Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist in den ersten sechs Monaten des Jahres offenbar stark zurückgegangen - laut Medienberichten um knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt nicht nur an Grenzkontrollen.
Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist von Januar bis Juni dieses Jahres deutlich gesunken. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BamF) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen.
Danach stellten im ersten Halbjahr 61.336 Menschen erstmals einen Antrag auf Schutz in Deutschland. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über den Rückgang von knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum berichtet.
Grenzkontrollen, Politik auf dem Balkan, Lage in Syrien
Neben den schrittweise eingeführten stationären Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen dürften auch Maßnahmen von Balkan-Staaten zur Reduzierung der irregulären Migration zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Auch die veränderte Lage in Syrien ist wohl ausschlaggebend für den Rückgang. Syrien war jahrelang Hauptherkunftsland von Asylbewerberinnen und -bewerbern in Deutschland. Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad im Dezember lag die Zahl der Asylanträge im ersten Halbjahr 2025 bei 15.127 und damit knapp hinter Afghanistan, das mit 15.181 Erstanträgen nun die Liste der wichtigsten Herkunftsstaaten anführt.
Deutschland laut Bericht nicht mehr Spitzenreiter
Die Welt am Sonntag zitiert unterdessen aus einem bisher unveröffentlichten und als vertraulich gekennzeichneten Bericht der EU-Asylagentur (EUAA), in dem von 65.495 Asylanträgen in Deutschland im ersten Halbjahr 2025 die Rede ist. Das würde einem Rückgang von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen.
Deutschland läge damit hinter Spanien (76.020 Asylanträge) und Frankreich (75.428) an dritter Stelle. Dahinter folgen laut dem Bericht Italien (62.534) und Griechenland (27.718). Schlusslichter seien Ungarn (47), die Slowakei (84) und Litauen (152).
Rückgang bei EU-Zahlen
Laut dem EU-Bericht hätten im ersten Halbjahr insgesamt 388.299 Menschen in den Ländern der Europäischen Union plus Norwegen und der Schweiz einen Asylantrag gestellt, berichtet das Blatt weiter. Das entspreche einem Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024.
Die meisten Schutzsuchenden in der EU seien aus Venezuela (48.413), Afghanistan (41.127) und Syrien (23.307) gekommen. Zielland Nummer eins für Venezolaner sei Spanien, Deutschland dagegen sei klarer Favorit bei Afghanen und Syrern.
Dobrindt sieht Kurs bestätigt, Kritik von Haßelmann
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sieht durch die neuen Zahlen seinen Kurs in der Migrationspolitik bestätigt. "Das sind deutliche Erfolge der Migrationswende. Wir gehen den Weg, die Migration wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, konsequent weiter", sagte der CSU-Politiker der Bild-Zeitung.
Kritik an der Migrationspolitik der Bundesregierung äußerte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. Sie warf Bundeskanzler Friedrich Merz und Dobrindt vor, durch Alleingänge die europäische Zusammenarbeit zu gefährden. "40 Jahre nach dem Schengener Abkommen, dem Zusammenwachsen Europas, richtet Friedrich Merz immensen Schaden in Europa an", sagte Haßelmann der Nachrichtenagentur AFP.
Hintergrund sind die stationären Kontrollen an den deutschen Außengrenzen sowie die von Dobrindt angeordneten Abweisungen auch von Asylsuchenden an den Grenzen. Als Reaktion darauf will Polen ab Montag seinerseits Grenzkontrollen einrichten. "Das muss alle Europäerinnen und Europäer im Mark erschüttern", sagte dazu Haßelmann. Leidtragende dieser Politik der schwarz-roten Bundesregierung seien "nicht zuletzt die über zehn Millionen Menschen, die in den Grenzregionen leben", insbesondere Pendlerinnen und Pendler sowie Wirtschaft und Handel.
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