Die G20-Finanzminister haben sich im südafrikanischen Durban überraschend auf ein Abschlussdokument geeinigt. Darin: Ein Bekenntnis zur internationalen Zusammenarbeit. Die USA wurden allerdings nur von einem Staatssekretär vertreten.

Mehr Wachstum, mehr Preisstabilität, mehr Unterstützung für überschuldete Entwicklungsländer, die unter der Zinslast zu ersticken drohen. Zum ersten Mal seit einem Jahr haben sich die Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wieder auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Und das, obwohl der Ressortchef der USA und andere hochrangige Vertreter wichtiger Länder nicht dabei waren - oder vielleicht gerade deshalb.

Denn in dem Papier findet sich auch das Bekenntnis zu einer engen internationalen Zusammenarbeit und einer, wie es heißt, ausgewogenen globalen Mindeststeuer, wovon US-Präsident Trump bekanntlich wenig hält. Überschattet wurde das Treffen vom Handelsstreit mit den USA. Die Bundesregierung setzt zwar weiter auf Verhandlungen, bevor die neuen Strafzölle am 1. August in Kraft treten.

Finanzminister Lars Klingbeil zum G20-Treffen in Durban

tagesschau24, 17.07.2025 16:00 Uhr

Keinen Deal mit USA um jeden Preis

Einen "Deal um jeden Preis" werde es allerdings nicht geben, sagt Finanzminister Lars Klingbeil. "Wir sind aber auch jederzeit dazu bereit, entschlossene Gegenmaßnahmen zu treffen, wenn wir keine Verhandlungslösung mit den Amerikanern erreichen werden. Am Ende geht es für mich darum, dass wir die Arbeitsplätze und Unternehmen in Europa schützen."

Laut Bundesbankchef Joachim Nagel droht eine mögliche Eskalation des Zoll-Konflikts mit den USA das Wirtschaftswachstum in Deutschland abzuwürgen. Die beste Lösung wäre, wenn alle Beteiligten ganz auf Zölle verzichten würden. "Am Ende steht unser aller Wohlstand auf dem Spiel, wenn man hier möglicherweise eine Wirtschaftspolitik macht, die global großen Schaden anrichten kann."

Globaler Süden macht auf seine Probleme aufmerksam

Für das Gastgeberland Südafrika, das die Interessen des globalen Südens stärker in den Mittelpunkt rücken will, stehen neben den aktuellen Handelskonflikten aber auch andere Themen ganz oben auf der G20-Agenda. Gerechte Schuldenregeln zum Beispiel oder eine nachhaltige Nutzung strategischer Rohstoffe und mehr Geld zur Finanzierung der Klimafolgen in armen Ländern.

"Klimabedingte Schocks und extreme Wetterereignisse nehmen weltweit an Häufigkeit und Stärke zu - mit Auswirkungen auf Lebensgrundlagen und wirtschaftliche Stabilität", sagt Finanzminister Enoch Godongwana. "Angesichts der komplexen ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Herausforderungen, die vor allem Afrika und arme Länder anderswo plagen, müssen die G20 eine Quelle weltweiter Führung und Handlungsfähigkeit bleiben."

Mehr Mitsprache gefordert

Außerdem drängt Südafrika auf eine Reform der globalen Finanzinstitutionen. Die Entwicklungs- und Schwellenländer müssten mehr Mitspracherecht haben. Finanzminister Klingbeil signalisiert dafür Unterstützung aus Deutschland: "Mir ist wichtig, dass wir die regelbasierte Ordnung stärken, dass wir immer wieder deutlich machen, wir setzen auf starke, internationale Institutionen. Da gehört G20 mit dazu, da gehört die Weltbank dazu, die Welthandelsorganisation, und ja, wir müssen uns immer wieder fragen, ob man sie anpassen muss. Und wenn es diese Wünsche aus den Ländern des globalen Südens gibt, dann haben sie mit uns einen Partner, dass wir uns das auch kritisch angucken und uns fragen, wie müssen wir das weiterentwickeln."

Dass Deutschland zu den wichtigsten Partnern und Geldgebern für den Umbau der Energieversorgung in Südafrika im Rahmen der "Just Energy Transition" gehört, hält der deutsche Finanzminister ausdrücklich für richtig. Klingbeil sagte dem ARD-Studio Johannesburg, Klimaschutz höre schließlich nicht an den nationalen Grenzen auf.

Auch im deutschen Interesse

"Wenn wir in Afrika das Klima stärken und dafür sorgen, dass wir eine bessere Klimapolitik haben, dann wird das unmittelbar auch Auswirkungen für uns in Europa und in Deutschland haben", so der Bundesfinanzminister. "Da geht es um Fragen, wie sich das Weltklima bei uns auswirkt, da geht es um Fragen der Migration, da geht es um Armutsverhältnisse, und deswegen ist es wichtig, dass wir uns engagieren."

Die südafrikanische G20-Präsidentschaft kann das Finanzministertreffen von Durban als Erfolg verbuchen. So einig wie am heutigen Mandela-Tag zur Erinnerung an die Freiheitsikone des Gastgeberlandes war die Staatengruppe schon lange nicht mehr. Allerdings wird sehr viel wichtiger sein, ob sich auch die Staats- und Regierungschefs beim Gipfel in Johannesburg Ende November bei den großen Fragen verständigen können. Und das hängt entscheidend davon ab, ob US-Präsident Donald Trump zu dem Treffen in Südafrika anreisen wird. Zugesagt hat er seine Teilnahme bisher noch nicht.

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