Die Erwartungen an das Treffen von Trump und Putin waren in der Ukraine ohnehin gering - und sie wurden aus Sicht vieler Ukrainer noch unterboten. Die andauernden Angriffe bestätigen die Einschätzung.
Olha Moshowa aus Kiew hat das Treffen von US-Präsident Donald Trump und dem russischen Machthaber Wladimir Putin in den Nachrichten gesehen. Besonders vom amerikanischen Präsidenten ist die 55-Jährige enttäuscht. "Trump sah schwach aus. Putin hat ihn wieder überlistet. Er hat ihn gelobt und sein Ego gestärkt und dass er super toll ist und so weiter", sagt sie.
Nach dem Treffen der beiden Staatschefs in Alaska hatte es keine konkreten Ergebnisse gegeben. Vorher noch hatte Trump eine Waffenruhe zum Ziel der Gespräche erklärt. Bei der anschließenden Pressekonferenz spielte das keine Rolle mehr. Mittlerweile hat der US-Präsident eine sofortige Waffenruhe sogar ganz ausgeschlossen und will stattdessen gleich ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland.
"USA und Russland haben ihre Fragen geklärt"
Die Erwartungen an das Treffen waren bei vielen Menschen schon vorher gering - vor allem auch, weil ihr eigener Präsident nicht am Tisch saß. Nach dem Treffen sind die Reaktionen auf den Straßen in Kiew deutlich.
"Bei der sogenannten Pressekonferenz sind nur zwei, drei Sätze zur Ukraine gesagt wurden, mehr nicht. Das heißt, USA und Russland haben ihre Fragen geklärt", sagt Sergej. "Aber ich bin schon ein alter Mann und verstehe, dass sich zwei Staaten getroffen haben, um ihre Interessen zu klären, und die Interessen eines dritten Staates dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen." Nach so vielen Tagen der vollständigen Invasion erwarteten sie nichts mehr, sagen Jewhenia und Natalia.
"Das passt zu Putins Plan"
Viele Beobachter und Politiker sehen in Putins Besuch in Alaska vor allem einen Sieg für den russischen Machthaber. So auch die Sicherheitsexpertin Alina Frolowa. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagt sie: "Das passt eigentlich ganz gut zu Putins Plan, der versucht, Zeit zu gewinnen, Entscheidungen hinauszuzögern und diese Zeit für seinen Krieg weiter zu nutzen. Und das hat man gesehen, als es heute in der Nacht wieder neue Angriffe auf die Ukraine gab."
An der Front ist die Ukraine weiterhin besonders im Osten rund um die Städte Pokrowsk und Dobropilia unter Druck. Laut ukrainischen Militärbloggern wurde die russische Armee nach einem Vorstoß dort teilweise zwar wieder zurückgedrängt. Gleichzeitig gab es heute die Nachricht, dass Russland weitere Orte in der Region eingenommen hat, die Lage für die Ukraine bleibt also schwierig.
Es kommt jetzt auf Europa an
Es komme jetzt auch auf Europa an, die Ukraine mit noch mehr Waffen zu unterstützen, sagt der ehemalige Außenminister Dmytro Kuleba. "Das Schicksal des Krieges wird immer noch auf dem Schlachtfeld entschieden. Das muss man verstehen. Und der ukrainische Infanterist ist heute tatsächlich ein wichtiger Akteur in der Außenpolitik. Er bestimmt die Außenpolitik. Wenn er seine Stellung hält, hat Selenskyj eine starke Verhandlungsposition."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will am Montag nach Washington reisen. Das teilte er nach einem Telefongespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen Trump mit, in dem Trump Selenskyj über das Treffen mit Putin informiert hatte. Laut Selenskyj gebe es positive Signale für Sicherheitsgarantien.
Medienberichte zu Sicherheitszusagen
Wie mehrere Medien berichten, wollen die USA der Ukraine einen Schutz ähnlich zum NATO-Artikel 5 anbieten - ohne dass die Ukraine selbst Teil der NATO wird. Das Angebot gelte nur, wenn die Ukraine einem Friedensabkommen mit Russland zustimme.
Der Artikel 5 verpflichtet alle Länder des NATO-Bündnisses im Fall eines Angriffes auf ein Mitglied diesem beizustehen. Eine offizielle Bestätigung aus den USA, der Ukraine oder Russland gibt es dafür bisher nicht.
Niels Bula, ARD Kiew, tagesschau, 16.08.2025 16:48 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke