten bis morgen dauern. Rund die Hälfte der betroffenen Kunden hat mittlerweile wieder Strom. Polizei und Feuerwehr bleiben weiterhin im Gebiet präsent.
- großer Stromausfall im Berliner Südosten nach Brand an zwei Strommasten
- Notrufnummern 110 und 112 in Berlin und Dahme-Spreewald teilweise nicht erreichbar
- Reparaturarbeiten könnten noch bis Donnerstag andauern
- rund die Hälfte der knapp 45.000 betroffenen Haushalte und Geschäfte wieder am Netz
- Polizei geht von politisch motivierter Brandstiftung aus - mutmaßliches Bekennerschreiben
- viele Schulen in Treptow-Köpenick bleiben Mittwoch geschlossen
Im Berliner Südosten bleiben Tausende Haushalte voraussichtlich auch den gesamten Mittwoch über ohne Strom. Die Wiederversorgung für alle betroffenen Kunden könne wohl erst im Laufe des Donnerstags erfolgen, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens Stromnetz Berlin GmbH, Erik Landeck, am Dienstagabend im rbb. Hintergrund des Stromausfalls ist ein Brandanschlag auf Starkstromkapel im Bezirk Treptow-Köpenick.
In der Nacht auf Mittwoch waren Polizei und Feuerwehr mit zahlreichen zusätzlichen Einsatzkräften im Gebiet präsent. Es sei nicht zu erhöhter Kriminalität im Zusammenhang mit dem Stromausfall gekommen, so ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen. Die Polizei hatte am Dienstag eine besondere Einsatzlage ausgerufen, diese werde auch bis Donnerstag weiter geführt, hieß es.

Anwohner laden an einem "Katastrophenschutz-Leuchtturm" ihre Handys auf
Von den mehr als 44.000 betroffenen Kunden habe etwa die Hälfte mittlerweile wieder Strom, so Landeck von Stromnetz Berlin. Der Netzbetreiber arbeitet nach eigenen Angaben an der Wiederversorgung durch Umschalten auf andere Leitungen. So sollen am Mittwoch die Tiefbauarbeiten an den Strommasten abgeschlossen sein - in der Nacht zu Mittwoch grabe man dafür die Gruben. Anschließend sollen die zerstörten Stromleitungen wieder angeschlossen werden.
Landeck appellierte an jene Stromkunden, die mittlerweile wieder am Netz angeschlossen sind, sparsam mit Strom umzugehen, bis das Netz wieder voll hochgefahren werden kann.
Mehr Einsatzkräfte in der Nacht unterwegs
Die Polizei schicke zudem in der Nacht zu Mittwoch zusätzliche Kräfte der örtlichen Reviere und eine Hundertschaft auf die Straße, sagte eine Sprecherin dem rbb. Sie dienten den Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechpersonen bei Fragen oder Hinweisen jeder Art.
Auch die Feuerwehr wird weiterhin präsent sein. 15 Notruf-Anlaufstellen wurden errichtet [berliner-feuerwehr.de], so ein Sprecher, die mit jeweils mindestens zwei Personen besetzt seien. Zusätzlich stehen der Bevölkerung auch in der Nacht vier Katastrophenschutz-Leuchttürme [berlin.de] zur Verfügung. Dort gibt es WLAN und Stromaggregate, um etwa Handys aufzuladen oder zu telefonieren.
Stromausfall legt Berliner Südosten lahm - auch Dahme-Spreewald teils betroffen
Der großflächige Stromausfall im Berliner Südosten wurde in der Nacht zu Dienstag bemerkt. Grund für den Ausfall ist wohl ein Brandanschlag auf zwei Strommasten in Berlin-Johannisthal, das Feuer wurde gegen 3:30 Uhr entdeckt. Eine Stunde brauchten Feuerwehrleute, um den Brand zu löschen. An den beiden hohen Strommasten am Königsheideweg waren dicke Leitungen durch das Feuer beschädigt und teilweise zerstört worden. Die Täter setzten nach ersten Erkenntnissen einen sogenannten Brandbeschleuniger, also etwa Benzin, ein.
Laut Angaben des Netzbetreibers "Stromnetz Berlin" hatten rund 44.000 Haushalte und Gewerbe in den Ortsteilen Niederschöneweide, Köpenick, Grünau, Johannisthal, Adlershof, Bohnsdorf und Altglienicke keinen Strom. Nach rbb-Informationen waren insgesamt 16 Schulen, sieben Pflegeheime und mehrere Feuerwachen betroffen.
Mehrere Ampeln sind ausgefallen, teilte die Verkehrsinformationzentrale mit. Wie die "B.Z." zudem meldete, waren im Pflegeheim in der Semmelweißstraße wegen Stromausfall einige Beatmungsgeräte ausgefallen. Wie viele Patienten davon betroffen waren, ist nicht klar. Die Menschen wurden in Krankenhäusern untergebracht.

Karte Stromausfall
Etliche Schulen bleiben am Mittwoch geschlossen
Aufgrund des anhaltenden großflächigen Stromausfalls bleiben am Mittwoch zahlreiche Schulen im Bezirk Treptow-Köpenick geschlossen. Wie das Bezirksamt mitteilte, findet an folgenden Schulen kein Unterricht statt:
- Schule am Ginkobaum
- Heide-Schule
- Schule am Berg
- Schule am Pegasuseck
- Schule am Mohnweg
- Schule am Altglienicker Wasserturm
- Schule in der Köllnischen Vorstadt
- Hans-Grade-Schule
- Schule an der Dahme
- Anna-Seghers-Schule
- Alexander-von-Humboldt-Gymnasium
- Anne-Frank-Gymnasium
Ab Donnerstag soll an allen genannten Schulen aber wieder regulär unterrichtet werden.

Mutmaßliches Bekennerschreiben: Ziel war Technologiepark Adlershof
Am Nachmittag tauchte ein angebliches Bekennerschreiben im Internet auf einer linksextremen Plattform auf. Darin heißt es, der Stromausfall sei ein "Angriff auf den militärisch-industriellen Komplex im Technologiepark Adlershof", mit dem man "sensible Supermaschinen und Ablaufprozesse massiv beeinträchtigen" wolle. Ob das Schreiben echt ist, ist noch nicht geklärt - die Polizei prüfe es derzeit, wie der rbb erfuhr.
ARD-Terrorismusexperte Andreas Götschenberg hält das Schreiben für echt und verortet es in der linksextremen Szene. Das Vorgehen erinnere an den Brandanschlag auf einen Strommast in der Nähe des Tesla-Fabrik in Grünheide Anfang 2024. Ebenso müsse man aber auch "mit ins Kalkül ziehen, dass es sich um eine von Russland gesteuerte Sabotage handeln könnte", so Götschenberg im rbb.
Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte den Brandanschlag auf das Stromnetz. Auch die Betreibergesellschaft des Technologieparks Adlershof, die Wista Management GmbH, verurteilte den Anschlag.

Notrufe im Berliner Südosten und Dahme-Spreewald teils ausgefallen
In einer amtlichen Gefahrendurchsage warnte die Berliner Feuerwehr, dass sowohl der Notruf 110 als auch 112 - auch über Mobilfunk - im Bezirk Treptow-Köpenick in gewissen Bereichen nicht erreichbar ist. Auch der Norden von Dahme-Spreewald ist derzeit betroffen, dort ist der Notruf 112 über Mobilfunk möglicherweise eingeschränkt. Das teilte die Regionalleitstelle Lausitz am Nachmittag mit. Aus dem Festnetz ist der Notruf 112 im Landkreis Dahme-Spreewald ohne Probleme erreichbar.
Betroffene Bürger sollten sich in den Medien informieren und auch ihren Nachbarn Informationen zukommen lassen. In Berlin wurden mobile Anlaufstellen der Polizei und Feuerwehr eingerichtet. Die nahegelegenen Polizeiabschnitte können jederzeit aufgesucht und kontaktiert werden.
Notrufe oder Hilfeersuche können auch über Verkehrsmittel der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) abgesetzt werden - das heißt, Menschen, die in einer Notlage sind oder Erste Hilfe leisten, können Straßenbahnen oder Busse der BVG anhalten, um einen Notruf abzusetzen.
Ausfälle und Umleitungen im ÖPNV bei Tram M17, 63, Bus 265, S47
Auch der S-Bahn-Verkehr war zwischenzeitlich betroffen: Am frühen Morgen kam es nach Angaben der Berliner S-Bahn auf den Linien S45, S46, S47, S8, S85 und S9 zu Verspätungen und Ausfällen. Auf dem Bahnhof Schöneweide funktionierten die elektrischen Einrichtungen nicht.
Am Dienstagabend meldete die S-Bahn Berlin allerdings, dass es wieder eine Störung auf der Linie S47 zwischen Schöneweide und Spindlersfeld gebe. Ein Ersatzverkehr mit Bussen sei eingerichtet. Die Haltestellen des SEV sind: S Schöneweide - Michael-Brückner-Straße (wie Bus 165, N60); S Oberspree - Oberspreestraße, BVG-Haltestelle "Bärenlauchstraße" (wie Bus 165); S Spindlersfeld - Oberspreestraße (wie Bus 165, N64, N65).
Auch Straßenbahnen sind durch den Stromausfall beeinträchtigt. Die Tramlinie 63 ist laut Angaben der BVG zwischen Köllnischer Platz (Haltestellen der Linie 68) und Landschaftspark Johannisthal beziehungsweise S Schöneweide unterbrochen. Die Linie M17 fährt nicht zwischen S Schöneweide und S Adlershof. Die Linie 68 fährt hingegen.
Der Bus 265 fährt aufgrund des Stromausfalls eine Umleitung zwischen Sterndamm/Königsheideweg und Sonnenallee/Baumschulenstraße, beziehungsweise Frauenlobstraße und Segelfliegerdamm/Waldstraße via Südostallee/Königsheide.
Laut Verkehrsinformationszentrale bleibt auch der Königsheideweg in Baumschulenweg zwischen Johannisthaler Chaussee und Baumschulenstraße/Späthstraße bis auf Weiteres für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Schon 2019 gab es einen großen Stromausfall in Köpenick
In Berlin kommt es immer wieder zu Stromausfällen - allerdings von kleinerem Ausmaß. "Diese Dimension ist die absolute Ausnahme", sagte der Sprecher von Stromnetz Berlin.
Vergleichbar sei der Fall mit einer Störung 2019 in Köpenick, sagte er. Damals war ein Kabel bei Bauarbeiten beschädigt worden. Der Stromausfall traf mehr als 30.000 Haushalte und 2.000 Gewerbebetriebe und dauerte rund 30 Stunden.
Sendung: rbb24 Spezial: Blackout in Berlin, 09.09.2025, 20:15 Uhr
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