In den USA sind die Masern weiter auf dem Vormarsch, die Infektionszahlen haben den höchsten Stand seit mehr als 30 Jahren erreicht. Ein Grund ist offenbar die wachsende Impfskepsis - auch in der Regierung.

Fast 1.300 Masernfälle in 38 Bundesstaaten - die neuesten Zahlen der Gesundheitsbehörde CDC (Center for Disease Control and Prevention) vom Juli sind alarmierend. Es ist die höchste Zahl seit 1992 mit damals mehr als 2.100 registrierten Fällen. Und es ist damit auch die höchste Zahl seit dem Jahr 2000, dem Jahr als Masern in den USA für ausgerottet erklärt wurden.

Drei Todesfälle durch Masern sind bisher in diesem Jahr registriert worden, zwei Kinder in Texas und ein Erwachsener in New Mexico. Alle drei waren ungeimpft. Es waren die ersten Todesfälle durch Masern in den USA seit zehn Jahren. Die drei Todesfälle entsprechen der Gesamtzahl der an Masern gestorbenen Menschen in den USA in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten.

Experten fürchten weitere Ausbreitung

Ein Ende der Ausbreitung ist nicht in Sicht. Experten befürchten daher, dass die USA den "Eliminierungsstatus" verlieren werden. Der wird Ländern verliehen, in denen sich die Masern seit mehr als einem Jahr nicht kontinuierlich ausgebreitet haben.

"Das ist ein riesiges Warnsignal für die Richtung, in die wir uns bewegen", sagte William Moss, Epidemiologe an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health der New York Times.

Wie gefährlich sind Masern? Masern sind eine hoch ansteckende Virusinfektion, die vor allem Kinder betrifft. In Deutschland kommt es immer wieder zu regionalen Ausbrüchen. Der Erreger wird durch Tröpfchen übertragen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Atemluft gelangen. Die Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Schnupfen und Husten, dann kommt der typische Hautausschlag hinzu. In zehn bis 20 Prozent der Fälle kommt es zu Komplikationen, wie Mittelohr- und Lungenentzündungen sowie Gehirnentzündungen. In 0,2 Prozent aller Fälle verlaufen diese tödlich.

Weniger Impfungen - mehr Masernfälle

Masernausbrüche sind in den USA häufiger geworden, da der Anteil der Amerikanerinnen und Amerikaner, die nicht gegen Kinderkrankheiten geimpft sind, gestiegen ist. Laut Daten der CDC ist die Impfquote gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Kinderlähmung und Keuchhusten in mehr als 30 Bundesstaaten zurückgegangen.

Vom Schuljahr 2019/2020 bis zum Schuljahr 2022/2023 ist die landesweite Masern-Impfrate für Vorschulkinder von 95 Prozent auf unter 92,7 Prozent gesunken. Um die Ausbreitung der Masern zu stoppen, ist laut CDC eine Impfquote von 95 Prozent bei zwei Impfdosen nötig. In manchen Gemeinden liegt sie deutlich darunter.

Texas ist Hotspot

So wie im Westen von Texas, wo mit mehr als 750 die meisten Masernfälle in diesem Jahr gemeldet wurden. Anfang des Jahres waren es zeitweise 15 bis 20 neue Masernfälle pro Tag.

Deutlich mehr als die Hälfte der Erkrankungen gab es in Gaines County. Dort liegt die Impfrate nach Angaben des texanischen Gesundheitsamtes weit unter dem empfohlenen Niveau. Im Schuljahr 2024/2025 hatte fast jedes vierte Vorschulkind in Gaines County nicht die erforderliche Masernimpfung - eine der niedrigsten Quoten im Bundesstaat. 

Auch im benachbarten New Mexico und Oklahoma wurden Dutzende Fälle mit dem Ausbruch in Texas in Verbindung gebracht. Als Reaktion wurden in Texas spezielle Impfzentren eingerichtet. Viele der betroffenen Landkreise führten erweiterte Impfrichtlinien ein. In New Mexico wurden seit dem Masernausbruch Anfang des Jahres in diesem Jahr fast doppelt so viele Masernimpfungen verabreicht wie im Vorjahreszeitraum.

Impfregeln in den USA ein Flickenteppich

Impfvorschriften sind in den USA nicht bundesweit geregelt, sondern durch die einzelnen Bundesstaaten. Für Schulkinder gilt eine Impfpflicht. Ausnahmen gelten, wenn medizinische Gründe dagegen sprechen. In einigen Bundesstaaten können auch Ausnahmen aus religiösen, persönlichen oder philosophischen Gründen geltend gemacht werden.

Aber obwohl die Bundesstaaten für Impfvorschriften zuständig sind, können Maßnahmen des Bundes Einfluss haben. In einer Wahlkampfveranstaltung kündigte der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump an, er werde keiner Schule mit Impfpflicht Bundesmittel zur Verfügung stellen. Eine entsprechendes Dekret hat der US-Präsident bisher aber nicht unterzeichnet. 

Gesundheitsminister Kennedy verbreitete Falschinformationen

Viele Amerikanerinnen und Amerikaner halten Impfungen für unnötig oder sogar gefährlich. Dazu kommt, dass der US-Gesundheitsminister als Impfskeptiker bekannt ist. Bei der aktuellen Masernwelle hatte Robert F. Kennedy Jr. zunächst Vitamin A und Lebertran als Heilmittel angepriesen. Er sagte auch, dass eine schlechte Ernährung zu schweren Masernverläufen beitrage und dass Impfungen zwar Krankheiten vorbeugen, aber auch schwere Erkrankungen und sogar den Tod verursachen könnten.

In früheren Jahren hatte er die These verbreitet, Impfungen könnten Autismus hervorrufen. Eine Theorie, die wissenschaftlich widerlegt ist. Nach dem Masernausbruch in Texas und den steigenden Zahlen Erkrankter nannte Kennedy dann doch Impfungen als wirksamste Methode gegen die Ausbreitung von Masern.

Impfgremium komplett neu besetzt

Im Juni entließ der Gesundheitsminister alle 17 Mitglieder des Impfberatungsausschusses der CDC und ersetzte sie durch eigene Kandidaten. Der Ausschuss berät die Gesundheitsbehörde und hat damit erheblichen Einfluss auf die Gesundheitspolitik in den USA.

Unter den neu ernannten Mitgliedern des Ausschusses sind nun bekannte Impfskeptiker. Das sei alarmierend, erklärte Adam Ratner, Mitglied des Ausschusses für Infektionskrankheiten der American Academy of Pediatrics, im Fernsehsender PBS.

Es sei der am wenigsten qualifizierte und am wenigsten transparente Beratungsausschuss, den die USA bisher gehabt hätten. "Ich denke, wir befinden uns in einer sehr gefährlichen Situation, da sich Masern und andere durch Impfung vermeidbare Krankheiten ausbreiten", so Ratners Einschätzung.

Umfrage deutet Kritik an Trump-Politik an

In einer Umfrage von Reuters/Ipsos im Mai sagten nur 31 Prozent der Befragten, sie finden, dass die Trump-Regierung verantwortungsvoll mit dem Masernausbruch umgeht. Dreiviertel waren außerdem der Meinung, Eltern hätten die Pflicht, ihre Kinder impfen zu lassen.

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