Der US-Sondergesandte Witkoff hat ein schnelles Ende des Gaza-Kriegs versprochen und behauptet, die Hamas sei bereit, die Waffen niederzulegen. Die Terroristen selber nennen als Voraussetzung dafür die Schaffung eines Palästinenserstaats.
Die militant-islamistische Terrororganisation Hamas hat auf Äußerungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff reagiert, wonach sie grundsätzlich bereit sei, ihre Waffen niederzulegen. In einer Erklärung knüpft sie dies an die Bedingung, dass ein unabhängiger Palästinenserstaat gegründet wird.
Der bewaffnete Widerstand könne "nur durch die vollständige Wiederherstellung unserer nationalen Rechte aufgegeben werden, zu denen in erster Linie die Errichtung eines unabhängigen, völlig souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt gehört", heißt es in der Erklärung. Inwieweit sie tatsächlich dazu bereit sind, sich entwaffnen zu lassen, oder ob es sich in erster Linie um Propaganda handelt, ist unklar.
"Das Entsetzen war riesig", Natali Amiri, ARD Tel Aviv, zum Propaganda-Video der Hamas
tagesschau24, 03.08.2025 12:00 UhrUnklar, wie der Plan der USA aussehen soll
Laut übereinstimmenden Medienberichten hatte Witkoff bei einem Treffen mit Angehören von Hamas-Geiseln gesagt, die Hamas sei nach eigenen Aussagen zur Entmilitarisierung bereit. "Wir stehen kurz vor dem Ende dieses Krieges", sagte der US-Amerikaner einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien zufolge bei dem Treffen. "Wir haben einen Plan, den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen." Konkrete Informationen, wie dieser Plan aussehen könnte, gibt es nicht.
Bislang hatten die USA und andere Staaten vor allem versucht, ein Abkommen durch indirekte Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel zu erreichen. Die Äußerungen des Sondergesandten seien ein Eingeständnis, dass die monatelangen Bemühungen, so die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gescheitert seien, schreibt die US-Nachrichtenseite Axios. Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Donald Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beende und alle verbleibenden Geiseln auf einmal zurückbringe, hieß es.
Videos von Geiseln schockieren
Die Hamas und die mit ihr verbündete Terrororganisation Islamischer Dschihad hatten zuvor Propaganda-Videos veröffentlicht, auf denen von ihnen verschleppte Geiseln zu sehen sind. Auf einem Video ist der bis auf die Knochen abgemagerte 24-jährige Evjatar David in einem engen Tunnel im Gazastreifen zu sehen, wie er dazu gezwungen wird, sein "eigenes Grab" zu schaufeln.
Angehörige der Geiseln hatten zugestimmt, dass einzelne Bilder aus den Videos verbreitet werden. In Israel lösten die Aufnahmen Entsetzen aus. Bei einer Großkundgebung forderten die Teilnehmenden einen Deal zur Freilassung aller Geiseln. Mit schätzungsweise mehr als 60.000 Teilnehmenden war es eine der größten Kundgebungen der vergangenen Wochen.
Trotz der offensichtlichen Instrumentalisierung des Leids durch die Hamas dürften die Bilder den Druck auf Israels Regierung erhöhen, die Freilassung der Geiseln zu forcieren, anstatt den Krieg im Gazastreifen weiterzuführen. "Beenden Sie diesen Alptraum, der seit 666 Tagen andauert. Unterzeichnen Sie ein umfassendes Abkommen, das alle 50 Geiseln zurückbringt und die Kämpfe beendet", forderte das Forum der Angehörigen der Geiseln. Mindestens 20 der Geiseln sollen noch am Leben sein.
Anerkennung von Palästinenser-Staat wieder Thema
Außenpolitisch ist der Druck auf Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen ohnehin immens. Mehrere europäische Staaten und auch Kanada sprachen zuletzt offen über eine mögliche Anerkennung eines palästinensischen Staates. Frankreich will diesen Schritt im September gehen, auch Großbritannien erwägt eine Anerkennung - sollte Israel nicht "substanzielle Schritte" zur Verbesserung der Situation im Gazastreifen unternehmen.
Deutschland hält sich noch zurück, ohne eine spätere Anerkennung auszuschließen. Fast 150 Staaten weltweit tun dies bereits, darunter Spanien, Irland, Norwegen, Polen, Brasilien sowie China und Russland, beides Vetomächte im UN-Sicherheitsrat.
Verknüpft sind die Überlegungen zu einem palästinensischen Staat - und damit einem großer Schritt hin zu einer Zwei-Staaten-Lösung in der Region - immer mit der Forderung, die Hamas zu entwaffnen. Auch mehrere einflussreiche arabische Staaten, darunter die zwischen Israel und der Hamas vermittelnden Länder Ägypten und Katar, sowie die Arabische Liga und die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland stellten sich hinter diese Forderung.
Israelische Regierung reagiert kaum auf Druck
Trotz des wachsenden Drucks im In- und Ausland ist bei der Regierung von Israels Premier Benjamin Netanjahu bislang kein Umdenken zu erkennen. Zwar öffnete Israel den Luftraum über dem Gazastreifen für den Abwurf von Hilfsgütern durch ausländische Staaten, doch gibt es auch an diesem Vorgehen breite Kritik. Selbst an der Aktion beteiligte Staaten wie Deutschland sprechen mehr vom symbolischen Charakter der Hilfsflüge und fordern direkte Hilfslieferungen über den Landweg.
Insbesondere die rechtsextremen Minister in Israel treiben Netanjahu, der auf die Abgeordneten ihrer Fraktionen für seine knappe Regierungsmehrheit angewiesen ist, in die entgegengesetzte Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung. Der Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte als Reaktion auf die jüngsten Bilder der Geiseln, Israel müsse "noch heute den ganzen Gazastreifen besetzen, Souveränität im ganzen Gazastreifen erklären".
Ben-Gvir tat dies ausgerechnet bei einem erneuten Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem, wo er provokativ betete - eine klare und bewusste Missachten von langjährigen Vereinbarungen, die Juden das Beten an der für Muslime drittheiligsten Stätte verbietet.
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