Das Longtail-Lastenrad Tenways Duo verspricht Familienmobilität zum Sparpreis. Der Alltagstest zeigt: Der günstige Einstieg hat seinen Preis. Wer Abstriche macht, erhält ein zuverlässiges, alltagstaugliches Longtail mit kleinen Schwächen und großem Nutzen.
Lastenräder sind meist keine Schnäppchen - doch das Tenways Duo aus den Niederlanden gibt es für vergleichsweise schmale 3500 Euro. Der Hersteller lud zu einem Alltagstest ein. Die Einladung nahmen wir zunächst dankbar an, waren zwischenzeitlich leicht genervt und am Ende versöhnt. Ein Kritikpunkt bleibt jedoch.
Bevor wir die ersten Meter rollen konnten, hieß es: Werkzeug raus, Geduld an. Wie bei vielen Online-Bikes war DIY gefragt. Dies allerdings in besonders ausufernder Form. Es trudelten drei Pakete ein. Das größte enthielt Rahmen, Antriebseinheit, Hinterrad und Lenker. In den anderen Kartons fanden wir das Vorderrad, die Schutzbleche, den Frontträger und eine Doppelsitzbank für zwei Kinder samt Fußrasten und Schutzbügel.
Alles musste verschraubt und montiert werden, was fummelig und zeitraubend war. Nicht jede Schraube gleitet leicht ins Ziel. Und um kein Gewinde zu ruinieren, ist präzises Arbeiten Pflicht. Immerhin war passendes Werkzeug in der Lieferung enthalten und das meiste selbsterklärend. Wer über ein gewisses Maß an Schrauber-Erfahrung verfügt, kommt ohne Anleitung ans Ziel.
Aufs Budget geachtet, aber nicht billig
Bereits beim Aufbau zeigte sich, dass Tenways an manchen Ecken aufs Budget geschaut hat. Dennoch wirkt das Duo nicht billig. Der Rahmen ist mit Metallic-Lack veredelt und viele Komponenten stammen von namhaften Herstellern. Räder, Reifen, Bremsen, Schaltung, Motor und Riemenantrieb versprechen mit ihren Markennamen allesamt eine solide Herkunft.
Besonders Eindruck schindet das mittig im Lenker montierte, große TFT-Farbdisplay. Über dieses muss man zunächst einen vierstelligen Code eingeben, um den Antrieb zu aktiveren. Mit der passenden App lassen sich Navi-Hinweise ins Display einblenden. Dank GPS-Tracking bietet das vernetzte Bike einen smarten Diebstahlschutz. Etwas unaufgeräumt wirkt das Cockpit unterhalb vom Display, denn hier blickt man auf ein bemerkenswert wirres Geflecht aus Kabeln und Leitungen.
An verschiedene Körpergrößen anpassbar
Mit seinen 24-Zoll-Rädern und niedrigem Durchstieg richtet sich das über zwei Meter lange Longtail an Fahrer unterschiedlicher Körpergrößen. Sattel und vor allem der Lenker lassen sich schnell anpassen. Wer einen Hebel am Vorbau öffnet, kann den Lenker in einer Bewegung in Höhe, Weite und Winkel anpassen.
Die Rahmenhöhe 48 ist zwar eher klein, soll laut Hersteller aber für Personen zwischen 1,60 und 1,95 Metern geeignet sein. Unser Körpermaß lag mittendrin. Die Sitzposition war akzeptabel, doch wir hätten uns einen größeren Rahmen gewünscht. Der tiefe Durchstieg und der niedrige Schwerpunkt machen das Handling mit schwerer Beladung angenehm und sicher.
Dank Mittelmotor leicht und locker zu fahren
Selbst wenn die Sitzergonomie nicht perfekt ist, lässt sich das Duo dank Mittelmotor leicht und locker fahren. Das funktioniert sogar ohne Motorunterstützung recht gut, obwohl es einen Gates-Riemenantrieb gibt. Der Bafang-Mittelmotor (Modell M410) liefert 80 Newtonmeter. Das ist ordentlich, aber nicht überragend. Besonders bergauf hätten wir uns hin und wieder die stärkere 510er-Version gewünscht. Trotzdem schiebt der Motor auch mit Beladung verbindlich, aber ohne souveränen Punch an.
Kombiniert wird der Antrieb mit einer stufenlosen Enviolo-Automatik. Damit findet sich für fast alle Fahrsituationen eine passende Übersetzung. Lediglich bei hoher Geschwindigkeit hätten wir uns gelegentlich eine längere Übersetzung beziehungsweise eine niedrigere Trittfrequenz gewünscht. Es stehen fünf Unterstützungsstufen zur Wahl, wir waren meist im stärksten Modus unterwegs. Der herausnehmbare 720-Wh-Akku im Unterrohr soll laut Hersteller bis zu 100 Kilometer schaffen. In unserem Alltagstest kamen wir bei voller Unterstützung jedoch nur rund 60 Kilometer weit. Das Laden dauert bis zu fünf Stunden.
Das Duo ist für schwere Lasten ausgelegt. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 220 Kilogramm bietet es dafür reichlich Spielraum. Das Bike selbst kommt auf 32 Kilogramm. Insofern spricht nichts dagegen, wenn der Fahrer etwas beleibter ist. Serienmäßig verfügt das Duo über Front- und Heckträger. Auf dem Heckträger lassen sich Sitzkissen leicht befestigen und wieder abnehmen. Ein maßgeschneidertes Zubehörprogramm mit Taschen, Boxen oder anderen Lösungen, wie etwa einem Verdecksystem, ist nicht verfügbar.
Sorgenkind Mittelständer
Ein echtes Sorgenkind war im Test der zweifüßige Mittelständer: Er ist an sich praktisch und standfest. Doch er ist am Rahmen mit nur einer Schraube befestigt. Beim Auf- und Abbocken wirken Kräfte auf die Verschraubung, sodass sich diese bereits nach wenigen Tagen lockerte. Möchte man die Schraube nachziehen, muss zuvor noch eine eigentlich praktische Rahmentasche entfernt werden, deren Befestigung ebenfalls nicht sonderlich vertrauenserweckend wirkte. Hier sollte Tenways dringend nachbessern.
Auf der Straße hinterlässt das Duo einen weitgehend gelungenen Eindruck. Es handelt sich um einen robusten und zuverlässigen Lastenträger mit klarem Charakter. Das Fahrverhalten bleibt auch mit Gepäck stabil. Ein Kurvenstar ist es nicht, im Vergleich zu vielen anderen Lastenrädern aber durchaus handlich. Beim Überfahren hoher Kanten ist mitunter ein leichtes Verwinden des Rahmens um seine Längsachse spürbar.
Licht und Schatten
Gefährlich wird es nur, wenn man freihändig fahren will. Selbst auf glattem Asphalt beginnt der Lenker umgehend, nervös zu flattern.
Beim Komfort gibt sich das Duo eher nüchtern. Trotz Federgabel und voluminösen Reifen sind harte Schläge deutlich zu spüren. Besonders im Nackenbereich. Wer Sänftencharakter wünscht, ist hier falsch. Überzeugend sind dagegen die Bremsen. Sie packen kräftig zu, lassen sich fein dosieren und bringen das beladene Rad zuverlässig zum Stehen.
Unterm Strich bietet das Tenways Duo Licht und Schatten. Der günstige Preis inklusive Versand, die vielen Qualitäts-Komponenten und einige durchdachte Details sprechen klar für das Rad. Gleichzeitig zeigt sich: Gute Qualität hat ihren Preis - und der liegt eben doch ein Stück über dem Niveau des Duos. Wer damit leben kann, erhält ein zuverlässiges, alltagstaugliches Longtail mit kleinen Schwächen und großem Nutzen.
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