Im Streit um humanitäre Hilfe für den Gazastreifen verschärft sich der Ton zwischen Israel und den UN. Anlass sind Berichte über Schüsse auf palästinensische Zivilisten. Die UN fordern Aufklärung, während Israel die Verantwortung von sich weist.

Nach Berichten über Schüsse auf Zivilisten nahe eines Verteilzentrums für Hilfsgüter im Gazastreifen droht der Streit zwischen Israel und den Vereinten Nationen (UN) weiter zu eskalieren.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine "sofortige und unabhängige Untersuchung dieser Vorfälle und dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden". Israel bezeichnete diese Reaktion als "Schande" und warf den UN vor, die Rolle der Terrormiliz Hamas zu unterschlagen.

Am Wochenende waren Berichte laut geworden, dass israelische Soldaten in der Nähe eines von der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betriebenen Verteilzentrums nahe Rafah das Feuer auf Zivilisten eröffnet haben soll. Guterres äußerte sich entsetzt und betonte: "Es ist nicht hinnehmbar, dass Palästinenser für Lebensmittel ihr Leben riskieren." Israel habe gemäß dem humanitären Völkerrecht die klare Verpflichtung, humanitäre Hilfe zuzulassen und zu erleichtern. 

Israel prangert fehlende Kritik an Hamas an

Israel dementierte bereits am Wochenende, dass das eigene Militär auf Zivilisten geschossen haben soll. Nach den Äußerungen von Guterres warf der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Oren Marmorstein, beim Kurznachrichtendienst X die Frage auf, ob es den UN wirklich wichtig sei, den Menschen in Gaza Hilfe zu leisten oder ob sie sich eher darauf konzentrierten, die Hamas und ihre Kriegsmaschinerie zu unterstützen. 

In der gesamten Mitteilung des UN-Generalsekretärs tauche das Wort Hamas kein Mal auf. "Kein Wort, dass es die Hamas ist, die Zivilisten erschießt und versucht, sie daran zu hindern, Hilfsgüter zu erhalten", kritisierte Marmorstein.

Auch dass die Hamas einen weiteren Waffenruhe-Vorschlag und die Freilassung der noch immer gefangen gehaltenen israelischen Geiseln abgelehnt habe, erwähne Guterres nicht. "Die eigentliche Untersuchung, die durchgeführt werden muss, ist, warum die UN sich weiter jedem Versuch widersetzen, den Menschen in Gaza direkt Hilfe zu leisten", schrieb Marmorstein.

Hamas meldete mehr als 30 Tote durch Schüsse

Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sollen durch Schüsse 31 Menschen getötet und mehr als 170 Zivilisten verletzt worden sein. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben jedoch nicht. Neben Israel hatte auch die Gaza Humanitarian Foundation die Berichte als Falschmeldungen zurückgewiesen und betont, dass die Hilfsgüter ohne Zwischenfälle verteilt werden konnten.

Laut der Nachrichtenagentur AFP hieß es aus israelischen Militärkreisen jedoch, dass in der Nacht zu Sonntag rund einen Kilometer von dem Verteilzentrum entfernt "Warnschüsse auf mehrere Verdächtige" abgegeben worden seien.

Zudem hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Sonntag gemeldet, dass fast 180 Verletzte und etwa 20 Leichen in das Rotkreuz-Feldhospital in Rafah gebracht worden seien, zumeist mit Schuss- oder Splitterwunden.

Auch GHF in der Kritik der UN

Israel hatte Hilfslieferungen in den Gazastreifen fast drei Monate lang blockiert. Nun ermöglicht die israelische Regierung die Verteilung von Hilfsgütern über die GHF, um auf diese Weise Hilfsorganisationen der UN und anderer internationaler Initiativen zu umgehen. Die UN kritisieren dieses Vorgehen scharf und werfen Israel vor, humanitäre Hilfe als Waffe einzusetzen.

Israel will nach eigenen Angaben mit Hilfe des neuen Systems verhindern, dass die Hamas humanitäre Hilfe für sich abzweigt. Die UN werfen der israelischen Regierung vor, keine Beweise für eine Kontrolle der Hilfsgüter durch die Hamas vorgelegt zu haben. Augenzeugen im Gazastreifen bestätigten wiederum in der Vergangenheit mehrfach, Hamas-Terroristen hätten Hilfslieferungen gekapert.

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