In einer Zeit, in der Russland so viele Raketen und Drohnen auf die Ukraine abfeuert wie noch nie, stoppen die USA zugesagte Waffenlieferungen. Kiew reagiert zunächst diplomatisch. Und Russland?

Vor dieser Nachricht haben sich viele Menschen in der Ukraine gefürchtet. Die US-Regierung will bereits vereinbarte Waffenlieferungen an die Ukraine stoppen, darunter die Bereitstellung von wichtigen Flugabwehrraketen. Und das in einer Zeit, in der russische Luftangriffe deutlich zunehmen. Mit mehr als 5.000 Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern hat Russland die Ukraine nach offiziellen Angaben allein im Juni angegriffen.

Eine offizielle Mitteilung über die Aussetzung von US-Waffenlieferungen habe man nicht erhalten, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium am Nachmittag mit. Man habe die Berichte zur Kenntnis genommen und kläre die tatsächlichen Umstände der Lieferungen, heißt es in einem schriftlichen Statement. Um Einzelheiten zu klären, habe man zudem um ein Telefonat mit der amerikanischen Seite gebeten.

Auch ukrainische Beobachter versuchen zunächst, zu beschwichtigen. Die Entwicklung sei keine Neuigkeit, sagt beispielsweise der Parlamentsabgeordnete und Elitesoldat Roman Kostenko. Denn bisher habe die Trump-Administration keine neuen Lieferungen angekündigt. Die Ukraine, so interpretieren es viele, hätte sich nach den Entwicklungen der vergangenen Monate ohnehin auf das Schlimmste einstellen müssen.

Waffenlieferung seit langem vereinbart

Gerade im Bereich der Luftverteidigung ist die Abhängigkeit von den USA groß. Vor allem die Flugabwehrraketen für das Patriot-System sind für die Ukraine wichtig, da mit ihnen ballistische Raketen abgefangen werden können. Ausgleichen könnte die Ukraine fehlende Munition für Patriot-Systeme vermutlich kaum.

Zwar entwickelt sie eigene Mittel zur Flugabwehr. Doch die russischen Luftangriffe sind derzeit so massiv, dass sich das Land ohne Unterstützung kaum schützen kann.

"Wir haben noch einen gewissen Vorrat, aber wenn die Lieferungen tatsächlich eingestellt werden, wird der irgendwann aufgebraucht sein", warnt Kostenko gegenüber dem ukrainischen Radiosender NV. Andererseits lieferten die Patriot-Systeme keinen Schutz gegen Drohnenangriffe, da sie nur gegen Raketen eingesetzt werden, betont der Abgeordnete.

Die Lieferungen waren bereits unter der Biden-Administration vereinbart und finanziert worden. Ob sie wieder aufgenommen werden könnten, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar.

Waffenlieferung aus Deutschland

Anfang der Woche hatte der deutsche Außenminister Johann Wadephul bei seinem Besuch in der Ukraine den Bedarf der Ukraine bei der Flugabwehr als "enorm" bezeichnet. Handlungsbedarf gebe es "noch in diesem Sommer". Die Ukraine ihrerseits hatte vorgeschlagen, Patriot-Systeme und entsprechende Munition von US-Herstellern zu kaufen. Deutschland wolle dabei unterstützen, betonte Wadephul.

Russland begrüßte den US-Lieferstopp an die Ukraine. "Je weniger Waffen die Ukraine bekommt, desto näher ist das Ende der militärischen Spezialoperation", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mit "militärischer Spezialoperation" bezeichnet Moskau offiziell seinen seit drei Jahren währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Stellvertretender US-Botschaftsleiter einbestellt

Unterdessen bestellte das ukrainische Außenministerium den stellvertretenden US-Botschaftsleiter, John Ginkel, ein. Bei dem Gespräch habe die Vizeaußenministerin Marjana Beza die "kritische Bedeutung der fortgesetzten Lieferung von bereits früher gewährten Verteidigungspaketen" unterstrichen, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Besonders sei die Stärkung der Flugabwehr der Ukraine betont worden. Beza habe auf Anweisung von Außenminister Andrij Sybiha gehandelt.

Das Weiße Haus begründet die Einstellung der Lieferung mit Sorgen um den Eigenbedarf. Inwieweit andere Staaten bei amerikanischen Herstellern in Zukunft kaufen können, ist aktuell unklar. Ebenso wie die konkreten Auswirkungen der eingestellten Lieferungen.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke