Der Hintergrund des Konflikts zwischen Kambodscha und Thailand ist kaum nachvollziehbar. Am Ende wird er allerdings keinen Sieger sehen, sondern nur Verlierer.

Es gibt Konflikte, da ist einem - trotz aller Gewalt und trotz möglicher Opfer - ein wenig verständlich, warum und worum gekämpft wird. Der thailändisch-kambodschanische Grenzkonflikt, mit schweren Waffen ausgetragen und bisher nicht beendet, gehört nicht dazu.

Es geht um den Grenzverlauf, der auf einer Landkarte von 1907 fußt, damals von den französischen Kolonialherren in Kambodscha geschrieben. Seitdem wird gestritten, zwischendurch immerhin ein politischer Weg beschritten: Im Jahr 2000 wurde eine Kommission gegründet, die gegenseitige Ansprüche friedlich klären sollte. Funktioniert hat das nicht. Nun also Waffengewalt? Wem hilft diese?

Regierungen profitieren von Nationalismus

Beiden Regierungen, in Bangkok und in Phnom Penh, hilft eine ordentliche Portion Nationalismus. Den Militärs sowieso, die sich mit rauchenden Artilleriegeschützen angenehm legitimieren können. Auch die thailändische Regierung - schwer angeschlagen seit dem erzwungenen Abgang von Premierministerin Paetongtarn Shinawatra.

Und in Kambodscha ist Premier Hin Manet noch keinen Zentimeter aus dem Schatten seines allmächtigen Vaters, des Langzeitherrschers Hun Sen, getreten. Krieg, der harte Mann an der Spitze: Das hilft womöglich auch in Phnom Penh. Es ist ein Konflikt, der keinen Sieger sehen wird, nur Verlierer, die Toten und Verletzten in den Grenzprovinzen vor allem - und der allgemein ausschließlich Kopfschütteln auslöst.

Was kann zu einer vernünftigen, pragmatischen Einstellung in Bangkok und Phnom Penh beitragen? Vielleicht die Erkenntnis, dass die Kriegsangst der Thai und der Khmer größer ist als das nationale Bewusstsein, an das die kriegerischen Premiers und Generäle appellieren.

Vom ASEAN-Bund ist wenig zu erwarten

Die Warnung oder Drohung, der Konflikt könne sich zu einem handfesten Krieg ausweiten, ausgesprochen von Thailands Übergangspremier, könnte man als Appell zur Umkehr interpretieren. Sie ist allerdings auch ganz anders zu lesen: als Drohung, dass es bald erst richtig schlimm wird.

Die Bemühungen des asiatischen Staatenbundes ASEAN, den Konflikt zu beenden, sind ehrenwert. Wer den lockeren und selten einigen Zusammenschluss kennt, weiß aber, dass nicht zu viel erwartet werden darf. Es ist wieder einmal China, das eine wichtige und befriedende Rolle spielen könnte. China zumindest kann an einer Fortsetzung der Kämpfe kein Interesse haben, politisch wie ökonomisch. Hoffentlich!

Redaktioneller Hinweis Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke