- Knapp 50'000 Plätze gibt es in Italiens Gefängnissen – eigentlich. Doch in den Anstalten sitzen weit über 60'000 Häftlinge – mehr als 10'000 zu viele.
- Nun aber reagiert die Regierung Meloni nach langem Zögern und Wegschauen. Sie verspricht binnen lediglich zweier Jahre 10'000 neue Gefängnisplätze.
Hinter diesen nackten Zahlen verbirgt sich viel Leid: heillos überfüllte Zellen, bis unter die Decke gestapelte Betten. Oft stehen sie in alten, maroden Gemäuern. In der Enge ihres Alltags nehmen sich viele das Leben.
Im Durchschnitt zählt man in Italiens Haftanstalten jeden dritten Tag einen Suizid. Es kommt zu Aggressionen unter Häftlingen oder zu Gewalt, die vom überforderten Gefängnispersonal ausgeht.
Trotz neuer Plätze bliebe wohl vieles beim Alten
Fachleute aber fragen sich, ob das reichen wird. Seit 2022 ist Meloni im Amt. In diesen drei Jahren kamen etwa 5000 zusätzliche Häftlinge dazu. Das liegt auch daran, dass die Regierung Strafen erhöhte und neue Delikte einführte. Geht es in diesem Rhythmus weiter, dann könnten es bis im Jahr 2027 etwa 10'000 zusätzliche Gefangene sein.
Das Problem ist nicht neu. Linke wie rechte Regierungen schoben es jeweils mühsam vor sich her. Doch nur selten bauten sie neue Haftanstalten, sondern sie griffen meist früher oder später zu einem anderen Mittel: zur Amnestie. Die Verantwortlichen lehrten Gefängnisse, indem sie kurze Strafen für mindere Delikte erliessen, um Platz zu schaffen.
Meloni und ihre Koalition haben das immer ausgeschlossen, werden nun aber, um sofort Platz zu schaffen, trotzdem Leute mit geringen Haftstrafen, zum Beispiel wegen Drogendelikten entlassen müssen.
Das Problem: Es bringt kaum Wählerstimmen, wenn man hunderte Millionen Euro in Gefängnisse steckt. Im Gegenteil. Lega Chef Matteo Salvini, ein Regierungspartner Melonis, wünschte einst einem prominenten Kriminellen, er solle im Gefängnis verfaulen.
Einer der vielen italienischen Gefangenen ist Roms rechter Ex-Bürgermeister Gianni Alemanno. Er sitzt wegen Korruption im Römer Gefängnis Rebibbia. Unerträglich sei es dort. Er lebe bei grosser Hitze eingepfercht auf engstem Raum. Aufgrund seiner Prominenz wird Alemannos Klage wahrgenommen, viele andere verhallen ungehört.
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