Vor dem Treffen zwischen Trump und Putin warnt der ukrainische Präsident Selenskyj, jede Entscheidung ohne die Ukraine sei eine "Entscheidung gegen Frieden". Möglichen Gebietsabtretungen erteilt er erneut eine klare Absage.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin davor gewarnt, Entscheidungen ohne die Ukraine zu treffen. "Jede Entscheidung gegen uns, jede Entscheidung ohne die Ukraine ist auch eine Entscheidung gegen den Frieden", erklärte Selenskyj.

Vassili Golod, ARD Kiew, zu Selenskyjs Reaktion auf Treffen zwischen Trump und Putin
tagesschau24, 09.08.2025 14:00 UhrTrump wird sich am 15. August - also am kommenden Freitag - mit Putin treffen, um über die Bedingungen für einen Frieden in der Ukraine zu verhandeln. Das Treffen werde im US-Bundesstaat Alaska stattfinden, hatte Trump auf seiner Plattform Truth Social angekündigt.
Der Kreml bestätigte das Treffen und lud Trump im Anschluss nach Russland ein. Trump und Putin haben sich seit 2019 nicht mehr persönlich getroffen.
Trump wollte Krieg einst "binnen 24 Stunden" beenden
Trump hatte im Wahlkampf mehrfach angekündigt, den Krieg "binnen 24 Stunden" beenden zu können. Seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus im Januar telefonierte er mehrmals mit seinem russischen Amtskollegen. Zuletzt hatte er Moskau ein Ultimatum für die Beendigung des Krieges gegen die Ukraine gesetzt. Dieses ist am Freitag abgelaufen - genau an dem Tag, an dem Trump nun sein Treffen mit Putin ankündigte.
Zu der Wahl des Ortes Alaska sagte Selenskyj: "Sehr weit weg von diesem Krieg, der in unserem Land tobt, gegen unser Volk, und der sowieso nicht ohne uns beendet werden kann, ohne die Ukraine."
Selenskyj: "Werden Land nicht Besatzer schenken"
Selenskyj lehnte zudem erneut Gebietsabtretungen ab, die sich in Plänen Russlands und der USA für ein Ende des Krieges gegen die Ukraine abzeichnen. "Die Antwort auf die territorialen Fragen der Ukraine steht in der Verfassung der Ukraine. Davon wird niemand abweichen, und niemand kann abweichen", sagte er in einer Videobotschaft. "Die Ukrainer werden ihr Land nicht dem Besatzer schenken."
Medienberichten zufolge hat Putin vor dem Treffen mit Trump gefordert, dass Russland die volle Kontrolle über die ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk bekommt. Das würde die Preisgabe mehrerer Tausend Quadratkilometer Fläche und strategisch wichtiger Städte durch die ukrainische Armee bedeuten.
In Luhansk halten die ukrainischen Verteidiger nur noch wenige Quadratkilometer. Russland hat große Teile des Gebiets bereits 2014 besetzt und in Volksrepubliken umbenannt. Im heftig umkämpften Gebiet Donezk kontrolliert die ukrainische Armee noch ein Viertel der Fläche.
Die russische Armee rückt allmählich, aber unter Verlusten vor. Eine Räumung würde bedeuten, dass die Ukraine die Kette gut befestigter Städte Slowjansk, Kramatorsk und Kostjantyniwka aufgeben müsste und anschließend wehrloser wäre.
Trump: "Es ist wirklich nicht einfach"
Vor Journalisten im Weißen Haus hatte Trump zuvor erklärt, die Konfliktparteien stünden kurz vor einer Waffenstillstandsvereinbarung, die eine Abtretung von ukrainischem Gebiet erfordern könnte.
"Es wird einen gewissen Austausch von Gebieten zum Wohle beider Seiten geben", sagte Trump. "Es ist kompliziert, wirklich nicht einfach", sagte Trump weiter. Details nannte er nicht. "Wir schauen auf Territorium, das seit dreieinhalb Jahren umkämpft ist." Es solle auch etwas zurückgegeben werden, so Trump.
Dabei könnte es sich um kleine Brückenköpfe der russischen Armee in den ukrainischen Frontgebieten Sumy und Charkiw handeln. Russische Soldaten scheinen auch die Grenze zum Gebiet Dnipropetrowsk überschritten zu haben. Die Ukraine nimmt für sich in Anspruch, als Rest einer Offensive von 2024 noch Soldaten im russischen Gebiet Kursk stehen zu haben.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg soll ein mögliches Abkommen die Besetzung der von Moskau eroberten Gebiete festschreiben. Ein Vertreter des Weißen Hauses bezeichnete den Bericht als Spekulation.
Kreml-Berater Juri Uschakow hatte zuvor erklärt, bei dem Treffen in der kommenden Woche würden sich die beiden Präsidenten "zweifelsohne auf eine Diskussion über Möglichkeiten für eine langfristige friedliche Lösung der Ukraine-Krise konzentrieren".
Niels Bula, ARD Kiew, tagesschau, 09.08.2025 13:04 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke