Israels Sicherheitsdienste machen keinen Hehl daraus: Der Angriff auf den Iran wurde jahrelang vorbereitet - auch innerhalb des Iran. Einmal mehr zeigt Israel, wie weit sein Einfluss im Iran reicht.
Das bisherige militärische Vorgehen Israels im Iran ist von drei Faktoren bestimmt: Schnelligkeit, gleichzeitiges Agieren auf mehreren Ebenen und hohe Präzision. Grundlage dieser Strategie, die für das Mullah-Regime an eine Demütigung grenzt, ist die umfangreiche Arbeit des Auslandsgeheimdienstes.
Der Mossad verfügt - nach allem, was man bislang weiß - über ein großes Netz an klandestinen Mitarbeitern, das schon seit Jahren flächendeckend gegen die Islamische Republik agiert und sich dem Vernehmen nach fast ausschließlich aus iranischen Staatsbürgern speist.
So wurde nach Informationen der israelischen Zeitung Haaretz und anderer internationaler Medien im Vorfeld der momentan laufenden Militäroperation im Iran eine geheime Basis errichtet, auf der man Drohnen lagerte, die zuvor ins Land geschmuggelt wurden. Die präzisionsgesteuerten Waffen sollen in der Nähe iranischer Boden-Luft-Raketensysteme positioniert und beim Beginn der Offensive am Freitag gegen sie eingesetzt worden sein.
Damit wurde die iranische Luftabwehr in entscheidendem Maß geschwächt, bevor sie überhaupt aktiviert werden konnte. In einer Reihe von weiteren Operationen sollen zudem Fahrzeuge mit Präzisionswaffen in der Nähe von Raketensilos und Luftabwehrstellungen im Iran platziert worden sein.
Gezielte Liquidierung von Schlüsselpersonen
Zudem wurden im Vorfeld und kurz nach Beginn der ersten Angriffswelle am Freitagmorgen gezielt Schlüsselpersonen aus dem Umfeld der Revolutionswächter und des Atomprogramms liquidiert.
Unter den Toten sind Generalstabschef Mohammad Bagheri, der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarde, Hossein Salami, sowie Ali Shamkhani, der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates und einer der wichtigsten Berater des geistlichen Oberhauptes Ajatollah Ali Chamenei. Hinzu kommen knapp zehn führende Atomwissenschaftler.
Am Sonntag meldete zudem der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu die Tötung des Chefs des Geheimdienstes der iranischen Revolutionsgarden, Mohammed Kasemi. Darüber hinaus gibt es im Iran das Gerücht, dass auch Parlamentssprecher Mohammad Bagher Ghalibaf tot sei.
Erhob Trump Einspruch?
Gegen die Tötung von Revolutionsführer Chamenei, die der Mossad angeblich ebenfalls geplant hatte, soll US-Präsident Donald Trump nach Angaben aus US-Regierungskreisen Einspruch eingelegt haben. "Wir haben herausgefunden, dass die Israelis Pläne hatten, den Obersten Führer des Iran anzugreifen", sagte ein Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.
Mehrere US-Medien berichteten ebenfalls unter Berufung auf eigene Quellen in der Regierung über entsprechende Pläne Israels und den Einspruch der US-Regierung dagegen.
In den sozialen Medien Irans tauchen seit Samstag immer wieder Gerüchte auf, dass Chamenei und seine Angehörigen die Islamische Republik möglicherweise bereits verlassen hätten. So behauptet ein User unter der Überschrift "Die Herren packen jetzt", dass im militärischen Teil des Teheraner Flughafens Mehrabad Staatslimousinen vorgefahren seien. Als angebliches Ziel werden Russland, Venezuela und Pakistan genannt. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen lässt sich nicht objektiv nachprüfen.
Öffentliches Bekenntnis
Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Mossad im Iran immer wieder Personen gezielt liquidiert. Am spektakulärsten war die Ermordung von Ismail Hanija im Juli vergangenen Jahres. Der damalige Chef der Terrororganisation Hamas befand sich anlässlich der Beerdigung des iranischen Staatspräsidenten Ebraim Raisi in Teheran, als er im Gästehaus der Revolutionswächter durch eine gezielt herbeigeführte Explosion getötet wurde. Verteidigungsminister Israel Katz sagte Monate später, dass sein Land hinter der Tötung gestanden habe.
Hinzu kam die Tötung zahlreicher Nuklearwissenschaftler. Ihr prominentester war der Physiker und Leiter des iranischen Atomprogramms, Mohsen Fakhrizadeh, der im Jahr 2020 durch ein ferngesteuertes Maschinengewehr erschossen wurde, als er außerhalb Teherans unterwegs war.
Obgleich Israel sich nie zu dem Vorwurf öffentlich geäußert hatte, für die Anschläge auf Atomwissenschaftler im Iran verantwortlich zu sein, ließ der damalige Mossad-Chef Yossi Cohen wissen, dass Fakhrizadeh schon lange im Visier des Geheimdienstes gestanden habe.
Infiltrierter Geheimdienst
Wie tief sich der Mossad im Laufe der vergangenen Jahre in die offiziellen iranischen Staatsstrukturen eingegraben hat, zeigt auch eine Bemerkung von Mahmud Ahmadinedschad aus dem vergangenen Herbst, die aus heutiger Sicht noch einmal mehr Gewicht bekommen dürfte.
Der ehemalige iranische Staatspräsident erklärte damals gegenüber dem Sender CNN-Türk, dass der Chef der Abteilung des iranischen Geheimdienstes, die gegründet wurde, um in der Islamischen Republik tätige Mossad-Agenten ins Visier zu nehmen, selbst ein israelischer Agent gewesen sein soll. Zudem sollen laut Ahmadinedschad rund 20 weitere Personen dieser Abteilung als Maulwürfe gearbeitet und Informationen über Atomwaffen an Israel geliefert haben.
2018 soll Israel nach Angaben von Ministerpräsident Netanjahu Zehntausende Seiten an Daten erhalten haben, die belegten, dass der Iran Teile seines Atomprogramms vertuscht habe, bevor er das Abkommen von 2015 unterzeichnete. Ein ehemaliger Mossad-Chef bestätigte, dass die Informationen von mehr als einem Dutzend nicht-israelischer Agenten aus Tresoren in Teheran geholt wurden.
Diese Informationen sollen US-Präsident Trump damals veranlasst haben, einseitig aus dem Atomabkommen auszusteigen.
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