Sollte der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in Schulklassen begrenzt werden? Bildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für "denkbar". Ablehnung kommt von der Integrationsbeauftragten. Auch der Lehrerverband ist skeptisch.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat die Idee einer Quote für Kinder mit Migrationshintergrund an Schulen als "denkbares Modell" bezeichnet. Das sagte Prien in dem Welt-TV-Format "Politikergrillen mit Jan Philipp Burgard". Der Welt-Chefredakteur hatte die CDU-Politikerin mit Verweis auf das Beispiel Dänemark nach ihrer Meinung zu einer solchen Beschränkung gefragt.

Zu einer möglichen Quote sagte Prien: "Ich finde, da macht es immer Sinn, sich die Erfahrungen aus anderen Ländern anzugucken, ob das 30 Prozent oder 40 Prozent dann am Ende sind." Entscheidend sei, dass Kinder, wenn sie in die Schule kämen, Deutsch könnten. 

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik, lehnt eine Begrenzung des Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund an Schulen ab. "Deutschland braucht keine Quote im Klassenzimmer", sagte die SPD-Politikerin.

Lehrerverband bezweifelt Umsetzbarkeit

Die "Schieflage im Bildungssystem" lasse sich nicht über Quoten für Kinder lösen, so Pawlik. Auch sie teilte allerdings mit: "Jedes Kind muss Deutsch sprechen können." Investitionen in gut ausgestattete Schulen seien jetzt notwendig. "Deutschland kann es sich nicht leisten, dass Jugendliche den Anschluss verlieren und die Schule ohne Schulabschluss verlassen - egal welcher Herkunft."

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, spricht bei der diskutierten Quote zwar von einer "Ideal-Idee, die an sich einleuchtet." Die Umsetzung bringe aber Probleme mit sich. "Wenn in einer Klasse die Zahl der Kinder, die kein Deutsch als Muttersprache haben oder die Deutsch nur sehr unvollkommen beherrschen, 90 Prozent beträgt, dann fehlt das Lernen am Modell", erklärte der Schulleiter. "Dann wird es schwer, dass die Kinder Deutsch außerhalb des Unterrichts überhaupt benutzen, die sprechen auf dem Schulhof trotzdem in ihrer Muttersprache."

In seiner Heimatstadt Augsburg habe knapp die Hälfte der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, sagte Düll. "Wo sollen denn die Kinder herkommen, die für die Durchmischung sorgen?" Zudem sei es aus pädagogischer Sicht ratsam, wenn Kinder in ihrem Bezirk eingeschult würden und den Schulweg zusammen bestreiten könnten.

Prien: Auch Probleme mit "Familien, die schon immer hier waren"

Bildungsministerin Prien verwies darauf, dass die Koalition für die Einführung einer bundesweiten Pflicht für Sprach- und Entwicklungstests bei Vierjährigen eintritt. Sollten solche Tests einen Förderbedarf zeigen, erwarte man von den Ländern verpflichtende Fördermaßnahmen und -konzepte, heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Schulleistungstests hatten in der Vergangenheit wachsende Defizite bei Grundschülern gezeigt.

"Wir haben nicht nur Probleme mit Kindern mit Migrationsgeschichte", sagte Prien zudem. "Wir haben auch Probleme mit Kindern aus Familien, die schon immer hier waren", sagte Prien. Das liege daran, dass sich das Erziehungsverhalten verändert habe. Sie forderte mehr Verantwortung der Eltern. "Bildung und Erziehung ist gleichermaßen Aufgabe von Eltern wie von Schule oder anderen Einrichtungen, etwa Kitas."

Da Bildung und Kitas Ländersache sind, kann der Bund keine einheitlichen Regeln zum weiteren Vorgehen vorschreiben. Das gilt für die diskutierten möglichen Obergrenzen für Kinder mit Migrationshintergrund genauso wie für verbindliche Sprachtests. Umgesetzt werden kann das nur einzeln in den Ländern - oder wenn diese sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen.

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