Das kenianische Kibera ist der größte Slum Ostafrikas. Bargeld bedeutet hier Unsicherheit, Überfälle sind Alltag. Und so ist in dem Armenviertel die Nutzung von Kryptowährung auf dem Vormarsch.

In Kibera leben hunderttausende Menschen auf engstem Raum. Ein kleiner Fluss fließt durch den Slum, er ist voller Müll. Wellblechhütten stehen dicht aneinander gedrängt, überall am Straßenrand gibt es kleine Verkaufsstände - und häufig auch das Bitcoin-Logo. Denn hier im Armenviertel Nairobis kann man vielerorts mit der Kryptowährung bezahlen.

Sicheres Zahlen ist in Kibera ein großes Thema. Bargeld bedeutet Unsicherheit, denn Überfälle sind Alltag. Der sonst in Kenia übliche Zahlungsweg per Smartphone, einem System namens M-PESA, kostet bei jeder Transaktion Gebühren.

Es ist eine finanzielle Herausforderung für Menschen, deren Geld sowieso kaum zum Überleben reicht. Ein Konto können viele dort nicht eröffnen, denn dafür fehlen ihnen Papiere und eine reguläre Meldeadresse.

Hunderttausende Menschen leben in Kibera, einem Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi. Ein Bankkonto können viele nicht eröffnen.

Finanziell ausgegrenzte Gemeinschaft

Der Sozialarbeiter und Unternehmer Ronnie Mdawida organisiert seit mehr als 15 Jahren gemeinnützige Projekte in Kibera. Und er suchte einen Weg für sicheres Bezahlen. "Kibera ist eine der am stärksten finanziell ausgegrenzten Gemeinschaften der Welt. Wir haben Bitcoin nach Kibera gebracht, um die Menschen finanziell zu integrieren", so Mdawida.

Gemeinsam mit Finanz- und IT-Experten hat Mdawida seine Idee ausgefeilt: Seine Organisation sammelt Spenden und kauft davon die virtuelle Währung. Eigentlich sind Transaktionen auf dem Bitcoin-Markt sehr aufwendig. Deshalb wurde speziell für Kibera eine Art abgeschlossener virtueller Marktplatz aufgebaut, eine Möglichkeit, die das Bitcoin-System anbietet. So entstehen keine Extra-Kosten für die Nutzerinnen und Nutzer aus dem Slum.

Ronnie Mdawida sagt, er habe den Bitcoin nach Kibera gebracht, um die Menschen finanziell zu integrieren.

Es fing mit Müllsammlern an

Mit den Spenden werden lokale Initiativen finanziell gefördert. Angefangen hat alles vor rund zwei Jahren mit der Bezahlung von Müllsammlern in Bitcoin. Nach und nach kamen weitere Projekte dazu, vor einigen Wochen dann eine Upcycling-Gruppe.

Stephanie Obat leitet die Gruppe, in der sie mit anderen Frauen aus Altkleidern neue Kleidungsstücke und Accessoires wie Taschen näht. Für ihre Arbeit werden sie von Mdawidas Organisation in Bitcoin bezahlt. So kommt das Geld in den Kibera-Kreislauf.

Für Obat bedeutet die Zahlung in Bitcoin Unabhängigkeit: "Es hilft uns, finanzielle Freiheit zu erlangen und eigenständig zu sein. Ich kann durch das Projekt Geld sparen, aber auch ausgeben." Durch einen persönlichen Account habe nur sie selbst die Kontrolle über ihr Geld.

Stephanie Obat nimmt an ihrem Pommes-Kiosk Bitcoin an. Auch für die von ihr geschneiderte Kleidung lässt sie sich in Bitcoin bezahlen.

Finanzielle Freiheit - und Risiken

Allerdings kann der Wert der Kryptowährung extrem schwanken, also auch rapide abfallen. Der Risiken ist sich Unternehmer Mdawida bewusst und möchte darüber aufklären. Wer bei einem der geförderten Projekt mitmachen möchte, muss deshalb zunächst an einem Kurs über Finanzen und Kryptowährung teilnehmen. Mdawida möchte so möglichst viele Menschen in ihrer finanziellen Eigenständigkeit fördern und selbst zu Multiplikatoren machen.

Stephanie Obat sieht darin eine Chance, anderen Frauen finanzielle Freiheit zu ermöglichen. "Wenn eine Frau gebildet ist, ist die ganze Gesellschaft gebildet: Wenn ich gebildet bin, kann ich mein Wissen an meine Tochter weitergeben. Meine Tochter kann es wiederum mit ihren Freundinnen teilen." So habe sie mittlerweile auch mehr Selbstbewusstsein entwickelt.

Mittlerweile lassen sich die meisten Produkte im Slum in Bitcoin bezahlen, so wie auch in diesem Schuhgeschäft.

Für fast alles lässt sich mit Bitcoin zahlen

Mittlerweile akzeptieren viele Händler in Kibera die Kryptowährung. Bitcoin im Wert von umgerechnet mehr als 20.000 Euro sind hier im Umlauf. Ob Lebensmittel, Kleidung oder Medikamente, fast alles lässt sich so bezahlen.

Stephanie Obat hat selbst ein kleines Geschäft. Mit ihrer Pommesbude war sie vor zwei Jahren die erste Händlerin der Siedlung, die die Kryptowährung als Zahlungsmittel annahm. Heute macht sie die Hälfte ihre Umsatzes durch Bitcoin-Zahlungen.

Eine Hürde ist jedoch, dass bei Kiberas Bitcoin-Kreislauf derzeit nur mitmachen kann, wer eine Handynummer hat. Ronnie Mdawida und sein Team arbeiten deshalb auch an einer Lösung mit Code-geschützter Karte, ähnlich einer Kreditkarte, für diejenigen ohne Handy.

Er möchte mit seinem Konzept auch andere Slums unterstützen. Vor allem den afrikanischen Kontinent hat er im Blick, aber auch internationale Forscher hätten sich schon gemeldet. Denn bisher ist das Konzept einmalig.

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