Taiwan probt beim jährlichen "Han Kuang"-Militärmanöver den Ernstfall: eine Invasion durch China. An der Übung sind dieses Mal Zehntausende Reservisten und die Bevölkerung beteiligt. Eine Reaktion Chinas könnte schon bald folgen.
In Taiwan hat das Militär mit seinem jährlichen "Han Kuang"-Manöver begonnen. Mehr als 22.000 Reservisten nehmen daran teil und erstmals dauert die Militärübung zehn statt wie üblicherweise fünf Tage. Damit ist das diesjährige Manöver das bisher größte, seit Taiwan es 1984 eingeführt hat.
Mit der Übung will Taiwan überprüfen, wie gut es im Falle eines möglichen Angriffs von China vorbereitet wäre. Simuliert werden soll nicht nur eine chinesische Blockade, sondern auch eine chinesische Invasion der demokratischen Insel, wie ARD-Korrespondent Thorsten Iffland berichtet. Wellington Koo, der Verteidigungsminister Taiwans, betonte, das Manöver solle dazu dienen, der internationalen Gemeinschaft zu verdeutlichen, "dass wir entschlossen sind, uns zu verteidigen und China zu zeigen, dass die Armee unseres Landes das Selbstvertrauen und die Fähigkeit hat, ein freies und demokratisches Leben zu verteidigen".
Taiwan hat seit 1949 eine unabhängige Regierung. China beansprucht den Inselstaat jedoch als Teil seines Staatsgebiets und hat wiederholt gedroht, Taiwan zu annektieren - wenn nötig auch unter Einsatz des Militärs.
Waffensysteme aus US-Produktion sollen getestet werden
In der ersten Phase der zehntägigen Übungen soll etwa der Schutz von Kommando- und Kommunikationssystemen getestet werden, so ARD-Korrespondent Iffland.
Im weiteren Verlauf werden demnach aber auch verschiedene Waffensysteme zur Selbstverteidigung getestet. Dazu zählen laut der Nachrichtenagentur dpa unter anderem neue Drohneneinheiten und der Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS aus US-Produktion.
Die USA gelten als Taiwans wichtigster Verbündeter und sind aufgrund des Taiwan Relations Act von 1979 rechtlich verpflichtet, die Verteidigungskapazitäten der Inseldemokratie zu unterstützen. In den vergangen 50 Jahren verkauften die USA militärische Ausrüstung und Munition im Milliardenwert an Taiwan, darunter F-16-Kampfflugzeuge und Kampfschiffe.
Auch die Zivilbevölkerung Taiwans wird in das Militärmanöver eingebunden. So sind Evakuierungsübungen geplant und die Bevölkerung soll trainieren, wie sie auf einen Raketenalarm reagieren muss.
China bezeichnet Militärmanöver als "Bluff"
Chinas Verteidigungsministerium bezeichnete die "Han Kuang"-Militärübung als "nichts anderes als einen Bluff". Taiwan könne sich dem scharfen Schwert der chinesischen Volksbefreiungsarmee gegen dessen Unabhängigkeit nicht widersetzen.
China hat mit Beginn des taiwanischen Manövers Ausfuhrkontrollen verhängt. Sogenannte Dual-Use-Güter, die für zivile aber auch militärische Zwecke verwendet werden könnten, dürften nicht mehr an acht taiwanische Firmen, darunter auch ein Zulieferer für Taiwans Rüstungsindustrie, exportiert werden.
Chinesisches Militärmanöver als mögliche Reaktion
Taiwans Präsident Lai Ching-te, der von Peking als "gefährlicher Separatist" angeprangert wird, ist derzeit auf einer Tour über die Insel und will Reden halten, um "das Land zu einen". Nach Ansicht von Experten hängt die chinesische Reaktion auf die Militärübungen auch von den Reden des Präsidenten ab. Möglich wäre demnach ein chinesisches Militärmanöver Ende Juli.
Mit Informationen von Thorsten Iffland, ARD-Studio Tokio
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