Die USA haben noch nicht entschieden, ob sie Mittelstreckenraketen in Deutschland stationieren. Berlin will deshalb "Typhon"-Systeme kaufen. Aber es gibt offene Fragen. Wodurch zeichnet sich das Waffensystem aus?

Im vergangenen Sommer kündigte der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz Pläne zur Stationierung von US-Mittelstreckenraketen ab 2026 an - nicht nur in der Ampelkoalition reagierten viele überrascht. Inzwischen gibt es nicht nur einen anderen Bundeskanzler, sondern auch im Oval Office sitzt mit Donald Trump ein anderer Präsident.

Bislang gibt es so laut Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) noch keine Entscheidung der Trump-Regierung, ob ab dem kommenden Jahr US-Raketen in Deutschland stationiert werden. Er rechne mit einem Beschluss im Herbst, sagte der SPD-Politiker in den ARD-tagesthemen. Die Signale aus Washington seien gut.

Neue Raketen für die Bundeswehr?

Zudem sagte Pistorius, dass Deutschland nun auch den Kauf des "Typhon"-Raketensystems erwäge. Sein US-Amtskollege Pete Hegseth habe die offizielle Anfrage der Bundesregierung wohlwollend zur Kenntnis genommen. "Typhon" könne eine Übergangslösung sein, bis man in Europa eigene Waffen mit ähnlichen Fähigkeiten entwickelt habe. Dies könne sieben bis zehn Jahre dauern.

Pistorius sagte nicht, wann er mit der Einführung des US-Systems bei der Bundeswehr rechne, sollten die USA dem Verkauf zustimmen.

Abschreckung gen Osten

Das "Typhon"-System wurde vom Rüstungskonzern Lockheed Martin entwickelt und ist noch recht neu - die Einführung bei der US-Armee begann erst 2023. Es besteht aus vier mobilen Abschusscontainern, einer Befehlseinheit und Unterstützungsfahrzeugen. Die Abschusscontainer können sowohl "Tomahawk"-Marschflugkörper als auch "SM-6"-Raketen starten - also genau die Raketentypen, deren Stationierung im vergangenen Jahr von Scholz angekündigt worden war. Er begründete die Pläne damals mit der Abschreckung eines zunehmend aggressiven Russlands.

Die "Tomahawks" haben eine Reichweite von mindestens 2.000 Kilometern und könnten Ziele tief innerhalb Russlands treffen. Die "SM-6"-Raketen können zur Flug- und Raketenabwehr eingesetzt werden, aber auch offensiv gegen Land- und Seeziele.

Das Herstellerunternehmen Raytheon wirbt mit dieser großen Flexibilität für den Raketentyp. Er wird auf vielen US-Kriegsschiffen eingesetzt, die nur eine begrenzte Zahl von Flugkörpern in den Raketenbatterien unterbringen können. Mehrfach wurden laut US-Navy von den Huthis im Jemen gestartete Raketen mit "SM-6" zerstört.

Verkaufen statt stationieren?

Trump verspricht seinen Anhängerinnen und Anhängern immer wieder, die Präsenz von US-Soldaten im Ausland zu reduzieren. Der Verkauf von Rüstungsprodukten wie dem "Typhon"-System entspricht viel eher seinem "America first"-Ansatz: mehr Umsatz für die Rüstungsindustrie ohne den Einsatz eigener Soldatinnen und Soldaten. Zudem schafft er bei den Verbündeten Abhängigkeiten bei Nachschub, Instandsetzung und Modernisierung.

Die US-Armee setzt die "Typhon" selbst im Rahmen einer Abschreckungsstrategie gegen China ein. Im April 2024 wurde eine Batterie zeitweise auf die Philippinen verlegt. "Globemaster"-Transportmaschinen brachten die Fahrzeuge auf dem Luftweg zu einem Manöver auf die Inselgruppe. Die chinesische Regierung reagierte prompt und warnte vor einer Destabilisierung der Region.

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