Der Absturz der Air-India-Maschine im Juni rief weltweit Entsetzen hervor - 260 Menschen kamen ums Leben. Ein vorläufiger Untersuchungsbericht kommt zu dem Schluss, dass die Treibstoffzufuhr ausgeschaltet wurde. Warum, ist unklar.
Der Absturz einer Boeing 787 von Air India mit 242 Menschen an Bord im vergangenen Monat ist einem vorläufigen Untersuchungsbericht zufolge offenbar auf ein Abschalten der Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken zurückzuführen.
Die entsprechenden Schalter seien drei Sekunden nach dem Abheben fast gleichzeitig auf "Aus" gestellt worden, heißt es in dem von der indischen Untersuchungsbehörde veröffentlichten Bericht. Das Passagierflugzeug habe daraufhin sofort an Schub verloren.
Auf den Aufnahmen des Stimmenrekorders sei zu hören, wie ein Pilot den anderen fragt, warum er die Treibstoffzufuhr unterbrochen habe, hieß es weiter. "Der andere Pilot antwortete, dass er dies nicht getan habe." Ob die Antwort vom Flugkapitän oder vom Ersten Offizier kam, blieb unklar.
Kurz vor Absturz wieder auf "Ein" geschaltet
Die Schalter wurden allerdings an der Absturzstelle in der "Ein"-Position vorgefunden. Dem Bericht zufolge gab es Hinweise darauf, dass beide Triebwerke vor dem Absturz in geringer Höhe wieder gestartet wurden.
Das Umlegen der Schalter unterbricht die Treibstoffzufuhr fast augenblicklich. Dies geschieht normalerweise, um die Triebwerke nach der Ankunft am Flugsteig abzuschalten oder in Notsituationen wie einem Triebwerksbrand. Der Bericht deutet nicht darauf hin, dass ein solcher Notfall vorlag. Der US-Experte John Cox wies darauf hin, dass ein Pilot die Schalter nicht versehentlich umlegen könne. "Man kann da nicht dran stoßen und dann bewegen sie sich."
Ausgeklapptes Notfallsystem
Dem Bericht zufolge verlor die Maschine bereits an Höhe, bevor sie die Umfassungsmauer des Flughafens überflogen habe. Überwachungskameras am Flughafen hätten gezeigt, dass das Ram-Air-Turbine genannte Notfallsystem des Flugzeugs ausgeklappt worden sei, als die Maschine anfangs gestiegen sei. Das System besteht aus einem kleinen Propeller und erzeugt aus dem Fahrtwind hydraulische oder elektrische Energie. Bei einem Notfall wird es aus dem Rumpf oder der Tragfläche ausgeklappt. Auf einen Zusammenprall mit Vögeln deute nichts hin.
Die indische Untersuchungsbehörde sprach zunächst keine Empfehlungen gegen den Flugzeughersteller Boeing oder den Triebwerksbauer General Electric (GE) aus. An den Untersuchungen beteiligten sich demnach auch Experten von Boeing, der Bundesluftfahrtbehörde der USA sowie des Triebwerkherstellers GE.
Piloten galten als erfahren
Das Flugzeug war am 12. Juni kurz nach dem Start in Ahmedabad im westlichen Bundesstaat Gujarat in ein Wohngebiet gestürzt und in Flammen aufgegangen. Bei der Katastrophe kamen 260 Menschen an Bord und am Boden ums Leben - ein britischer Passagier überlebte. Das Flugzeug war nach London unterwegs.
Beide Piloten galten als erfahren und verfügten zusammen über rund 19.000 Flugstunden. Air India steht seit dem Absturz unter verschärfter Beobachtung.
Zuvor hatte die indische Luftfahrtaufsicht die Fluggesellschaft wegen Verstößen gegen die vorgeschriebenen Dienstzeiten von Piloten verwarnt. Zudem kündigte die Flugsicherheitsagentur der Europäischen Union (EASA) eine Untersuchung der Billigfluglinie Air India Express an.
Peter Hornung, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 12.07.2025 05:52 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke