Wenn US-Präsident Trump und Russlands Machthaber Putin in Alaska beraten, bleibt dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nur die Zuschauerrolle. In der Ukraine ist die Sorge groß, bei den Verhandlungen übergangen zu werden.
In dieser Woche wird über das Schicksal der Ukraine gesprochen. Im Tausende Kilometer entfernten Alaska - und ohne ukrainische Beteiligung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist machtlos. Auch führenden Staats- und Regierungschefs Europas geht es nicht anders.
Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und weitere Teilnehmer werten die gemeinsame Videokonferenz mit US-Präsident Donald Trump im Vorfeld des Alaska-Treffens bereits als diplomatischen Erfolg. Doch ob diese Zusammenkunft auch tatsächlich ein Erfolg war, wird sich erst am Wochenende bewerten lassen.
Denn es ist Russlands Machthaber Wladimir Putin, den Trump am Freitag für ein persönliches Treffen auf die große politische Bühne holt. Putin, gegen den der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine Haftbefehl erlassen hat. Ausgerechnet ein US-Präsident holt Putin aus der Isolation und schenkt ihm gemeinsame Bilder für die eigene Propaganda.
Zweifel an Trumps Verlässlichkeit
In der Ukraine sorgt dieses Treffen für große Nervosität. Das liegt vor allem an Putin. Seit 2014 führt Russland auf seinen Befehl Krieg gegen die Ukraine. Mit dem Ziel, das Land zu schwächen, zu spalten und zu kontrollieren.
Seit Jahren werden Ukrainerinnen und Ukrainer in den von Russland besetzten Gebieten unterdrückt, gefoltert und ermordet. Kinder werden entführt und in Russland zur Adoption freigegeben. Menschen müssen aus ihrer Heimat flüchten, um vor alldem sicher zu sein.
Viele in der Ukraine sind davon überzeugt, dass es dem größten Land der Welt nicht um Gebiete geht, sondern um die Wiederherstellung imperialer Größe. Die Vernichtung der unabhängigen Ukraine sei ein Schritt auf diesem Weg.
Der zweite Grund zur Sorge ist Gastgeber Trump. Er macht kein Geheimnis daraus, dass Gerechtigkeit, Grenzverläufe und Völkerrecht ihn nicht interessieren. Der US-Präsident setzt auf Deals und einen schnellen Frieden - um seinem großen Traum, der Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis, näherzukommen.
Möglicherweise geht es ihm aber auch um die Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. Sein bisheriger wankelmütiger Kurs lässt nicht nur Präsident Selenskyj an Trumps Verlässlichkeit zweifeln.
Ukraine massiv unter Druck
Während sich die Ukraine seit Monaten zu einer bedingungslosen Waffenruhe bereit erklärt, geht Russland auf diese Vorschläge nicht ein. Während der ukrainische Präsident Selenskyj zu direkten Verhandlungen mit Russlands Machthaber bereit ist, geht Putin dem direkten Dialog aus dem Weg.
Und doch war es immer wieder die angegriffene Ukraine, die bei Trump in Ungnade fiel und zum Täter umgekehrt wurde. Mehrfach wurden überlebenswichtige Hilfen ausgesetzt. Ultimaten, die Trump der russischen Seite setzte, ließ er wiederholt auslaufen, ohne die angedrohten Strafmaßnahmen umzusetzen.
Russland rückt vor und tötet so viele Zivilisten wie noch nie
All das hat die Ukraine geschwächt und Russland gestärkt. Die russische Armee rückt an mehreren Frontabschnitten vor, das Tempo nimmt zu, es gelingen Durchbrüche. Zwar gelingen auch der Ukraine erfolgreiche Drohnenangriffe auf Militärbasen, Rüstungsunternehmen und Ölraffinerien in Russland. Doch das Leid der eigenen Zivilbevölkerung wächst.
Im Juli wurden nach einem UN-Bericht durch russische Angriffe auf ukrainisch-kontrollierte Gebiete so viele Zivilisten getötet wie in keinem anderen Monat seit Beginn des Krieges. Auch deshalb sehen sich immer mehr Familien gezwungen, über eine Flucht ins europäische Ausland nachzudenken.
Ohne stärkere militärische Unterstützung der Ukraine und größeren wirtschaftlichen Druck auf Russland dürfte sich die Situation für das angegriffene Land immer weiter verschlechtern. Donald Trump kann die Zukunft der Europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung entscheidend beeinflussen - sowohl positiv als auch negativ.
Russland-Sanktionen oder Putin-Deal?
Die Ukraine ist bereit, den Krieg an der bestehenden Frontlinie einzufrieren und mit Russland zu verhandeln - auch über territoriale Fragen. Teile des eigenen Staatsgebiets als Vorbedingung an Russland verschenken werde man jedoch nicht. Das machte der ukrainische Präsident in dieser Woche mit Verweis auf das Völkerrecht und die eigene Verfassung klar. Eine juristische Anerkennung russischer Besetzungen bleibt daher ausgeschlossen.
Die entscheidende Frage ist nun: Was macht Trump, wenn Putin Waffenruhe und ernsthafte Friedensgespräche mit Selenskyj weiter blockiert?
Drei denkbare Szenarien
Mit Sanktionen könnte er den Druck auf den Kreml deutlich erhöhen und damit auch dessen Bereitschaft, sich auf ernsthafte Verhandlungen einzulassen - ein solches Szenario würde die Ukraine und auch Europa stärken.
Sollte Putin wiederum Trump von einem wirtschaftlich lukrativen Deal überzeugen und russische Maximalforderungen auf diese Weise durchsetzen, könnte das einmal mehr zu einer Täter-Opfer-Umkehr führen - ein bedrohliches Szenario für die Ukraine und den europäischen Kontinent.
Möglich ist auch, dass Trump sich für keinen der beiden Wege entscheidet - das würde ein Weiterso des Abnutzungskriegs bedeuten. Fakt ist: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt handelt es sich bei diesen Szenarien um reine Spekulationen. Niemand weiß, wie das Treffen ausgeht.
Mehrheit für Verhandlungen und Sicherheitsgarantien
Die Entwicklungen an der Front deuten darauf hin, dass Russland weiter Krieg führen will, um die eigenen Ziele militärisch durchzusetzen. Der ukrainische Staat hat keine Alternative, als sich weiter dagegen zu verteidigen.
Eine Mehrheit der Ukrainerinnen und Ukrainer wünscht sich den baldigen Beginn eines seriösen Verhandlungsprozesses. Repräsentative Umfragen zeigen, dass Sicherheitsgarantien von den USA und Europa dabei als entscheidendes Kriterium gesehen werden.
Konkret gemeint ist damit eine nachhaltige Unterstützung der ukrainischen Armee, westliche Investitionen in die heimische Rüstungsindustrie, mögliche Truppenkontingente der europäischen Partner sowie die freie Bündniswahl. Aber auch scharfe Sanktionsmechanismen, die Russland vor zukünftigen Angriffen abschrecken sollen. Diese Positionen werden auch von führenden europäischen Politikerinnen und Politikern vertreten.
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