Israel weitet seinen Militäreinsatz aus: Das Sicherheitskabinett hat zugestimmt, dass die Armee die Stadt Gaza einnehmen soll. Von einer Einnahme des gesamten Gazastreifens ist in der offiziellen Mitteilung nicht explizit die Rede.

Das israelische Sicherheitskabinett hat einem Plan zur Einnahme der Stadt Gaza zugestimmt. Das teilte das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mit. Das Gremium billigte den Militäreinsatz nach stundenlangen Beratungen.

Das Sicherheitskabinett beschloss nach Angaben des Büros des Premierministers zudem fünf Prinzipien, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden. Dazu gehörten unter anderem die militärische Kontrolle des Küstengebiets durch Israel und die komplette Entwaffnung der Terrororganisation Hamas sowie die Entmilitarisierung des Gazastreifens. Anschließend solle dort außerdem eine alternative Zivilregierung aufgebaut werden - ohne Beteiligung der Hamas oder der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Komplette Einnahme des Gazastreifens?

Im Vorfeld des Treffens hatte es Spekulationen über Meinungsverschiedenheiten zwischen Netanjahu und dem israelischen Armeechef Ejal Zamir gegeben. Der Generalstabschef soll Medienberichten zufolge unter anderem eingewandt haben, dass ein ausgeweiteter Militäreinsatz das Leben der von der Hamas noch immer festgehaltenen Geiseln gefährde. Außerdem warnte er vor einer zunehmenden Belastung des israelischen Militärs.

Israel kontrolliert gegenwärtig nach Medienberichten rund drei Viertel des weitgehend zerstörten Küstenstreifens, in dem insgesamt etwa zwei Millionen Palästinenser leben. Seit Anfang der Woche war über eine komplette Einnahme des Gazastreifens durch Israel spekuliert worden. Die nun angekündigten Pläne gehen der offiziellen Mitteilung zufolge vorerst nicht so weit.

Monatelange indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas über eine neue Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln waren zuvor ergebnislos geblieben. "Ich verstehe genau, was die Hamas will. Sie will keinen Deal", hatte Netanjahu zuletzt in einer Video-Botschaft erklärt. Er sei nun noch entschlossener, die Geiseln zu befreien, die Hamas zu zerschlagen und sicherzustellen, dass vom Gazastreifen unter der Herrschaft der Terrororganisation nie wieder eine Gefahr für den Staat Israel ausgehe.

Teil einer Verhandlungstaktik?

Medien spekulierten zuvor, dass die nun konkrete Ankündigung einer Ausweitung der Kämpfe auch Teil einer Verhandlungstaktik sein könnte, um die Hamas in den Verhandlungen um eine Waffenruhe massiv unter Druck zu setzen. Israelische Politiker deuteten eine solche Strategie an. Der N12-Sender berichtete, die Vermittlerstaaten Katar und Ägypten würden bereits Druck auf die Hamas ausüben, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

In einem Interview mit dem US-Sender Fox News kurz vor Beginn der Sitzung des Sicherheitskabinetts sagte Netanjahu, Israel wolle die Kontrolle über den gesamten Gazastreifen übernehmen, das Gebiet aber nicht dauerhaft besetzen. Es solle von der Hamas befreit werden, um es schließlich an andere Kräfte zu übergeben. Dies müssten Kräfte sein, die nicht wie die islamistische Terrororganisation Hamas zur Vernichtung Israels aufriefen. 

Familienangehörige und Unterstützer der von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln protestieren vor dem Büro des israelischen Premierministers in Jerusalem.

Demonstrationen in Jerusalem

Gestern Abend hatten Hunderte Menschen vor dem Sitz Netanjahus in Jerusalem für ein Ende des Kriegs gegen die Hamas und eine Rückholung der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln demonstriert. Unter den Teilnehmern waren auch die ehemaligen Geiseln Sharon Cunio und Yehud Arbel, die auf Transparenten die Freilassung ihrer noch immer Gazastreifen festgehaltenen Lebensgefährten forderten.

Mehrere Demonstrationsteilnehmer äußerten der Nachrichtenagentur AFP gegenüber die Sorge, dass eine Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen die Lebensgefahr für die noch lebenden Geiseln weiter erhöhen würde.

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