Malerisch liegt Tuvalu im Pazifik, doch der Inselstaat droht unterzugehen. Australien hat angeboten, die Bevölkerung aufzunehmen - Tausende haben sich beworben.
Flucht aus der Heimat: Aktuell denken viele Menschen in Tuvalu darüber nach, sich für ein Klima-Asyl im 4.000 Kilometer entfernten Australien zu bewerben. "Wenn Tuvalu untergeht, bevor ich sterbe, gehe ich mit meinen Liebsten", sagt ein 70-jähriger Mann im Gespräch mit der ARD. "Wenn nicht, versuche ich hier zu bleiben", schickt er hinterher. Denn er sei mit keiner anderen Gegend so vertraut wie mit Tuvalu.
Ihm ist dabei vor allem eines wichtig: Er will, dass seine Enkelkinder einen Platz in dem Asyl-Programm bekommen, und so die Chance auf eine sichere Zukunft erhalten. "Wenn die Zeit für uns kommt, diesen Ort wirklich zu verlassen, dann gibt es so wenigstens einen Ort für sie, an den sie gehen können."

Der steigende Meeresspiegel könnte für den kleinen Inselstaat mitten im Pazifischen Ozean zum Problem werden. Bedingt durch den Klimawandel könnte Tuvalu der erste Staat sein, der im Meer versinkt. Es ist eines der am niedrigsten gelegenen Länder der Welt: Das Land ragt an ihrer höchsten Stelle gerade einmal fünf Meter aus dem Pazifik. Wissenschaftler prognostizieren, dass bis 2100 bei Flut bereits 95 Prozent des Landes unter Wasser stehen werden.
Hilfe aus Australien
Deshalb hat Australien das sogenannte Falepili-Abkommen mit Tuvalu auf den Weg gebracht: Es sei das bedeutendste Abkommen zwischen Australien und einem pazifischen Inselstaat, das es jemals gegeben habe. So formulierte es Australiens Premierminister Anthony Albanese bei der Vorstellung im November 2024 auf Tuvalu: "Australien verpflichtet sich hiermit, Tuvalu nach einer großen Naturkatastrophe zu unterstützen. Ich glaube, dass die Industrienationen die Verantwortung haben, Hilfe zu leisten, und genau das tun wir."
Viel Lob, aber auch Sorge
Die australischen Pläne zum Klima-Asyl haben viel Lob erfahren, etwa von Tuvalus Premier Feleti Teo: "Das Engagement Australiens zur Unterstützung der Menschen in Tuvalu ist unbeschreiblich und hat unsere Herzen berührt", sagte er.
Doch es besteht auch die Sorge, dass der kleine Inselstaat seine jungen, qualifizierten Bürger verliert. Und Australien muss sich auch Vorwürfe gefallen lassen: Dass die eigene wirtschaftliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zum Klimawandel beitrage, während Pazifik-Nachbarn bereits mit massiven Kosten der Erderwärmung zu kämpfen hätten.
Viele Menschen wollen ein Visum
Unabhängig davon ist der Andrang auf die begrenzten Visa groß: Etwa die Hälfte der etwa 10.500 Einwohner hat sich ersten offiziellen Angaben zufolge auf einen Platz beworben. Es ist der erste Durchgang dieser Art - Australien gibt von nun an jährlich 280 Bürgern Tuvalus die Möglichkeit auf Klima-Asyl, und so in Australien zu leben, zu arbeiten oder zu studieren. Vergeben werden die Visa in einem geheim durchgeführten Lotterieverfahren.
Doch der Klimawandel scheint für viele auf Tuvalu nicht unbedingt das bestimmende Thema bei der Sache zu sein. Savali Matio etwa hofft auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder: "Ja, ich habe einen Antrag für meine Kinder gestellt. Sie sind schon älter und brauchen Zugang zu einer guten Ausbildung und zu Medikamenten in Australien. Es wäre gut, wenn sie diese Art von Visum bekämen."
Es ist kein Einzelfall, auch Savali Fatoga hat einen Antrag für ihren Sohn gestellt, für ein Leben in Down Under: "Er will es gerne ausprobieren, er will in die Welt hinaus, das Leben in Australien kennenlernen. Er sucht nach Jobs in Australien", sagt sie.
Sie selbst will es in der nächsten Ausschreibungsrunde auch versuchen und sich auf eines der begrenzten Visa bewerben. Bis sie erfährt, ob ihr Sohn in diesem Durchgang einen der wenigen Plätze erhält, vergeht noch ein wenig Zeit. Sollte es klappen, könnte er noch Ende des Jahres nach Australien umziehen.
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