Israels Atomprogramm ist ein offenes Geheimnis. Eines seiner Zentren ist mutmaßlich der Kernreaktor Dimona, mitten in der Negev-Wüste. Offiziell gesprochen wird darüber in der nahegelegenen Stadt jedoch nicht.

Die Stadt Dimona liegt mitten in der Negev-Wüste, im Süden Israels und hat ein offenes Geheimnis. Um dieses zu verstehen, reicht ein Blick auf Google Maps: Ein paar Kilometer weiter liegt ein Ort, der in den Karten als "Kernforschungszentrum Negev" bezeichnet wird.

Und weil Israel mithilfe der USA in den letzten Tagen das iranische Atomprogramm angegriffen hat, war Dimona mutmaßlich ein Ziel der iranischen Raketen und Drohnen. Israel hat nämlich auch ein Atomprogramm. Ein weiteres offenes Geheimnis ist, dass das Land Atomwaffen besitzt.

"Es gibt keinen Grund zur Sorge"

In Dimona, mit ihren 43.000 Einwohnern, sprechen die Menschen nur verdeckt vom Kernforschungszentrum. Das Codewort dafür lautet: "die Textilfabrik". "Wir haben dafür keine Verantwortung, zuständig ist die Textilfabrik", sagt der braungebrannte Bürgermeister von Dimona, Benjamin Biton. "Sie haben ihre eigenen Leute, ihre eigenen Themen. Sie halten uns auf dem Laufenden. Ich kann aber alle beruhigen: Gott sei Dank ist Dimona eine sehr, sehr sichere Stadt. Es gibt keinen Grund zur Sorge."

Wegen des Kriegs ist Bitons Stadtverwaltung umgezogen: Die Einsatzzentrale ist jetzt in einem neuen Gebäude untergebracht, das eigentlich ein oberirdischer Bunker ist. Stolz zeigt der Bürgermeister auf die großen Bildschirme, auf die Aufnahmen von 600 Kameras in der Stadt geschaltet werden können.

Der Bürgermeister von Dimona, Benjamin Biton, versichert, dass es wegen der nahegelegenen "Textilfabrik" keinen Grund zur Sorge gebe.

Per Knopfdruck ist Biton im Falle eines Raketeneinschlags im Bilde: "Das ist mein Einsatzzentrum. Jeden Morgen kommen alle Führungskräfte der Verwaltung hier zusammen." Auch das Militär, der Rettungsdienst und der Sozialdienst seien bei der Lagebesprechung dabei. Die Büros der Angestellten sind direkt nebenan. "In den ersten 48 Stunden bin ich hier der Besitzer, ich bin auch der Verteidigungsminister und der Premierminister."

Biton ist hier geboren. Viel geschlafen hat er zuletzt wegen der Raketenalarme nicht.

Bei internationalen Krisen strategisch interessant

Darunter leidet auch Daniela, die schon 27 Jahre hier in Dimona lebt. Ursprünglich kommt sie aus Krefeld. Doch auch sie hat sich mit der Situation hier irgendwie arrangiert. Seit dem 7. Oktober habe sie stets einen kleinen Rucksack bei sich. Darin: Zwei Pässe, ein bisschen Schmuck, ein kleines Fotoalbum, Medikamente für eineinhalb Monate und Kleidung zum Wechseln. "Das habe ich immer dabei. Man weiß nie, was einen wann erwischt und wie lange man wo festsitzt. Es ist eigentlich traurig, aber ohne den kleinen Rucksack gehe ich nicht raus."

Daniela geht in ein Einkaufszentrum - der nächste Bunker ist gleich um die Ecke. Am Himmel, etwas weiter weg, fliegt ein Zeppelin mit Überwachungstechnik. Über den Ort, der in den vergangenen Tagen des Krieges ziemlich sicher zu den Zielen der iranischen Raketen gehörte, will auch sie nicht sprechen: "Wenn internationale Krisen sind, ist der Ort strategisch immer sehr interessant." Anderseits fühle sie sich hier sehr sicher. "Man kann hier nicht mal husten, ohne dass man das merkt", sagt sie.

Höchste Sicherheitsstufe

Biton, der Bürgermeister, hat große Pläne für die Stadt. In zehn Jahren soll sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppeln. Dimona sei eben nicht nur für die interessant, die in der "Textilfabrik" - alias Kernforschungszentrum - arbeiten: "Ich sage, was ich sagen kann. Einige Bürger oder ihre Eltern arbeiten da, und die sind völlig entspannt."

Es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, versichert Biton. "Diese Anlage gibt es seit den 1960er-Jahren. Wir sind stolz darauf. Für uns ist sie sehr wichtig und stört nicht." Aus seiner Sicht wird das Thema hochgespielt: "Wir sind völlig entspannt - die Bürger und ich als Bürgermeister. Ich weiß wirklich viel, und ich kann versichern, es ist alles okay."

Zumindest haben sie hier in Dimona den Krieg zwischen Israel und dem Iran bisher einigermaßen gut überstanden. Rund um das Kernforschungszentrum, einem Teil des israelischen Atomprogramms, herrscht aber weiter die höchste Sicherheitsstufe. Und den Ort nennen sie hier weiterhin "die Textilfabrik".

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