Irans oberster Führer Chamenei ist nicht nur geistliches Oberhaupt, sondern konzentriert auch die politische Macht auf sich. Doch der Krieg mit Israel setzt ihn massiv unter Druck. Wer ist der Mann?

Alle Macht konzentriert sich auf ihn: Ajatollah Ali Chamenei. In religiösen, aber auch in politischen Fragen hat er das letzte Wort im Iran - und nicht der Präsident. Er ist geistliches Oberhaupt und damit auch oberster Führer. Zudem beruft er den Kommandeur der wichtigen Revolutionsgarde. Seit 36 Jahren ist Chamenei an der Spitze der Islamischen Republik - und an ihm kommt niemand vorbei.   

Die Verfassung des Staates sei "göttlich" und werde durch die Hände "dieser glorreichen Nation überleben", erklärt Chamenei. "So Gott will, wird dieser Baum seine Wurzeln vertiefen und festigen. Und wer sich dem entgegenstellt, wird vor euren Augen zerstört werden." Mit "Baum" ist das Regime gemeint, das er mit ganzer Kraft zu erhalten versucht.

Kampf gegen den Schah

Chamenei wird 1939 in Maschad geboren. Schon früh widmete er sich religiösen Studien. Sein Vorbild: der frühere Ajatollah Ruhollah Khomeini. Wie sein Lehrer Khomeini schloss er sich dem Kampf gegen den Schah an, mehrere Male musste er dafür ins Gefängnis. 1979 erfolgt die Iranische Revolution, der Schah stürzt - und das Ende der Monarchie ist der Anfang der Islamischen Republik: 

Nie an Schärfe verloren

Seit einem Anschlag auf ihn im Juni 1981 kann Chamenei seinen rechten Arm nicht mehr bewegen. Dadurch und wegen seines hohen Alters wirkt er bei seinen Auftritten mitunter mild. Doch das täuscht, denn in Wahrheit hat er über die Jahrzehnte nicht an Schärfe verloren. 

Das zeigen zuletzt die Proteste im Land nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, die vom Regime blutig niedergeschlagen werden. Hunderte starben, mehr als 30.000 Menschen wurden festgenommen. Chamenei sieht in den Protesten eine Verschwörung ausländischer Mächte.

Die jahrelange Wirtschaftskrise im eigenen Land, die Armut der Menschen im Iran spielt der 86-Jährige herunter. Er prophezeit dem Land eine große Zukunft: "Mitunter gibt es Schwierigkeiten, Menschen werden hoffnungslos, stoßen auf unerwartete Phänomene, aber die können überall auftreten. Die gab es auch schon in Zeiten des heiligen Propheten und davor."

Regelmäßige Drohungen an den Westen

Regelmäßig richtet Chamenei Drohungen an die sogenannten Erzfeinde: Die US-Regierung beschimpft er als Clowns, nennt den Westen dumm und idiotisch, weil der vom Iran erwarte, sein Rüstungsprogramm zu begrenzen. Und so wurden am 13. Juni aus Erzfeinden Kriegsparteien.

Nach den ersten Angriffen Israels droht der oberste Führer Israel: "Das Leben wird für sie bitter werden, ohne Zweifel. Sie sollten nicht denken, dass sie zugeschlagen haben und es damit vorbei ist." Israel habe angefangen - und einen Krieg ausgelöst, so Chamenei. "Wir werden nicht zulassen, dass sie von dem großen Verbrechen, das sie begangen haben, ungestraft davonkommen." 

Inzwischen wird es einsam um Chamenei. Mehrere ranghohe Militärs, dazu sein außenpolitischer Chefberater, wurden von Israel getötet. Ebenso seine wichtigsten Verbündeten, wie zum Beispiel Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah. Der enge Freund Chameneis starb im vergangenen Jahr bei einem israelischen Angriff.

Wo hält sich Chamenei auf?

Derzeit ist unklar, wo sich der Revolutionsführer selbst aufhält. In einem Bunker wird er vermutet, sicher ist das nicht. Dann gab es einen Auftritt des 86-Jährigen, das erste Mal seit Kriegsbeginn. Es war eine Reaktion auf die Forderung des US-Präsidenten Donald Trump, bedingungslos zu kapitulieren. In einer Fernsehansprache erklärte er: "Die iranische Nation lehnt einen aufgezwungenen Krieg genauso ab wie einen aufgezwungenen Frieden."

Wann dieser Krieg enden wird und welche Folgen er für die iranische Führung haben könnte, ist nicht klar. Eines ist jedoch sicher: Nach den Drohungen und dem Druck aus dem Westen wird die Luft um Revolutionsführer Chamenei immer dünner. Chameneis "Baum" - sein Regime - könnte entwurzelt werden. 

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