Bei der Stichwahl für das Präsidentenamt in Polen zeichnet sich wie erwartet ein enges Rennen ab. Der Kandidat der pro-europäischen Regierung (KO), Rafal Trzaskowski, kommt nach ersten Berechnungen des Instituts Ipsos für die Sender TVN, TVP und Polsat vom Sonntagabend auf 50,3 Prozent der Stimmen, der von der nationalistischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützte Karol Nawrocki auf 49,7 Prozent.
Trzaskowski erklärte sich unmittelbar nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend bereits zum Sieger. Er wolle die verschiedenen Lager vereinen und der Präsident aller Polen sein. "Wir haben gesiegt", sagte Trzaskowski unter dem Jubel seiner Anhänger, "aber auf der Rasierklinge".

Der nationalistische Kandidat Karol Nawrocki sagte seinerseits: "Wir werden heute Nacht gewinnen." Bei der Wahlparty von Nawrocki war die Stimmung aber deutlich gedämpfter. Er appellierte an seine Anhänger, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Prognose beruht auf Nachwahlbefragung
Die Prognosen beruhen auf Nachwahlbefragungen in rund 500 Wahllokalen. Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Ipsos haben sie eine Fehlertoleranz von zwei Prozentpunkten. Hochrechnungen wie in Deutschland gibt es in Polen nicht. Das offizielle Endergebnis wird am Montagvormittag erwartet.
Bei der Wahl zeichnete sich außerdem eine hohe Beteiligung ab. Bis zum späten Nachmittag gaben fast 55 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab.
Wahl ist richtungsweisend für Europa
Die Wahl dürfte richtungsweisend nicht nur für das EU- und Nato-Land Polen selbst, sondern für ganz Europa sein: Ein Sieg Trzaskowskis würde dem liberal-konservativen Regierungschef Donald Tusk und dessen Reformen neuen Schwung geben, die von dem bisherigen, rechtsnationalen Präsidenten Andrzej Duda blockiert worden waren.

Nawrocki hingegen, der wie Duda von der vorherigen rechtsnationalistischen Regierungspartei PiS unterstützt wird, könnte die bisher starke Unterstützung Polens für die Ukraine in Frage stellen. Sollte er gewinnen, halten manche Beobachter in der Folge sogar Neuwahlen des Parlaments in Polen für möglich.
Bereits in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen lagen der Warschauer Bürgermeister Trzaskowski und der parteilose Historiker Nawrocki eng beieinander. Der 53-jährige Trzaskowski holte 31 Prozent der Stimmen, sein 42-jähriger Rivale kam auf rund 30 Prozent. In Umfragen lag Trzaskowski zuletzt mit 50,1 Prozent hauchdünn vorne, Nawrocki kam auf 49,9 Prozent - eine winzige Differenz innerhalb der Fehlermargen.
MDR AKTUELL (AFP, dpa)
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