Nach Israels Grossangriff auf den Iran kommen heute Abend die Staats- und Regierungsoberhäupter der G7 im kanadischen Kananaskis zusammen. Für US-Präsident Donald Trump ist es der erste Gipfel in seiner zweiten Amtszeit. Wenn er während der drei Gipfeltage keinen Eklat verursacht, können dies seine Amtskollegen bereits als Erfolg verbuchen. Zu mehr ist die westliche Staatengruppe kaum in der Lage, zu unterschiedlich positionieren sich die USA, Japan, Grossbritannien und Kanada sowie die EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Italien. SRF-Korrespondent Sebastian Ramspeck schildert die Ausgangslage.

Was können die G7 mit Blick auf den israelisch-iranischen Krieg bewirken?

Wenig. Die G7 werfen dem Iran vor, heimlich nach Atomwaffen zu streben. Sie sind sich aber uneins, wie dies verhindert werden soll. Israel kann auf den Beistand der USA zählen, steht aber bei anderen G7-Staaten in der Kritik. Zumal Israel das Völkerrecht missachtet und im Iran nicht nur das Atomprogramm, sondern auch das Regime beenden will. Iran droht seinerseits mit Angriffen gegen die USA, Grossbritannien und Frankreich. Eine Ausweitung des Krieges könnte die Öl- und Gaspreise explodieren lassen. Trotzdem dürfte die G7 nicht mehr beschliessen als einen Appell zur Mässigung. 

Herrscht beim Ukraine-Krieg Einigkeit?

Nicht wirklich. Trump ist mit seinen Friedensbemühungen gescheitert. Für die meisten G7-Staaten ist klar: Der russische Präsident Wladimir Putin wird einem Kompromissfrieden – wenn überhaupt – nur zustimmen, wenn der Druck auf ihn wächst. Doch ihre Hoffnung, Trump könnte einer Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und der Waffenlieferungen für die Ukraine zustimmen, hat sich immer zerschlagen. Am Dienstag wird auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski anreisen, um auf Trump einzureden. Auch hier gilt: Es ist Krieg – und der Westen weitgehend machtlos.

Kann in Kananaskis der Handelsstreit zwischen den USA und anderen G7-Staaten beigelegt werden?

Kaum. Trump dürfte den Gipfel aber nutzen, um mit der EU, aber auch mit Japan und Kanada die Verhandlungen zur Beilegung der Handelsstreitigkeiten voranzutreiben. Zumal er gedroht hatte, andernfalls in dreieinhalb Wochen die angekündigten Extrazölle endgültig in Kraft zu setzen. Allerdings sagte sein Finanzminister Scott Bessent am vergangenen Mittwoch, es sei «sehr wahrscheinlich», dass diese Frist verlängert werde. Zumindest dies könnte in Kananaskis verkündet werden. 

Welche anderen Resultate sind zu erwarten?

Gipfel-Gastgeber Mark Carney, der kanadische Premierminister, versucht wohl gar nicht erst, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine umfassende Gipfel-Erklärung einzuschwören. Dabei ist eine solche jeweils das handfeste Ergebnis eines internationalen Gipfeltreffens. In Kananaskis soll es bloss Erklärungen zu Einzelthemen geben, etwa zur künstlichen Intelligenz, zur Quantentechnologie und zu Waldbränden.  

Wozu denn eigentlich überhaupt noch G7-Gipfel durchführen?

Weil es immer gut ist, wenn Staats- und Regierungsoberhäupter miteinander reden. Wahr ist aber auch: Für den Gipfel in Kananaskis, einem Ferienort in den Rocky Mountains, wird ein gigantischer Aufwand betrieben, aus der ganzen Welt kommen tausende von Beraterinnen und Bodyguards, Journalisten und Lobbyisten. Dieser Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Resultat, das bestenfalls erwartet werden kann. Der Gipfel wird vor allem vor Augen führen, dass den «Westen», den die G7 verkörpern, immer weniger zusammenhält.

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