• Eine Alarm-App des israelischen Militärs warnt die Bevölkerung vor bevorstehenden Luftangriffen.
  • Seitdem die Stuttgarterin Elishevah Breuning in Jerusalem lebt, ist das Aufsuchen von Schutzräumen für sie fast alltäglich geworden.
  • Das Auswärtige Amt ruft Deutsche in Israel dazu auf, sich auf einer Krisenvorsorgeliste zu registrieren.

Michel Weinberg, Geschäftsführer der deutsch-israelischen Industrie- und Handelskammer, schläft aktuell nur in Etappen. Denn in den vergangenen Nächten flogen immer wieder iranische Raketen in Richtung Tel Aviv, wo Weinberg seit 40 Jahren lebt.

Die Heimatfront – die Zivilschutzabteilung des israelischen Militärs – warnt per Alarm-App, wenn Angriffe bevorstehen. Dann reißt das Smartphone Weinberg aus dem Schlaf: "Also wir werden eigentlich jede Nacht von dieser App geweckt. Heute Nacht zweimal, einmal um 1:00 Uhr morgens und einmal um 4:00 Uhr morgens. Sie haben eine halbe Stunde Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, müssen dann circa 30, 45 Minuten warten und dann können Sie wieder schlafen gehen."

Alltag im Ausnahmezustand

Für Elishevah Breuning ist diese Situation noch relativ neu. Die 26-Jährige ist orthodoxe Jüdin und lebt erst seit Kurzem in Israel. Im Herbst hat sie ihre Heimat Stuttgart verlassen, um ein Jahr lang eine Religionsschule in Jerusalem zu besuchen. Den nächsten Schutzraum zu finden, gehört aber seit dem ersten Tag ihres Aufenthalts in Israel zum Leben dazu – also auch schon, bevor das Land den Iran am vergangenen Wochenende angegriffen hat, sagt sie. "Mir war klar, dass es hier einen Krieg gibt. Mir war klar, dass es Raketenangriffe gibt. Und ja, man möchte eben dann doch schon so lange hierbleiben, wie es geht. Solange es relativ sicher ist."

Der aktuellen Lage steht Breuning zwiegespalten gegenüber. Einerseits müsse sie nun häufiger zum Luftschutzbunker laufen, andererseits hat sie Verständnis für die Angriffe auf den Iran – ein Land, das mit den Terrormilizen Hamas, Hisbollah und Huthi gleich mehrere Feinde Israels finanziere: "Ich sehe die logische Verbindung dadurch, dass der Iran ideologisch und finanziell diese Terrororganisationen unterstützt hat. Und ich sehe, dass es wahrscheinlich gute Gründe gibt, den Iran anzugreifen. Gleichzeitig muss man natürlich aber auch hinterfragen, ob es gut für eine Bevölkerung ist, einen Krieg weiter zu eskalieren."

Deutsche in Israel sollen sich auf Liste des Auswärtigen Amtes registrieren

Auf der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts steht Breuning trotzdem noch nicht. Ein Sprecher des Außenministeriums hat am Montag Deutsche in Israel erneut dazu aufgerufen, sich auf dieser so genannten ELEFAND-Liste zu registrieren. Auf 4.000 Namen ist die Liste inzwischen angewachsen.

Der Geschäftsführer der deutsch-israelischen Außenhandelskammer Michel Weinberg steht darauf. Doch auch Weinberg empfindet die aktuelle Lage noch nicht als existenziell bedrohlich, sagt er: "Ich habe schon so viele Kriege miterlebt, schon so viele Raketenangriffe in den letzten 20 Jahren. Ich bin jemand, der an Statistik glaubt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Rakete genau mich beziehungsweise mein Haus treffen wird, die ist sehr, sehr gering." Tel Aviv verlassen, so Weinberg, würde er nur dann, wenn Israel nicht mehr demokratisch sein sollte.

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