Erstmals konnten die Kinder in der damals sozialistischen Tschechoslowakei das "Abendmännchen" im Jahr 1965 sehen. Die Reihe, die vor kurzem ihren 60. "Geburtstag" gefeiert hat, ist also jünger als die vom damaligen Deutschen Fernsehfunk ab 1959 ausgestrahlte Kindersendung "Unser Sandmännchen".
Auch das Konzept war von Beginn an ein etwas anderes. Während das Sandmännchen in den jeweiligen Episoden selbst der Hauptdarsteller ist, sich in verschiedenen Lebenssituation wiederfindet und in einer Folge sogar zum Mond flog, taucht das tschechische Abendmännchen nur im Vor- und Abspann auf – dazwischen wurden und werden auch heute stets andere Kinderserien, meist Zeichentrick-, aber auch Marionettenfilme, ausgestrahlt. Zu dem bekanntesten und beliebtesten gehören wohl die Geschichten mit dem kleinen Maulwurf, der von Zdeněk Miler gezeichnet wurde. Ebenfalls großen Erfolg beim jungen Publikum haben bis heute die zwei Hasen Bob und Bobek, die in einem Zauberhut leben und zusammen allerlei Sachen anstellen.
Die Figur des kleinen Maulwurfs erschien oft in den Zeichentrickfilmen, die vom tschechischen "Abendmännchen" eingeleitet wurden.Bildrechte: IMAGO / imagebrokerAb 1975, als die nationalen und kulturellen Eigenarten der Slowakei innerhalb der Tschechoslowakei stärker betont wurden, wurde auch eine eigenständige Kindersendung im Vorabendprogramm für diesen Landesteil ausgestrahlt. Sie hieß zwar ebenfalls "Večerníček", also "Abendmännchen", unterschied sich allerdings optisch und hatte eine andere Erkennungsmelodie. Die tschechischen Kinder bekommen die Zeichentrickfigur eines kleinen Jungen mit einer Papiermütze auf dem Kopf zu sehen, der aus der Tiefe des Weltalls angeflogen kommt und dann wie ein Zeitungsausträger Blätter mit Gute-Nacht-Geschichten an die Kinder austeilt, während er sich in einem Spielauto, auf einem Schaukelpferd und abschließend auf einem Einrad bewegt.
In der Slowakei übernimmt die Einleitung dagegen "Großväterchen Abendmännchen" ("Deduško večerníček"), ein Hirte, der jeden Abend in Begleitung seines Hundes mit einer Laterne die Sterne auf dem Himmel zum Leuchten bringt und im Abspann wiederum erlischt. Dabei gibt es bis heute eine eigene Fassung für jede der vier Jahreszeiten. In der Sommerversion kommt Großväterchen etwa ohne seine dicke Bärenfellmütze aus, während er dann im Winter seinen treuen Hund, der normalerweise draußen schläft, in die warme Hütte reinlässt.
In Tschechien ist heute, sechzig Jahre nach der Ausstrahlung der ersten Folge, das Abendmännchen nicht nur die am längsten laufende Kindersendung, sondern auch jene mit der höchsten Einschaltquote. Diese umfasst laut den eigenen Erhebungen des Tschechischen Fernsehens zwischen 18:45 und 18:55, also zum Sendetermin des Abendmännchens, ein Drittel aller Zuschauer.
Im Gegensatz zur Figur des deutschen Sandmännchens hat es das tschechische Abendmännchen zwar nicht an Bord eines Raumfahrtschiffs ins Weltall geschafft – dafür gibt es seit 1999 einen Asteroid im All, der Večerníček, also Abendmännchen heißt und so von seinem tschechischen Entdecker benannt wurde.
MDR (baz)
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