Eine Fläche doppelt so groß wie der Bodensee ist bereits abgebrannt - und die Flammen wüten weiter. Verzweifelt kämpfen die Menschen im Norden und Westen Spaniens gegen Waldbrände. Viele Anwohner fühlen sich im Stich gelassen.
Bei der Bürgermeisterin Melisa Macía liegen die Nerven blank. Seit Tagen habe sie nicht geschlafen, erzählt sie unter Tränen im spanischen Fernsehen und dankt all den Freiwilligen, den Landwirten, den Löschkräften, die rausgegangen seien, um ihr Dorf zu retten.
Melisa Macía ist Bürgermeisterin von Vilariño de Conso, einem 500-Einwohner-Dorf in der bergigen galizischen Provinz Ourense. Dort, wo seit Tagen die heftigsten Feuer der aktuellen Waldbrandkatastrophe wüten.
Etwa 20 aktive Großbrände im Norden und Westen
Hitze, Trockenheit und die Winde erschweren die Löscharbeiten. Häuser und Menschen retten, das habe oberste Priorität, sagt Macía. Das Gefühl von Wut und Ohnmacht dominiert - wie wohl bei vielen derzeit.
Seit mehr als zwei Wochen hält eine extreme Hitzewelle Spanien fest im Griff. Das Brandrisiko ist fast überall dramatisch hoch. Von etwa 20 großen aktiven Bränden im Norden und Westen des Landes spricht die Regierung. In den vergangenen knapp zwei Wochen zerstörten die Flammen nach offiziellen Angaben bereits rund 1.150 Quadratkilometer - eine Fläche mehr als doppelt so groß wie der Bodensee.
Soldaten und militärische Notfalleinheit im Einsatz
Ministerpräsident Pedro Sánchez hat seinen Sommerurlaub unterbrochen und macht sich in den besonders stark betroffenen Regionen Galizien und Kastilien-Leon ein Bild der Lage. "Die Zentralregierung mit dem nationalen Katastrophenschutzsystem wird alle erforderlichen Ressourcen bereitstellen, um die Brände, besonders in Ourense, einzudämmen und so schnell wie möglich zu löschen", sagt er.
Landesweit werden weitere 500 Soldaten geschickt. Schon jetzt ist die militärische Notfalleinheit UME mit mehr als 3.000 Kräften im Einsatz. Außerdem unterstützen nationale Polizeikräfte.
Bis Dienstag könnte es kritisch bleiben
Bei der Zentralregierung geht man davon aus, dass die kritische Lage noch bis Dienstag anhalten wird. Das heißt: Zahlreiche Orte sind weiterhin nicht sicher, die Menschen müssen ihre Häuser verlassen.
Ein Schicksal, das auch dem kleinen Ort Porto de Sanabria in Kastilien-León droht. "Das geht schon seit drei, vier Tagen so", sagt eine Bewohnerin. "Wir haben eine Nacht in einem anderen Dorf geschlafen - zur Sicherheit. Nun sind wir wieder hier. Und mein Mann hat mir gesagt, er möchte jetzt bei den Löscharbeiten helfen." Sie habe bereits ihren Koffer gepackt. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagt sie verzweifelt.

In Carballeda de Avia kämpfen Anwohner mit Wassereimern gegen die Flammen.
Anwohner fühlen sich im Stich gelassen
Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde appelliert zu gehen, damit die Löschtrupps in Ruhe arbeiten könnten. "Wir können doch nicht einfach gehen und unsere Häuser zurücklassen", sagt ein Mann vor Ort. "Meine Frau wohnt schon ihr ganzes Leben hier und das ist noch nie passiert. Wir müssen unsere Häuser verteidigen."
Ein anderer Bewohner schlägt vor, mit einer Kette von Wassereimern gegen die Flammen vorzugehen. Vielerorts fühlen sich Anwohner von den professionellen Einsatzkräften im Stich gelassen.
Die Feuerwehrleute, die seit Tagen fast ohne Pause unter Extrembedingungen im Einsatz sind, berichten von wenig Schlaf und Erschöpfung. Heute soll die Hitzewelle laut Prognosen enden. Spanien sehnt sich nach Entspannung.
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