Verteidigungsminister Pistorius spricht vom "Allernötigsten": Die Bundeswehr hat ihre Hilfe für den Gazastreifen begonnen. Bei ersten Flügen warf sie Nahrungsmittel und Medizinprodukte ab. Der Nutzen dürfte gering sein.

Der Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft über dem Gazastreifen hat begonnen. Dem Bundesverteidigungsministerium zufolge wurden bei den ersten beiden Flügen der Luftwaffe 34 Paletten mit insgesamt knapp 14 Tonnen Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern abgeworfen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) betonte, die Hilfsflüge könnten nur einen sehr kleinen Teil beitragen und das Allernötigste zu den Menschen bringen. "In Gaza fehlt es in diesen Tagen vor allem an Nahrung und Medikamenten. Für viele Menschen - auch für viele Kinder - geht es ums nackte Überleben." Er erwarte, dass Israel die umfassende humanitäre Versorgung der seit Monaten leidenden Menschen sicherstelle.

Deutschland beteiligt sich mit zwei Flugzeugen

Der Gazastreifen steht nach UN-Angaben unmittelbar vor einer Hungersnot. Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und ließ über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren. So sollte nach israelischer Darstellung der Druck auf die Terrororganisation Hamas erhöht werden.

Nach international wachsender Kritik lässt Israel seit vergangenem Sonntag wieder größere Lieferungen auf dem Landweg zu und unterstützt die Abwürfe von Hilfsgütern durch verbündete Staaten wie Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Deutschland beteiligt sich an der Aktion mit zwei Flugzeugen, die auf einer Militärbasis in Jordanien beladen werden und dringend benötigte Nahrungsmittel und Ausrüstung über dem Gazastreifen abwerfen.

Auch im vergangenen Jahr hatte sich die Bundeswehr bereits an Hilfsflügen über dem Gazastreifen beteiligt. In 39 Flügen wurden im März 2024 insgesamt 316 Tonnen Hilfsgüter abgeworfen. Danach wurden die Flüge eingestellt, weil es vorübergehend wieder bessere Transportwege gab. 

Kritik an Hilfslieferungen aus der Luft

Internationale Organisationen halten den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv und teuer. Im Vergleich zu Lkw könnten so nur sehr wenige Lebensmittel in den Küstenstreifen gelangen. Helfer weisen außerdem darauf hin, dass die Paletten in einem so dicht besiedelten Gebiet Menschen am Boden verletzen oder töten könnten.

Anders als bei Hilfslieferungen mit Lastwagen können die abgeworfenen Lebensmittel auch kaum gezielt verteilt werden. So könnten Verletzte, Menschen mit Behinderungen oder Alleinerziehende mit Kindern Probleme haben, an die Hilfsgüter zu gelangen.

Deutschland stellt weitere Millionen für Gaza-Hilfen

Deutschland kündigte zudem weitere Unterstützung für den Gazastreifen an. Dem Welternährungsprogramm (WFP) sollen weitere fünf Millionen Euro für die Hilfe in dem Küstengebiet zur Verfügung gestellt werden, sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul beim Besuch einer UN-Einrichtung in Jerusalem.

Damit könne das WFP Nahrungsmittel bereitstellen sowie Bäckereien und Suppenküchen für die Zubereitung und Verteilung von Brot und warmen Mahlzeiten wieder in Betrieb nehmen. In den von Israel eingerichteten täglichen Kampfpausen für Teile des Gazastreifens sollen nun Wadephul zufolge wieder Güter durch die UN verteilt werden können. Außerdem finanziert die Bundesregierung ein Feldkrankenhaus der Malteser. Dieses wird demnach in Gaza-Stadt eine dringend benötigte grundlegende Gesundheitsversorgung anbieten. 

Wadephul betonte zudem, es werde unter Hochdruck daran gearbeitet, auch den humanitären Landweg mit erfahrenen UN-Organisationen wieder aufzubauen. Hilfsflüge könnten diese Lieferungen nicht ersetzen, nur über Land könnten ausreichend Hilfsgüter zu den Menschen gelangen. "Deswegen fordern wir in unseren Gesprächen die israelische Regierung dringend auf, den UN und den internationalen Hilfsorganisationen sicheren Zugang und vor allem auch sichere Verteilung zu ermöglichen."

Deutsche Hilfe für Gaza bei über 300 Millionen Euro

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes beläuft sich die deutsche humanitäre Hilfe für die Palästinensischen Gebiete seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 auf mehr als 330 Millionen Euro. Mehr als 95 Prozent davon würden für die Bevölkerung im Gazastreifen verwendet. Zuletzt wurden die Hilfen im Mai um bis zu knapp 31 Millionen Euro aufgestockt. 

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