Nein, das wird jetzt keine Aufarbeitung der Renault-5-Erfolgsgeschichte, die 1972 startete und in Iran bis Ende der 1990er-Jahre anhielt (als Lizenzbau von Saipa). Warum auch? Der neue Renault 5 – kurz R5 – sieht für sich genommen ausgesprochen lässig aus, auch wenn man Designelemente erkennt, die es damals in ähnlicher Form gab. Der neue R5 besitzt das gewisse Etwas, das den meisten Fahrzeugen heute fehlt. Und allein das macht ihn besonders.
Woran wir das gemerkt haben? Daran, dass vor allem Passantinnen der Alterskategorie U-40 dem kleinen Franzosen nachgucken. Und die kennen das Original eher nicht. Denn der R5 wurde in unseren Breiten bereits beerdigt, als das Klientel geboren wurde. Doch egal, ob man mit dem neuen R5 zur Beerdigung fährt oder vorm Louis-Vuitton-Shop stoppt. Frau (und Mann) steigt aus und strahlt Finesse aus, ohne Chichi-Attitüde, was der Mini-Klientel oft zugesprochen wird. Daher wird es sicherlich nur wenige Menschen geben, die den R5 nicht sympathisch finden. Und das hat Gründe.
Renault 5 Iconic Long Range (52 kWh)

Die Gründe für den Erfolg des Renault 5
Renault hat Ende 2024 einen echten Elektro-Kleinwagen auf die (großen) Räder gestellt. Neben dem Mini-e und dem Fiat 500-e kommt eventuell noch dessen größerer Fiat-Bruder, der Grande Panda-e, mit in die engere Auswahl. Preislich und technisch ähneln sich R5, Mini und 500er. Der Citroën eC3 – obwohl Zwilling des Grande Panda – wirkt im Vergleich noch „einfach“, sieht nach Verzicht aus und ist preislich spürbar günstiger. Und ein Hyundai Inster? Der spaltet die Gemüter – übernimmt aber grundsätzlich den Habitus eines R5 und weniger den des C3. Wer im Vergleich nun mit einem Dacia Spring oder Leapmotor T01 liebäugelt, hat das Konzept des R5 und auch der anderen genannten nicht verstanden. Den R5 kauft man nicht, weil man ein Auto braucht. Den R5 kauft (oder least) man, weil man den R5 möchte – ein Automobil, das nach dem ersten Kennenlernen im Kopf bleibt. Nicht nur wegen des „Zwinkerns“ mit dem linken Scheinwerfer, wenn man sich im Dunklen verabschiedet.
Renault hat sich beim R5 wohl überlegt, wie man Menschen begeistern kann – klar, nicht alle, aber viele. Das fängt damit an, dass man sich nicht dem Aerodynamik-Mantra unterworfen hat. Sein cw-Wert von 0,32 ist nur okay (Mini-e startet bei 0,28). Daher stimmen aber die Proportionen des R5 ausgesprochen gut. Kurze Überhänge, ausgestellte Kotflügel, breiter Stand. Klar, das gefällt nicht nur Frauen, sondern auch Männern. Für erhöhten Puls soll zudem der R 5 Turbo 3E (555 PS, 270 km/h) sorgen – bislang eine Studie. Emotionen verkaufen Automobile.
Der Renault 5 ist außen hui und innen … eng
Wer aufs Äußere gesteigerten Wert legt, vernachlässigt eventuell das Innere. So steigen wir in den R5 ein und fühlen uns in den sportlich konturierten, etwas zu weichen Sitzen der ersten Reihe pudelwohl. Zumindest dann, wenn man seine Sitzposition gefunden hat. Die könnte vom Ideal etwas abweichen. Größeren Menschen rückt die B-Säule dicht an die Schulter (Fahrzeugbreite 2,02 Meter mit Spiegel). Und wer sonst den Fahrersitz stets nach unten „dreht“, wird beim R5 eher etwas weiter oben sitzen. Immerhin wird dadurch etwas Platz unter dem Fahrersitz frei und flache Schuhe können sich druntermogeln. Damit ergibt sich hinten eine Art Notsitz, der idealerweise kleineren Menschen zumutbar ist. Der R5 ist den Papieren nach ein 5-Sitzer (Lach-Smiley). Spotlichter an der Decke strahlen hell genug, um Filius und/oder Filia anschnallen zu können. Ist der R5 vornehmlich mit zwei Personen unterwegs, bietet es sich an, die drei Kopfstützen der Rückbank komplett zu entnehmen und im Kofferraum zu versenken. Denn die Kopfstützen sind so massiv, dass man nach hinten – in Kombination mit den unfassbar dicken C-Säulen – eigentlich nichts sieht. Das ist beim Bick nach vorn kaum anders, die A- und B-Säulen sind massiv – Euro-NCAP-Crashtest lässt grüßen.
Der Kofferraum fasst mit 326 Norm-Litern genug für den großen Einkauf und die Reise (zu zweit) und ist auf mehr als 1.100 Liter erweiterbar. Gepäcknetze oder nutzbare Befestigungsösen gibt es keine. Im Kofferraum fliegt sodann das bis zu 6,5 Meter lange Typ-2-Ladekabel rum. Denn wer das Harman-Kardon-Soundsystem hat, verzichtet auf ein kleines Unterbodenfach. Ein einfaches Netz, angebracht an der Unterseite der Hutablage wäre so einfach, so ordentlich und irgendwie so passend für einen erfreulich frisch wirkenden R5.

R5 gegen Aufpreis mit Regenschirmhalter
Die Idee hätte den R5-Designern durchaus kommen können. Denn die Franzosen (der R5 wird in Nordfrankreich produziert) haben an so manch charmante Kleinigkeit gedacht: Die Baguette-Halterung im Beifahrerfußraum springt einen geradezu an, amüsiert kurz und spätestens nach der dritten Woche hat man keinen Bock mehr auf Weißbrot und fragt sich: „Wofür habe ich fast 200 Euro ausgegeben?“ Sehen Sie es positiv: für einen Regenschirmhalter.
Besser und für E-Autonutzer sinnvoll: die Entriegelungstaste des Ladekabels direkt an der Ladebuchse. Oder die verspielte Ladestandanzeige in Form der illuminierten 5 auf der Motorhaube (ab Ausstattung Techno), die vom Küchenfenster aus den Ladestand erahnen lässt. Alternativ schaut man einfach in die Renault-App, um es genau zu wissen. Glücklich macht hingegen die personalisierbare Taste über dem linken Fahrerknie, die die nervigsten Assistenzsysteme mit einem Doppelklick deaktiviert – ganz nach Gusto. Warum hat das bitte kein anderer Hersteller (ja, Konzernmarke Dacia hat es auch)? Und dabei gehört der Tempobimmler im R5 zur entspannten Sorte, den man fast gar nicht ausschalten müsste. Danke, Renault, für diese Taste. Bleiben wir bei Tasten, Schaltern und Knöpfen: Die Display-aus-Taste oben auf dem sich in der Windschutzscheibe spiegelnden Rahmen des Infotainmentbildschirms ist genial einfach, schnell und relativ ablenkungsfrei bedienbar. Danach ist der Infoscreen dunkel und nachts nicht störend. Die Navikarte (Google Automotive, inklusive guter Routenplanung und Vorkonditionierung des Akkus) kann man sich im Kombiinstrument einblenden oder auf Ansagen vertrauen. Und wer möchte, kann an den beiden „Knöpfen“ daneben die Lautstärke regulieren.

Viel Hartplastik im Renault 5
Aber klar, bei einem designverliebten Automobil gibt es auch Dinge, die besser sein könnten. Vor allem, wenn man sich in Preisregionen von deutlich mehr als 30.000 Euro bewegt (der R5 beginnt bei 28.000 Euro brutto). Hartplastik ist das vorherrschend verarbeitete Material. Da hilft auch der breite Balken im Armaturenbrett mit abgestepptem Möchtegern-Leder nichts – an diesem knallt man beim Einsteigen eher mal mit dem Knie, Fahrer wie Beifahrer. Und auch der illuminierte R5-Schriftzug vorm Beifahrer ist eher effekthascherisch. Die kleine Box in der Mittelkonsole mit der „5“ aus dem 3D-Drucker ist mehr Designelement als praktisch und kostet knapp 100 Euro extra. Immerhin, eine Mittelarmlehne ist vorhanden, wenn auch nicht verstellbar.
Bei der Bedienung stört die Platzierung der drei Lenkstockhebel: oben Automatik, darunter Scheibenwischer, darunter „Musik“ – Fehlbedienungen vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass man beim Schalten von D auf R (oder andersherum) dem Hebel Nachdruck verleihen muss, sonst ändert sich die Fahrtrichtung nicht immer. Auf eine P-Funktion hat Renault gänzlich verzichtet. Beim Halten wird automatisch die Parkbremse aktiviert und damit „P“ eingelegt, ebenso, wie beim Öffnen der Tür.
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