Nach der Präsidenten-Stichwahl in Polen hat der pro-europäische Kandidat Trzaskowski seine Niederlage eingeräumt. Er gratulierte dem rechtskonservativen Sieger Nawrocki, verband aber mahnende Worte mit den Glückwünschen.

Der liberale polnische Präsidentschaftskandidat Rafal Trzaskowski hat seinem rechtskonservativen Rivalen Karol Nawrocki zum Wahlsieg gratuliert. "Dieser Sieg verpflichtet, besonders in solch schwierigen Zeiten und bei so einem fast gleichen Ergebnis. Daran sollten Sie sich erinnern", schrieb Trzaskowski auf X. 

Der 53 Jahre alte Warschauer Oberbürgermeister dankte seinen Wählern - und entschuldigte sich. "Es tut mir leid, dass es mir nicht gelungen ist, die Mehrheit der Bürger von meiner Vision von Polen zu überzeugen." 

Wahl gilt als richtungsweisend

Der enge Mitstreiter von Regierungschef Donald Tusk war am Sonntag in der Stichwahl um das Präsidentenamt nur ganz knapp unterlegen. Auf den parteilosen Nawrocki, der für die rechtspopulistische PiS ins Rennen gegangen war, entfielen 50,89 Prozent der Stimmen. Trzaskowski holte 49,11 Prozent.

Polen hat rund 29 Millionen Wahlberechtigte. Der Vorsprung des Siegers in dem knappen Rennen betrug laut Wahlkommission 369.591 Stimmen. In ersten Prognosen hatte Trzaskowski gestern Abend noch knapp geführt.

Die Wahl gilt als richtungsweisend für Polen. Der Sieg des 42-jährigen EU-Skeptikers Nawrocki lässt Veränderungen am außen- und innenpolitischen Kurs des Landes erwarten, das in der EU und der NATO eine wichtige Rolle spielt. Polen ist - nach Einwohnerzahl - das fünftgrößte Land der EU.

Konflikt mit Regierung erwartet

Seit 2023 regiert in Polen der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk mit einem Mitte-links-Bündnis. Allerdings bremste und blockierte der bisherige Präsident Andrzej Duda die politischen Bestrebungen Tusks. Auch Duda entstammt der PiS, durfte nach zehn Jahren im Amt aber kein weiteres Mal antreten. Tusk hatte gehofft, mit Trzaskowski an der Staatsspitze die Blockade zu lösen.

Der Präsident spielt in Polen bei der Gesetzgebung eine Schlüsselrolle. Er kann sein Veto gegen Gesetze einlegen, die das Parlament verabschiedet hat. Eine Amtsperiode ist fünf Jahre lang.

"Könnte extrem anti-deutsche Töne anschlagen", Kristin Joachim, ARD Warschau, zum nächsten polnischen Präsidenten

Morgenmagazin, 02.06.2025 05:30 Uhr

Auf Abstand zu Deutschland und der EU

Nawrocki vertritt die Deutschland-kritische Linie der PiS und suchte im Wahlkampf die Nähe zu US-Präsident Donald Trump. Er erneuerte die Forderung nach Reparationen für die Schäden, die Nazi-Deutschland während des zweiten Weltkriegs in Polen angerichtet hat. Von der EU will sich Nawrocki, das hat er betont, für Polen nichts vorschreiben lassen.

Den etwa eine Million ukrainischen Flüchtlingen in seinem Land warf Nawrocki im Wahlkampf vor, sich an Polen zu bereichern. Einen NATO-Beitritt der Ukraine lehnt er ab.

Die Unterstützung für die Kandidaten ist regional unterschiedlich verteilt. Trzaskowski siegte in den großen Städten wie Warschau, Krakau und Lodz, die vom wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre besonders profitiert haben. In kleineren Städten und den ländlichen Regionen Polens lag Nawrocki vorn. Vor allem im Osten des Landes gewann Nawrocki, in den westlichen Regionen lag Trzaskowski vorn, wie Karten der Wahlkommission zeigen.

Martin Adam, ARD Warschau, tagesschau, 02.06.2025 06:58 Uhr

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