Das Sommerlager in Texas, wo bei Überschwemmungen zahlreiche Menschen starben, stand offenbar in der Überflutungszone eines Flusses. Das berichten US-Medien. Derweil steigt die Zahl der Toten weiter an.
Das von den tödlichen Sturzfluten verwüstete Sommerlager "Camp Mystic" im US-Bundesstaat Texas ist laut Medienberichten in einem Gebiet mit extremer Hochwassergefahr gebaut worden.
Für mehrere Hütten habe ein hohes Überschwemmungsrisiko bestanden, berichten mehrere US-Medien unter Berufung auf Daten der Federal Emergency Management Agency (FEMA). Einige hätten in einem Korridor nah am Flussufer gestanden, in denen die Überflutungsgefahr als "extrem" gelte.

Ausbau nahe des Flusses
Bauten in solchen Gebieten seien im Bezirk Kerr County streng reglementiert, "um Menschenleben zu schützen", berichtet etwa die New York Times. Allerdings: Als "Camp Mystic" vor sechs Jahren fünf Millionen US-Dollar in ein Umbau- und Erweiterungsprojekt der Anlage steckte, seien die gefährdeten Hütten nicht vom Fluss weg verlegt worden.
Stattdessen hätten die Behörden sogar den Bau weiterer Hütten in einem anderen Teil des Camps genehmigt, der ebenfalls in einem Hochwasser-Risikogebiet liege. Auch die älteren Gebäude entlang des Flussufers seien in Betrieb geblieben.
Gebäude in der "roten Zone"
Wie CNN berichtet, lagen einige Gebäude des Camps in einer Zone, die bei Hochwasser regelmäßig überflutet wird. Andere Gebäude seien etwas höher gelegen, aber immer noch in einer Zone, die mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Prozent pro Jahr überflutet wird - wo also eine Flutkatastrophe statistisch gesehen einmal im Jahrhundert auftritt.
Der Sender beruft sich dabei ebenfalls auf die FEMA, die auf ihrer Website Gebiete mit hohem Überflutungsrisiko ausweist. Die Umgebung des Guadalupe River, wo das Camp liegt, ist rot eingefärbt.
Wie schnell und hoch das Wasser in solchen Regionen steigen kann, zeigt ein Video von einem anderen Fluss, dem Llano River, der ebenfalls am 4. Juli wegen der starken Regenfälle enorm anschwoll. Am Guadalupe River stieg der Pegelstand in kürzester Zeit um mehr als sieben Meter.
Steigender Pegel des Llano River in Texas
Mehr als 170 Vermisste
Das 1926 gegründete christliche Sommercamp für Mädchen am Guadalupe River war von den Sturzfluten am vergangenen Freitag schwer getroffen worden. Unter den bislang mindestens 119 geborgenen Toten in der Region sind mindestens 27 Kinder und Betreuer vom "Camp Mystic". Zum Zeitpunkt der Katastrophe hatten sich rund 750 Mädchen zwischen im Alter von sieben bis 17 Jahren in dem Sommerlager aufgehalten. Viele wurden im Schlaf vom Hochwasser überrascht.
Im gesamten Katastrophengebiet wurden noch 173 Menschen vermisst, davon 161 allein im besonders schwer betroffenen Kerr County, wo auch das Camp liegt. Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte dazu, dass die Liste der Vermissten wahrscheinlich noch länger werde. Auch an anderen Orten der Region kamen Menschen durch die Wassermassen ums Leben.
Drei Tage bis zur Genehmigung eines Rettungseinsatzes
Laut CNN werden die Hilfs- und Rettungsarbeiten derzeit von den Kürzungen der Trump-Regierung behindert. So muss die FEMA - die auch für solche Naturkatastrophen zuständig ist - neuerdings jeden Vertrag und jede Ausgabe über 100.000 Dollar von Donald Trumps zuständiger Ministerin Kristi Noem persönlich genehmigen lassen.
Demnach habe sich Noem mehr als drei Tage Zeit gelassen, um nach der Flut am 4. Juli den Einsatz sogenannter Urban Search and Rescue Teams zu genehmigen.
"Wie ein Zelt auf einer Autobahn"
In der Region im Süden von Texas sind nach Angaben der New York Times in der Vergangenheit immer wieder Flüsse über die Ufer getreten, immer wieder gab es Tote. Nach einer verheerenden Überschwemmung in einem anderen Camp habe Dick Eastland, einer der Eigentümer von "Camp Mystic", Regenmesser installiert. Eastland ist nun Medienberichten zufolge unter den Flutopfern. Er sei bei dem Versuch gestorben, Kinder vor den Wassermassen zu retten, hieß es.
Ein Camp für Kinder an einem solchen Ort zu errichten, sei hochproblematisch, sagte Anna Serra-Llobet, Forscherin für Hochwasserrisikomanagement an der University of California der "New York Times". "Es ist, als würde man ein Zelt auf einer Autobahn aufstellen", sagte sie. "Früher oder später wird es passieren - ein Auto wird kommen oder eine große Flut wird kommen."
Die Verantwortlichen haben bislang keine Auskunft über die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen vor der Sturzflut gegeben. Nur zwei Tage vor der Katastrophe war das Camp mehreren Medienberichten zufolge einer staatlichen Inspektion unterzogen worden. Die Behörden hätten die Notfallpläne des Camps geprüft und abgesegnet, hieß es.
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