Friedrich Merz unterscheidet sich in seiner Art sehr von seinen Vorgängern Scholz und Merkel. Meist ist er zufrieden mit sich und seiner Arbeit. Dabei läuft nicht alles rund - und die schweren Entscheidungen kommen noch.

Friedrich Merz hat die Arbeit von Olaf Scholz mal in vier Worten gewürdigt. "Sie können es nicht." Deutliche Worte. Die Rolle des Oppositionsführers war für Merz wie gemacht.

Jetzt aber ist er der Kanzler. Und: Kann er es? Zu früh für ein Gesamturteil, fest steht aber: Merz macht einiges anders. Er merkelt nicht und scholzt schon gar nicht. Er ist entschieden, klar positioniert und präsent.

In den Hintergrund gerückt ist, wie alles begann. Dass er im ersten Wahlgang die notwendige Mehrheit der eigenen Leute im Bundestag verfehlte und erst im zweiten Versuch ins Amt kam. Das gab es noch nie.

Merz nennt das einen "kleinen Makel zu Beginn" - typisch Merz. Es ficht ihn nicht an, er lässt den "kleinen Makel" abtropfen und legt los.

Ein Außenkanzler

Paris, Warschau, Brüssel - Merz konzentriert sich auf die Außenpolitik. Und agiert ganz anders als Olaf Scholz, der so spröde wirkte und manchmal auch etwas verloren. Merz tritt auf, wie er meint auftreten zu müssen als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland: souverän, selbstsicher, stolz.

Auch bei seinem Besuch in Washington bei Donald Trump ist das spürbar und hörbar. "Ich bin mit dem Besuch außerordentlich zufrieden", lässt er wissen. Die Tatsache, dass der amerikanische Präsident ihn in sein Gästehaus eingeladen habe, um dort zu übernachten, deutet Merz als ein Zeichen der Wertschätzung.  

Meistens ist er mit sich zufrieden

Man kann es Merz ansehen, wenn er mit sich zufrieden ist. Und das ist er meistens. Er kommuniziert deutlich, aber nach innen zu wenig. Seine Position zu Israel justiert er quasi im Alleingang neu, und auch wenn das nur symbolisch wirken soll, bringt er die eigenen Leute damit gegen sich auf.

Seine Art zu führen entspricht eher der eines Unternehmers als der eines Politikers. Auch das unterscheidet ihn von Scholz und von Merkel.

Dass Merz sich gern mal in Ton und Wortwahl vergreift, wäre Merkel wohl nicht passiert. Sie, die sich immer im Griff hatte, die alles vom Ende her bedachte, die wie Scholz Akten buchstäblich gefressen hat.

Die Innenpolitik überlässt er seinem Kabinett

Merz folgt eher dem Prinzip seines Generalsekretärs: einfach mal machen. Dass er noch nie regiert hat, regiert er einfach weg. Die Innenpolitik mit allen Problemen überlässt er bisher hauptsächlich seinem Kabinett - und Jens Spahn.  

Merz geht es um Signale: Die tun was, die packen an - das soll bei den Leuten ankommen. Allerdings fruchtet das nicht. Im ARD-Deutschlandtrend gehen die Werte runter - für die Regierung, aber auch und vor allem für Merz persönlich. Er selbst hat aber einen ganz anderen Blick auf seine Mannschaft, nannte sie vor ein paar Wochen eine "der besten Regierungen, die es in Deutschland seit Jahrzehnten" gab.  

 

Große Erwartungen aus dem Wahlkampf

Wo Merz ist, ist eben auch der Superlativ. So hat er im Wahlkampf große Erwartungen geweckt. Dann kam das Einknicken bei der Schuldenbremse und der Stromsteuer und schließlich der Kurswechsel in der Israelpolitik, den er nicht als solchen verstanden wissen will.

Merz' Glaubwürdigkeit ist angeknackst. Und die schweren Entscheidungen kommen erst noch: zur Rente oder zur Pflege.

Merz wäre nicht Merz, wenn er sich das nicht zutrauen würde. An seinem Selbstverständnis knackst das alles nicht. Und was die Leute am Ende seiner Amtszeit mal über ihn sagen sollen, hat er sich auch schon überlegt: "Die sollen sagen, das hat er ganz gut gemacht."

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke