Sabotage und Spionage werden zu einem immer größeren Problem für die deutsche Sicherheit. Bundesinnenminister Dobrindt setzt nun auf Israels Hilfe: Gemeinsam will er einen "Cyberdome" voranbringen.

Mit versteinertem Gesicht hört sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die Schadensbilanz an, die ihm der Beamte des israelischen Zivilschutzes vorträgt: Neun Tote, 200 Verletzte, mehr als 122 Gebäude wurden beschädigt, 20 davon müssen abgerissen werden.

Der Innenminister steht in der Kleinstadt Bat Jam südlich von Tel Aviv inmitten einer Trümmerwüste und ist sichtlich angefasst, welchen Schaden die ballistische Rakete aus dem Iran vor wenigen Tagen an dieser Stelle angerichtet hat.

Dobrindt: "Keinen Zweifel, dass der Iran Israel auslöschen würde"

"Wenn man hier sieht, in welcher Brutalität südlich von Tel Aviv mitten in einem Wohngebiet diese Raketen einschlagen - bewusst hier einschlagen - und die Zivilbevölkerung töten sollen, das zeigt diesen ganzen Wahnsinn des Terrors", sagt Dobrindt. "Und wenn man hier steht, dann hat man keinen Zweifel daran, dass der Iran - wenn er die Chance hat - Israel auslöschen würde."

Auch Israels Außenminister Gideon Saar lässt daran keinen Zweifel. Es sei dem Iran einzig darum gegangen, Israelis zu töten. Denn in Bat Jam gebe es weit und breit keine militärischen Einrichtungen. "Wir sehen hier das Ergebnis der barbarischen Strategie des Mullah-Regimes, ohne Scham und mit voller Absicht mit ballistischen Raketen zivile Stadtteile zu treffen", sagt der Außenminister.

Ein "Cyberdome" für Deutschland?

Seinen eigenen Worten zufolge will Dobrindt aus den israelischen Erfahrungen lernen, wie der Zivilschutz organisiert werden muss, wie mit solchen Gefahren umgegangen werden kann. Deshalb ist er nach Israel gereist. In enger Partnerschaft mit Israel soll in Deutschland ein - wie Dobrindt ihn nennt - "Cyberdome" entwickelt werden.

Er soll dafür sorgen, dass "wir die Cyberabwehr stärken, dass wir die Drohnenabwehr stärken", sagt Dobrindt. Der zivile Bevölkerungsschutz und die Warnsysteme sollen gestärkt werden. "Und ich will auch dafür sorgen, dass es bald ein deutsch-israelisches Zentrum gibt, zur Cyberwabwehr", sagt der deutsche Innenminister. "Das ist ein Gesamt-Verteidigungsansatz, den wir verfolgen müssen. Gesamtverteidigung heißt: militärische Verteidigung und zivile Verteidigung kombinieren."

Dobrindt hofft auf schnelles Ende des Gaza-Kriegs

Auch in seinem Gespräch mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu machte Dobrindt deutlich, dass Deutschland Israels Angriff auf den Iran unterstütze. Der Iran dürfe nie eine Atombombe haben, so Dobrindt. Zugleich mahnte der Innenminister an, die humanitäre Hilfe im Gazastreifen auszuweiten.

"Ich habe deutlich gemacht, dass wir uns vorstellen können, dass die Punkte, bei denen die Lebensmittel verteilt werden, im Gazastreifen, dass die deutlich ausgeweitet werden müssen", sagte Dobrindt. "Das hat auch etwas damit zu tun, wie man Menschenmengen bewegen kann innerhalb dieses engen Raumes. Das ist eine für uns wichtige Maßnahme, um dafür zu sorgen, dass auch die Lebensmittel an die Bevölkerung kommen."

Mit Blick auf eine mögliche Beendigung des Gaza-Kriegs sagte Dobrindt, es gebe Anzeichen, "dass in diese schwierige Situation Bewegung kommt".

Julio Segador, ARD Tel Aviv, tagesschau, 29.06.2025 18:13 Uhr

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